Hugo Almeida: "Ich konnte auf Real nicht warten"

Von Interview: Fatih Demireli
Hugo Almeida schoss beim 3:0 gegen Gaziantepspor im Pokal-Halbfinale das 2:0
© anadolu

Hugo Almeida wechselte in der Winterpause von Werder Bremen zum türkischen Top-Klub Besiktas. Den Durchbruch hat der Portugiese in Istanbul noch nicht geschafft, doch auch sein Klub kriselt. Im Interview spricht Almeida über Abschieds-Gerüchte, ein Angebot von Real Madrid und über Thomas Schaaf.

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SPOX: Hugo Almeida, es geht aufwärts. Erst zwei Tore gegen Kayserispor in der Süper Lig, am Mittwoch ein Tor im Pokal-Halbfinale gegen Gaziantepspor. War das der Durchbruch?

Hugo Almeida: Ich hoffe es. Ich bin sehr glücklich, dass ich zuletzt so oft getroffen habe. Die Tore sind wichtig für mein Selbstvertrauen. Ich muss den Fans von Besiktas und allgemein in der Türkei noch mehr zeigen. Die Tore haben mir sehr gut getan, besonders weil sie zu Siegen geführt haben. Wir müssen den Pokal gewinnen. Wir sind ihm auch ein Stück näher gekommen.

SPOX: Für Sie lief es lange nicht so erfolgreich, obwohl Sie mit viel Euphorie empfangen wurden. Warum hat es bei Ihnen so lange gedauert?

Almeida: Es stimmt schon, die Erwartungen waren sehr hoch. Sowohl Fans, aber auch wir Spieler haben die Ziele hoch gesteckt. Wir wollten erstmal schönen Fußball zeigen, aber eine Mannschaft braucht Zeit, um sich einzuspielen, insbesondere, wenn viele Neue da sind. Ich glaube, das war unser Problem. Wir sind immer noch in der Eingewöhnungsphase.

SPOX: Das gilt nicht nur für Ihre Situation bei Besiktas. Sie mussten sich auch an eine neue Liga gewöhnen. Wie groß sind die Unterschiede zur Bundesliga?

Almeida: Es geht voran, ich finde mich rein. Die Unterschiede sind nicht sehr groß. In beiden Ligen geht es zur Sache, die Spiele sind fast immer sehr umkämpft. Beide Ligen sind sehr ausgeglichen, aber in der Türkei sind die kleineren Teams vielleicht sogar ein bisschen gefährlicher. Das Risiko zu stolpern ist größer und deswegen ist die Anspannung bei den Spielen auch immer sehr hoch.

SPOX: Besiktas ist sehr häufig über diese Gegner gestolpert. Letztlich hat das auch Bernd Schuster den Job gekostet. Warum ist er gescheitert?

Almeida: Ich habe es versucht eingangs zu erklären. Die Mannschaft hat einfach nicht so schnell zusammengefunden, wie wir es uns erhofft haben. Ich will deswegen keinen beschuldigen, außer die Ironie des Fußballs, aber weniger den Trainer. Leider enden viele dieser Geschichten damit, dass der Trainer am Ende die Rechnung bekommt. Trotz der Neuverpflichtungen sind die Ergebnisse ausgeblieben und der Druck wurde irgendwann zu groß. Es ist sehr schade, aber wir werden das im Fußball immer wieder erleben müssen.

SPOX: In der nächsten Saison soll es besser werden und Präsident Yildirim Demirören hat durchblicken lassen, weitere Portugiesen holen zu wollen. Haben Sie Ihre Tipps schon abgeben?

Almeida: Klar kenne ich viele Portugiesen, die den Kader von Besiktas verstärken könnten. Ich glaube aber nicht, dass es meine Aufgabe ist, Spieler ins Gespräch zu bringen, indem ich hier Namen nenne. Das ist schon die Aufgabe des Trainerteams. Ich vertraue voll und ganz deren Entscheidungen.

SPOX: Sind Sie in der nächsten Saison überhaupt noch da? Die türkischen Medien spekulieren darüber, dass Sie nach Saisonende schon wieder gehen wollen. Haben Sie Ihren Wechsel zu Besiktas bereut?

Almeida: Auf keinen Fall! Ich will noch lange Besiktas-Spieler bleiben. Ich bin überzeugt, dass ich die richtige Wahl getroffen habe - sowohl beruflich als auch privat. Mag sein, dass die Ziele, die ich mir gesteckt habe, als ich herkam, auf Anhieb nicht erfüllt wurden, aber ich bin sicher, dass es auch wieder bessere Zeiten geben wird.

SPOX: Im Winter gab es Spekulationen, dass Real Madrid Sie verpflichten wollte. Mal ehrlich, gab es wirklich Kontakt zu Real?

Almeida: Ja, es war wirklich Interesse da, aber es wurde nicht konkret. Ich konnte mich deswegen auch nicht damit auseinandersetzen und es mit anderen Angeboten vergleichen, die ich im Winter hatte. Und ich konnte auch nicht länger warten. Besiktas gab mir die Chance zum Wechsel und jetzt bin ich hier.

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SPOX: Das hört sich aber so an, dass die Tür noch nicht ganz zu ist...

Almeida: Ein Traum würde für mich in Erfüllung gehen, wenn ich für Jose Mourinho spielen könnte. Er hat immer viel Vertrauen in mich gesetzt. Ich hoffe, dass es irgendwann klappt, aber jetzt liegt meine ganze Konzentration bei Besiktas.

SPOX: Wie fühlt sich der Privatmensch Hugo Almeida in der Türkei?

Almeida: Sehr gut! Am Anfang war es vielleicht etwas seltsam, aber heute fühle ich mich privat und als Fußballer sehr wohl in der Türkei.

SPOX: Sie haben sich auch in Deutschland wohlgefühlt. Dennoch kam der Abschied sehr plötzlich. Warum haben Sie Werder Bremen verlassen?

Almeida: Es gab viele Gründe. Das Angebot von Besiktas war sehr gut und es ist auch immer eine Sache der Perspektive. Ich habe lange überlegt, aber im Endeffekt wollte ich etwas Neues erleben: Ein neues Land, eine neue Herausforderung...

SPOX: Vermissen Sie Deutschland?

Almeida: Ein bisschen schon, weil ich dort sehr glücklich war und mich sehr gut eingelebt habe. Bremen war eine der schönsten Phasen in meinem Leben und ich werde es immer positiv in Erinnerung behalten. Bremen wird immer ein Platz in meinem Herzen haben.

SPOX: Das türkische Fernsehen zeigt die Bundesliga regelmäßig. Schauen Sie noch manchmal, was Ihre Ex-Kollegen so treiben?

Almeida: Klar, eigentlich immer, wenn wir selbst gerade nicht spielen.

SPOX: Können Sie mit etwas Abstand begründen, warum Werder in dieser Saison so abgestürzt ist? Liegt es wirklich nur daran, dass Mesut Özil gegangen ist?

Almeida: Nun ja, man kann es nicht leugnen, dass es ein Unterschied macht, ob eine Mannschaft einen Mesut Özil hat oder nicht. Sein Fehlen würde jede Mannschaft spüren und natürlich hat es auch in Bremen etwas damit zutun, dass Mesut gegangen ist. Aber Bremen hat trotzdem eine gute Mannschaft, die Probleme gehen darüber hinaus.

SPOX: Thomas Schaaf stand zwischenzeitlich sehr in der Kritik. Sie kennen Ihn gut. Sollte er bei Werder weitermachen?

Almeida: Er ist ein ausgezeichneter Trainer, der eine tolle und lange Geschichte bei Werder Bremen hat. Ich hoffe für Werder und für ihn, dass sie in der Liga bleiben. Sie werden das schon schaffen.

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