Kaffee in Amsterdam und der Anruf von Obama

Von Fatih Demireli
Sinan Güler meets Alex: Der Fener-Kapitän feuerte die türkischen Basketballer an
© anadolu

Die Basketball-WM in der Türkei ist vorbei. Hidayet Türkoglu, Ersan Ilyasova und Co. verabschieden sich. Das Kommando am Bosporus übernimmt wieder König Fußball. Darüber freut sich am wenigsten Fenerbahces Trainer Aykut Kocaman. Lob und einen Kaffee gibt's für Kayserispors Shota Arveladze. Und was hat US-Präsident Barack Obama mit dem Ganzen zu tun?

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Der Alltag ist zurück: Ach, was war das für ein Fest! Zwei Wochen Basketball-WM in der Türkei, manchmal volle, manchmal leere Hallen, aber fast immer Entertainment. Da auch der Gastgeber bis ins Finale durchmarschierte, zog das ganze Land mit. Den Spaßverderber mimte ein gewisser Kevin Durant im Trikot der USA. Der NBA-Star besiegte die Türkei beinahe im Alleingang. "Leute, was wollen wir machen? Der Mann kann fliegen", seufzte der türkische Kommentator zum Ende des Spiels.

Noch trauriger als die Niederlage: Der türkische Sportalltag kehrt zurück. Hido, Ersan, Ömer Asik und Co. machen Pause, die notorisch unerfolgreichen Fußballer übernehmen wieder das Kommando. Und damit es auch alle wissen, hat sich die türkische Fußballprominenz im Finale auf den schönsten Plätzen breit gemacht. Sogar Fenerbahces brasilianischer Kapitän Alex war mit türkischem Trikot ganz vorne dabei.

Ja oder Nein: Das haben sich die Politiker ganz anders vorgestellt: Damit die Volksabstimmung zur Verfassungsänderung nicht von unwichtigen Sachen wie Fußball gestört wird und die Menschen in Ruhe ihr "Ja" oder "Nein" abstempeln können, musste der türkische Fußballverband den Sonntag freihalten. Alle Spiele wurden für Freitag, Samstag und Montag angesetzt. An einen Finaleinzug der Türkei bei der Basketball-WM haben die Herren der Abstimmungskomission aber nicht gedacht.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der sich die Volksabstimmung zur Lebensaufgabe gemacht hatte, musste nach seinem Triumph (58 Prozent haben der Verfassungsänderung zugestimmt) auf der Tribüne Platz nehmen, anstatt vor seinen Parteigenossen zu treten und die Opposition wegen deren Niederlage platt zu machen. Erdogan feuerte seine Jungs sogar an - ohne Erfolg. Der Anruf von Barack Obama im Anschluss hatte übrigens nichts mit Basketball zutun. Die Vorstellung, dass der US-Präsident Erdogan wegen der Niederlage auf die Schippe nimmt, klingt zwar verlockend, aber Obama gratulierte zum Sieg beim Referendum.

Kocaman und die Mathematik: Fußball wurde dann ja doch gespielt und Fenerbahce-Trainer Aykut Kocaman war bestimmt froh, dass das Wochenendthema die Basketball-WM war. Denn nach dem 0:2 in Kayseri und der katastrophalen Leistung wird an den Fähigkeiten des Daum-Nachfolgers wieder mal gezweifelt. "Von diesem Fener dürfen wir in diesem Jahr nichts erwarten", schrieb ein Kolumnist. Der berühmte Fußball-Experte Mehmet Demirkol ging sogar einen Schritt weiter: "Es fehlt sogar an der Mathematik."

Dass Aykut Kocaman zur Auswärtsfahrt nur insgesamt zwei Innenverteidiger mitnahm, einer von beiden angeschlagen (Lugano) und einer erstmals im Kader stand (Yobo), wurde dem Fener-Trainer zum Verhängnis. Yobo verletzte sich nach 55 Minuten, Mittelfeldspieler Selcuk Sahin, der seinen Posten übernahm, patzte im Minutentakt. Gefreut hat sich der Gegner: "Dass Selcuk eingewechselt wurde, hat uns gut getan. Wir hatten endlich Torchancen", sagte Kayseris Torschütze zum 2:0, Furkan Özcal. Nicht gerade nett...

Der Kaffee in Amsterdam: Sehr sympathisch dagegen das Bild, das Shota Arveladze als Kayseri-Trainer abgibt. Der Georgier, seit seiner Zeit als Spieler von Trabzonspor in den 90er Jahren der Liebling aller Türken, übernahm vor der Saison bei den Gelb-Roten und leistet dort bislang gute Arbeit. Nach dem Triumph gegen Fenerbahce wurde auch endlich die Istanbuler Presse auf Shota aufmerksam - und plötzlich kamen auch ein paar interessante Geschichten zum Vorschein.

Erman Toroglu, Dauerplauderer beim TV-Sender "Kanaltürk", verriet, dass Arveladze ursprünglich Co-Trainer von Guus Hiddink bei der türkischen Nationalmannschaft werden wollte. Arveladze wurde daraufhin live zugeschaltet. Toroglu: "Lieber Shota, wir hatten ja mal mit Dir in Amsterdam einen Kaffee getrunken. Da hast Du mir gesagt, dass Du zur Nationalmannschaft willst. Was ist daraus geworden?" (Ein leicht verdutzter) Shota: "Ähm, nichts. Ich bin hier bei Kayserispor." Toroglu: "Hehe!" Shota: "Hehe!"

Wieder mal arbeitslos: Wir haben die erste Trainerentlassung in der Süper Lig - oder sagen wir lieber den ersten Rücktritt - und der ist wenig überraschend. Hakan Kutlu hört bei Manisaspor auf. Das 1:2 bei Antalyaspor war die vierte Niederlage im vierten Spiel. Das Interessante dabei: Kutlu war mal so etwas wie der türkische Paolo Maldini. Er fing als Kind bei Ankaragücü das Fußballspielen an, durchlief die komplette Jugendabteilung und war dann 15 Jahre Profi beim Hauptstadtklub. Die Trainerkarriere sieht aber anders aus: Kutlu hat's fertig gebracht, in drei Jahren Trainerkarriere vier Mal zurückzutreten.

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