Schuster, Fatih & der Kopfstoß

Von Fatih Demireli
Fatih Tekke wechselte am letzten Transferstag von Rubin Kazan zu Besiktas
© Imago

Das ist doch mal ein Trainer-Spieler-Verhältnis! Bernd Schuster geht verbal auf einen Spieler los. Dieser fühlt sich in seiner Ehre gekränkt und will dem Deutschen einen Kopfstoß geben. Schuster sorgte wenig später auch auf der Pressekonferenz für Aufsehen. Frank Rijkaard bekommt einen tollen Abschied. Dies und mehr bei ALLES SÜPER zum 10. Spieltag-

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Istanbul war mal: Ein Blick auf die Tabelle der Süper Lig: Bursaspor an Eins, ohne Niederlage! Trabzonspor an Zwei. Kayserispor an Drei! Wäre heute Saisonende, würden sich Bursa und Trabzon für die Champions League qualifizieren. Kayserispor würde in der Europa League landen. Und die Istanbuler Klubs? Fenerbahce ist immerhin Vierter. Aber Besiktas? Sechster! Galatasaray? Sogar Achter.

Die Statistik-Datenbank spuckt Historisches aus: Zum ersten Mal in der Geschichte des türkischen Fußballs steht am 10. Spieltag kein Istanbuler Klub unter den ersten Drei. Dabei wird es auch am 11. Spieltag bleiben, denn der Rückstand Feners auf den dritten Kayseri beträgt fünf Punkte. Wer in Istanbul spätestens jetzt nicht verstanden hat, dass es die "Kleinen" nicht mehr gibt, ist selber schuld.

F... off, Fatih: Selbst Heimspiele gegen Abstiegskandidaten sind längst keine klaren Angelegenheiten mehr. Diese Erfahrung machte jetzt Besiktas wieder. Gegen Sivasspor gewannen die Schwarz-Weißen mit 2:1, hatten aber extrem viel Glück. Das wusste auch Trainer Bernd Schuster, der sehr unzufrieden war. Dass sich sein Jokerstürmer Fatih Tekke nach dem Spiel fröhlich mit den Sivas-Spielern unterhielt, nervte Schuster gewaltig. Nach einem Bericht der Zeitung "Habertürk" kam es in der Kabine zur heftigen Auseinandersetzung. "Fuck off, du nimmst überhaupt nichts ernst!", soll Schuster geschrien haben.

Tekke, nicht nur bekannt als hervorragender Torjäger, sondern auch als leicht reizbares Nervenbündel, flippte total aus und wollte seinem Trainer einen Kopfstoß verpassen. "Ich bin 33, niemand darf mich beschimpfen, wer bist du überhaupt?", soll Tekke laut der Zeitung gegiftet haben. Von Besiktas gab es ein Dementi, das aber nicht sehr zufriedenstellend war. Vor allem der Satz "Ein fußballspezifisches Gespräch in der Kabine, das es bei jeder Mannschaft gibt, hätte nicht so an die Öffentlichkeit gehen müssen". Aha...

Was für eine leichte Liga: Es war ohnehin nicht der Abend des Bernd Schuster. Stress gab es nicht nur mit seinem Stürmer, sondern auch die Fragen der Medien nervten den Deutschen. "Die Besiktas-Experten und Koluministen sagen, dass Besiktas keine Taktik hat. Stimmen Sie dem zu?", wollte LigTV-Reporter Ömer Güvenc wissen. Schuster überlegte kurz: "Stimmt, wir haben keine." Die Ironie verstand aber ein Teil der Medienlandschaft nicht und ging auf den Trainer los.

Auch auf der Pressekonferenz im Anschluss übte sich Schuster in Ironie. Auf die Frage, ob denn die Bedingungen für einen Trainer in der Türkei schwieriger seien als in Deutschland und Spanien, antwortete Schuster wie folgt: "Nö, ganz im Gegenteil. Es ist viel spaßiger und viel leichter."

Denkwürdiger Abschied: Dass die Süper Lig nicht nur ein Albtraum für die Trainer sein muss, bewies Galatasaray. Der entlassene Frank Rijkaard wurde auf der noblen Galatasaray-Insel im Bosporus feierlich verabschiedet. Zum Abschied gab es für den Niederländer und seine gesamte Entourage Geschenke und warme Worte.

Rijkaard wird schon im Januar wieder nach Istanbul kommen, wenn die schmucke Türk-Telekom-Arena eingeweiht wird. "Es war eine schöne Zeit für mich. Galatasaray ist ein Spitzenklub und die Fans werde ich nie vergessen", so Rijkaard.

Präsident Adnan Polat verkündete sogar, dass sich die Wege von Galatasaray und Rijkaard irgendwann wieder kreuzen werden. Wir sind gespannt...

10. Spieltag: Siege für Besiktas und Galatasaray