"Dirk, wenn du das hier liest..."

Lukas Podolski ist mit acht Treffern in der Liga Topscorer bei Galatasaray
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SPOX: Euphorie ist ein gutes Stichwort: Die ist bei den Fußball-Fans von Galatasaray etwas abhandengekommen. Die Fans äußern laut ihren Unmut. Können Sie die Proteste verstehen?

Podolski: Es lief nicht optimal für uns in den letzten Wochen, daher kann ich die Fans natürlich verstehen. Aber davon dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen. Wir haben gegen Akhisarspor am Wochenende einen wichtigen Sieg eingefahren. Der dritte Platz in der Liga ist auch nicht so katastrophal, wie es vielleicht dargestellt wird. Galatasaray hat letztes Jahr drei Titel gewonnen, da muss man im Umfeld vielleicht etwas mehr Ruhe bewahren und der Mannschaft Vertrauen schenken. Wir wollen Meister werden, daran ändert sich nichts.

SPOX: Für Sie persönlich läuft es blendend. Sie sind interner Torschützenkönig und Publikumsliebling. Haben sich Ihre Erwartungen schon erfüllt?

Podolski: Die Erwartungen sind immer, dass auf Anhieb alles optimal läuft. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass es gerade im Ausland nie so einfach ist. Neues Land, neue Menschen, weit weg von zu Hause. Wenn man diese Umstände betrachtet, läuft es für mich super. Ich stehe bei acht Toren und vier Assists in 17 Spielen. Ich bin absolut zufrieden.

SPOX: Über ihren Wechsel in die Türkei ist wie so oft in ihrer Karriere erregt diskutiert worden. Es gab Befürworter, aber auch Zweifler.

Podolski: Jede Entscheidung, die ich treffe - ob sportlich oder privat - mache ich nicht, weil mir irgendwelche Menschen oder sogenannte Experten etwas empfehlen oder Ratschläge geben. Ich treffe sie aus Überzeugung und nur das zählt für mich! Ich bin eine eigenständige Person und ich kann selbst entscheiden. Ich tue das dann mit meiner Familie und den Personen, denen ich vertraue. Am Ende muss ich mit den Entscheidungen leben, die ich für mein Leben treffe. Sportlich und privat.

SPOX: Dennoch hat Ihre Karriere sportlich gesehen eine positivere Wendung genommen. Sie spielen regelmäßig, schießen Tore, sind unangefochtener Stammspieler.

Podolski: Ich muss keinem mehr etwas beweisen, was ich kann. Ich weiß, dass ich meine Leistungen bringe, wenn ich regelmäßig spielen darf. So war es immer. Mit meiner Zeit bei Arsenal war ich absolut zufrieden. Dort gab es keine Phase, die mir negativ in Erinnerung geblieben ist. Der Wechsel zu Galatasaray hat mich aber nicht nur sportlich, sondern auch persönlich weitergebracht. Ich lebe in einer tollen Stadt, ich habe neue Menschen kennengelernt und das wird mich auch für die Zeit nach dem Fußball weiterbringen.

SPOX: Sie haben sich in Istanbul eingelebt, Kevin Großkreutz dagegen nicht. Er will zurück nach Deutschland. Was steckt dahinter?

Podolski: Daran sieht man, dass ein Schritt ins Ausland eben nicht selbstverständlich ist. Jeder, der von außen seine Meinung dazu abgibt, sieht das ganze Drumherum nicht. Viele können das nicht beurteilen. Es ist ja nicht so, dass gerade 20 deutsche Ex-Bundesliga-Spieler im Ausland spielen. Die Anzahl ist übersichtlich. Das sollte man vielleicht auch sehen. Wichtig ist, sich im Ausland den Menschen zu öffnen. Man muss die neuen Gegebenheiten von Anfang an annehmen und darf sich nicht verschließen.

SPOX: Hat Kevin Großkreutz da vielleicht etwas falsch gemacht?

Podolski: Sicherlich war es ein Problem für ihn, dass er nicht spielen und dadurch keine Bindung herstellen konnte. Er hat ja nur trainiert. Passiert dieser Fehler beim Transfer nicht (wegen eines Formfehlers wurde Großkreutz bis Ende des Jahres gesperrt, Anm. d. Red.), wäre vieles für ihn einfacher gewesen.

SPOX: Glauben Sie, dass es für ihn noch einmal eine Rückkehr zu Galatasaray geben könnte?

Podolski: Ich weiß es nicht.

SPOX: Istanbul ist riesengroß. Sie wohnen in einer Ecke der Metropole, Mario Gomez und Andreas Beck in anderen Ecken. Sieht man sich dennoch mal?

Podolski: Mit Mario spiele ich schon seit der U 15 zusammen. Wir haben auch in der Jugend oft gegeneinander gespielt, ich in Köln, er in Stuttgart. Wir schreiben viel miteinander, aber es ist nicht so, dass wir uns regelmäßig sehen. Wir haben viele Spiele, trainieren viel, so dass die Woche schon gut gefüllt ist.

Seite 1: Podolski über seine Liebe zum Basketball und seine Pläne mit den Rheinstars

Seite 2: Podolski über Galatasaray, seine Karriere und Großkreutz' Probleme

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