'Kleiner Messi' Louie Barry: Kurz nach Barcelona und wieder zurück

Von Stanislav Schupp
Louie Barry
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Er gilt als eines der größten Talente Englands und wagte einst den Sprung zum FC Barcelona. Mittlerweile ist Louie Barry allerdings wieder zu Hause. Die Geschichte eines weiteren Spielers, der als "kleiner Messi" gesehen wird.

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Die Bezeichnung als "der nächste Messi" wird heutzutage mit Blick auf außergewöhnlich talentierte Jugendspieler inflationär verwendet. Nahezu jedes Land hatte ihn schon. Auch der englische Nachwuchsakteur Louie Barry wurde bereits als solcher betitelt.

Als der heute 19-Jährige Schüler der Bishop Walsh Catholic School in Sutton Coldfield war, kamen seine besonderen Fähigkeiten bereits zur Geltung. "Als er zum ersten Mal dahin kam, nannten ihn alle anderen Kinder 'kleiner Messi'. Schon bei den ersten Trainings war klar, dass dies ein besonderer Fußballer war - er umdribbelte jeden einzelnen Spieler, als ob der Ball an seinen Füßen kleben würde", betonte Chris Lepkowski, Sportjournalismusdozent an der Birmingham City University, der Barrys Karriere von klein auf verfolgt, einst im Gespräch mit Transfermarkt.

Was den Mittelstürmer allerdings von den meisten anderen nächsten Messis unterscheidet, ist die Tatsache, dass er bereits in einer weiteren Sache näher an Lionel Messi dran war als nur mit seinen Fähigkeiten - Barry spielte nämlich schon beim FC Barcelona.

"Einer der besten Nachwuchsspieler seines Landes!" Barça schnappte sich Barry mit 16 Jahren

Im Sommer 2019 wechselte Barry mit 16 Jahren aus dem Nachwuchs von West Bromwich Albion in die U19 der Katalanen. In der offiziellen Pressemitteilung machten die Blaugrana deutlich, welch talentierten jungen Mann sie an Land gezogen hatten. "Er gilt als einer der besten jungen Spieler im englischen Fußball. Er hat für drei Saisons unterschrieben und hat die entsprechenden medizinischen Tests bestanden", hieß es von Seiten des LaLiga-Klubs, der sich im Rennen um die Nachwuchshoffnung unter anderem gegen PSG durchsetzte. Der Traum vieler Youngster ging für den Torjäger in Erfüllung.

Barry spielt laut Lepkowski am liebsten im Zentrum, kann aber ebenfalls auf die Flügel ausweichen und ist schnell, vielseitig und mit "gutem Spielverständnis" ausgestattet. Nach seinem Wechsel in die spanische Metropole überzeugte er in der Saisonvorbereitung mit drei Treffern auf Anhieb. Auf sein Pflichtspieldebüt musste er allerdings drei Monate warten, denn die Bearbeitung seiner Registrierung bei der FIFA verzögerte sich. Schließlich durfte Barry, der der erste englische Spieler ist, der jemals in Barças Nachwuchsakademie La Masia ausgebildet wurde, endlich ran.

Der Enthusiasmus und der Traum waren allerdings von kurzer Dauer und besagte drei Spielzeiten sollte der Rechtsfuß, der neben der englischen auch die irische Staatsbürgerschaft besitzt, nicht im prestigeträchtigen Barça-Dress auflaufen. Nach gerade einmal sechs Monaten und unter anderem drei Jokereinsätzen in der UEFA Youth League war das Kapitel beim ehemaligen Messi-Klub Geschichte. Es folgte der Wechsel zurück in die Heimat, genauer gesagt zu West Broms Rivalen Aston Villa in den Nachwuchsbereich.

"Stell' dir vor, du bist 16 Jahre alt, du bist nach Barcelona gewechselt und die drei Leute, die dich geholt und überzeugt haben, sind nicht mehr da - und du bist 16 und weg von zu Hause", begründete Christian Purslow, Geschäftsführer der Villans, den Transfer des Angreifers: "Er war sehr unruhig und wir haben eine Chance gewittert." In England kenne man Barry, "weil er der beste 16-Jährige des Landes ist", ergänzte Purslow im Januar 2020.

Doch als vielzitiertes Scheitern eines Nachwuchstalents bei einem großen Klub sollte Barrys Rückkehr nach England noch nicht gesehen werden. Vielmehr ging für den englischen U17-Nationalspieler ein zweiter Traum in Erfüllung. Barry ist von Kindesbeinen an Villa-Anhänger und will dort den endgültigen Schritt in den Profibereich schaffen. "Er ist zweifelsohne ein Spieler, den man im Auge behalten sollte", zeigte sich Lepkowski überzeugt.

Ob es bei Villa oder bei einem anderen Klub der Fall sein wird, vermochte er nicht zu beurteilen: "Er ist einer, der vielleicht von einem Wechsel zu einem Verein in einer niedrigeren Liga profitieren könnte, nur um ein bisschen erwachsener zu werden, denn die Attribute an sich sind eindeutig vorhanden." Einzig an seiner Physis müsse Barry noch arbeiten, was der Hochschuldozent allerdings nur als "vorübergehendes Hindernis" bezeichnete.

Nachwuchstalent Barry: Vorbilder Bellingham und Musiala?

Neben seinen fußballerischen Fähigkeiten beeindruckte der Teenager seine Mitstreiter auch abseits des Platzes durch seine Einstellung und Hingabe. "Da war auch eine Bescheidenheit und der Wunsch, andere zu beeinflussen. Als älterer Schüler half er effektiv im Sportunterricht mit und galt als Mentor für die jüngeren Schüler", erinnerte sich Lepkowski, der das Verhalten Barrys auch mit Blick auf seine Profikarriere als hilfreich sieht.

Als Vorbilder könnten Barry auch seine einstigen Nationalmannschaftskollegen und Altersgenossen Jude Bellingham und Jamal Musiala dienen, die bei Borussia Dortmund beziehungsweise beim FC Bayern München nicht mehr wegzudenken sind. Die Youngster gewannen mit der U16 der Three Lions 2018 das prestigeträchtige Val-de-Marne-Turnier, bei dem Barry zudem Torschützenkönig wurde.

Ganz so weit wie Bellingham und Musiala ist Barry allerdings noch nicht. Nach einem vielversprechenden Start in der U23 von Villa wurde der Offensivmann dann an Ipswich Town und Swindon Town verliehen, aktuell kickt er auf Leihbasis beim englischen Drittligisten Milton Keynes Dons. Sein Vertrag bei Aston Villa läuft noch bis 2024.

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