"Der Kampf in der Süper Lig wird noch heißer!"

Von Interview: Fatih Demireli
Türkei-Kenner Mustafa Dogan (r.) mit Fabian Ernst bei dessen Ankunft im Januar 2009 in Istanbul
© imago

Am Freitag startet die Rückrunde der Süper Lig! Zum Auftakt empfängt Herbstmeister Fenerbahce den Abstiegskandidaten Denizlispor (18.45 Uhr im LIVE-TICKER). Der frühere deutsche Nationalspieler Mustafa Dogan nimmt bei SPOX die Süper Lig unter die Lupe und nennt seine Titelfavoriten und spricht die Probleme der Klubs an. Der türkische TV-Experte spricht auch über die Chancen der Außenseiter Kayserispor und Bursaspor.

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Am Freitag geht es wieder los in der türkischen Süper Lig! Zum Auftakt der Rückrunde stehen sich Fenerbahce und Denizlispor gegenüber.

Zeit für die letzten Feinschliffe und letzten Korrekturen, bevor es losgeht. Der enge Kampf um die Spitzenplätze zum Ende der Hinrunde zeichnet sich auch für die Rückrunde ab, sagt Mustafa Dogan im Interview mit SPOX. Der frühere deutsche Nationalspieler spielte zehn Jahre lang in der Süper Lig für Fenerbahce und Besiktas und ist nun TV-Experte in der Türkei.

Beim Sportsender NTV Spor hat der frühere Verteidiger eine eigene Sendung, wo er drei Mal wöchentlich die Situation in der Liga kommentiert. SPOX sprach mit ihm über den Start der Rückrunde, die Lage bei den großen Klubs und über die Rolle der Außenseiter.

18. Spieltag: Fenerbahce - Denizlispor im LIVE-TICKER, Fr., 18.45 Uhr

SPOX: Mustafa Dogan, die Hinrunde der Süper Lig war spannend wie selten zuvor. Platz eins und fünf trennen fünf Punkte. Wie schätzen Sie den bisherigen Saisonverlauf ein?

Mustafa Dogan: Die großen Klubs sind allesamt nicht sonderlich erfolgreich. Sie haben für ihre Qualität einfach zu viele Punkte abgegeben und teilweise auch spielerisch nicht überzeugt. Ich denke da vor allem an Fenerbahce und Galatasaray, die sehr gut gestartet sind, aber danach ihr Potenzial nicht abgerufen haben.

SPOX: An der Spitze der Tabelle ging es bisher eng zu. Erwarten Sie einen ähnlichen Kampf auch in der Rückrunde?

Dogan: Es wird noch spannender. Keiner darf sich Ausrutscher mehr erlauben, die sie in der Hinrunde noch häufig hatten. Die Punkteabstände sind nicht sonderlich groß, jede Entscheidung wird ins Gewicht fallen. Das wird echt eng zugehen in der Süper Lig. Ich glaube, der Titelkampf wird noch heißer.

SPOX: Herbstmeister Fenerbahce hat in der Winterpause mit Roberto Carlos, Önder Turaci und Colin-Kazim Richards drei Spieler verloren, mit Gökhan Ünal einen neuen präsentiert. Ist Fenerbahce für die Rückrunde gewappnet?

Dogan: Önder war nur Ergänzungsspieler. Bei Roberto Carlos hatte ich am Ende sowieso meine Zweifel, ob er der richtige Mann ist. Ich finde, dass Wederson hinten links wichtiger ist. Kazims Weggang wiegt dagegen schon schwerer, weil er eine gute Hinrunde gespielt hat. Dennoch ist Fenerbahce durch die Abgänge nicht schwächer geworden.

SPOX: Ist Gökhan Ünal, der von Trabzonspor gekommen ist, eine Verstärkung?

Dogan: Das Problem ist, dass Fenerbahce aufgrund der Ausländerbegrenzung einen Türken holen musste. Gökhan Ünal ist da sicher kein schlechter Name, zumal er seine Qualitäten ja schon bewiesen hat.

SPOX: In Trabzon hatte er aber Probleme?

Dogan: Richtig. Für ihn wird es auf jeden Fall ein Neuanfang. Er muss sich beweisen. Er ist eine gute Alternative für Daniel Güiza und Semih Sentürk. Die beiden müssen jetzt noch mehr Gas geben.

SPOX: Vor der Saison hat auch Galatasaray sehr prominent eingekauft. Neben Trainer Frank Rijkaard kamen auch Elano oder Abdulkader Keita. Nach starkem Start sind die Leistungen doch stark eingebrochen. Woran lag es?

Dogan: Galatasaray begann mit einem sehr offensiven Spielystem. Kewell und Keita auf den Außen, Arda Turan hinter der einzigen Spitze Milan Baros. Das hatte zu Folge, dass Galatasaray viele Tore geschossen, aber auch einige kassiert hat. Dennoch sah es sehr gut aus, was die Mannschaft gespielt hat. Der Knackpunkt war aber das Fenerbahce-Spiel.

SPOX: Das Derby, das Fenerbahce zwar 3:1 gewann, aber über 90 Minuten klar dominierte...

Dogan: Ja, Fenerbahce war ein sehr aggressiver Gegner - wahrscheinlich der erste in der Saison. Das Spiel wurde verloren und Rijkaard stellte daraufhin um, brachte einen defensiven Mittelfeldspieler mehr. Galatasaray kassierte nicht mehr so viele Gegentreffer, erzielte aber auch weniger eigene Tore. Dazu hat sich auch noch Baros verletzt, andere Spieler, die gut gestartet sind, mussten verschnaufen.

SPOX: Galatasaray hat Lucas Neill für die wackelige Defensive verpflichtet. Ein wichtiger Schachzug?

Dogan: Ja, auf jeden Fall! Er kann in der Innenverteidigung und auch auf der rechten Seite spielen. Galatasarays Co-Trainer Johan Neskeens kennt ihn aus gemeinsamen Zeiten bei der australischen Nationalmannschaft und wollte ihn unbedingt haben. Der Galatasaray-Kader ist jetzt noch besser geworden.

SPOX: Ihr letzter Profiklub Besiktas erlebt schwierige Zeiten. Platz fünf in der Süper Lig, in der Pokal-Gruppenphase ohne Tor und Punkt ausgeschieden. Warum läuft es beim Double-Gewinn der Vorsaison nicht?

Dogan: Besiktas hat die letzten sieben Pflichtspiele nicht gewonnen und das ist schon sehr problematisch. Selbst die Testspiele wurden zuletzt nicht gewonnen. Aus im Pokal, Aus in der Champions League - jetzt haben sie nur noch die Liga. Aber es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass es besser laufen könnte.

SPOX: Es wurde kein Spieler für die Offensive verpflichtet, obwohl da ganz offensichtlich die größten Probleme sind. Ist das nicht verwunderlich?

Dogan: Die Offensivspieler, die schon da sind, sind weit hinter den Erwartungen geblieben. Die Qualität, die sie haben, ist eigentlich sehr gut, aber es kommt wenig von den Stürmern. Bobo, Nihat, Filip Holosko - das sind alle sehr gute Namen. Aber das Problem ist ja nicht nur die Offensive.

SPOX: Was sonst?

Dogan: Nach dem Ausfalll von Matteo Ferrari sieht man, dass Besiktas auch nicht mehr so stabil steht. Das Team stand gerade in den Pokalspielen nicht kompakt. Aber Trainer Mustafa Denizli ist sehr erfahren, kennt seine Mannschaft und wird ihr aus dieser Lage auch wieder heraushelfen. Von den Spielern muss jetzt aber auch etwas kommen.

SPOX: Positive Erscheinungen der Hinrunde waren Kayserispor und Bursaspor, die ganz vorne mitmischen. Was war deren Erfolgsrezept?

Dogan: Kayseri ist ein sehr kompaktes Team und vorne mit Ariza Makukula einen sehr starken Stürmer, der die Torjägerliste anführt. Neben ihm spielt der Argentinier Franco Cangele eine sehr gute Saison. Das ist keine Übermannschaft, aber sie präsentieren sich immer als Team.

SPOX: Wie bewerten Sie Bursa?

Dogan: Meiner Meinung nach hat das Team keinen echten Stürmer, aber mit Sercan Yildirim und Volkan Sen zwei richtig schnelle Spieler. Sie nutzen die Räume, die sie bekommen, sehr gut aus. Wie Kayseri ist auch Bursa sehr kompakt.

SPOX: Trauen Sie beiden Klubs zu, im Titelkampf mitzumischen? Vielleicht sogar den Titel zu holen?

Dogan: Den Titel werden sie nicht holen. Wenn die großen Klubs ihr Potenzial ausschöpfen, wird auch einer von ihnen Meister. Da sehe ich wenige Chancen für die anderen Klubs. Positiv finde ich es dennoch, dass diese Klubs im Titelkampf ein Wörtchen mitreden. Das belebt die ganze Liga.

SPOX: Zum Abschluss: Wer macht das Rennen? Wer ist Ihr Titelfavorit?

Dogan: Galatasaray und Fenerbahce haben sich verstärkt. Ich denke, es werden auch noch weitere Verstärkungen folgen. Zwischen diesen beiden wird sich der Titelkampf entscheiden.

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