Antonio Puerta, Sevilla und Schalke: Tod und Freundschaft

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FC Sevilla und die Rückennummer 16

Wie bei AD Nervion ist Puerta auch am Trainingsgelände des FC Sevilla omnipräsent: Hier nicht als Namensgeber, sondern in Form einer Statue. "Dein linker Fuß hat uns einen Traum erfüllt, der unser Leben verändert hat und eine der glorreichsten Etappen unseres Vereins begründet hat. Danke Antonio", steht darunter. Es war sein linker Fuß, mit dem er gegen Schalke traf.

Im Sanchez Pizjuan applaudieren die Fans in der 16. Minute eines jeden Heimspiels in Erinnerung an seine ehemalige Rückennummer. Ursprünglich sollte die 16 nie mehr vergeben werden - außer an seinen Sohn, sofern er es zum Profi schafft. Aitor Antonio kam wenige Wochen nach dem Tod seines Vaters auf die Welt, zum Zeitpunkt des Unglücks war Puertas Freundin hochschwanger.

Aufgrund von Vorgaben des spanischen Fußballverbandes musste Sevilla die 16 aber bald doch wieder vergeben. Als erstes bekam sie David Prieto, ebenfalls aus dem klubeigenen Nachwuchs und ein Jugendfreund Puertas. Selbiges gilt für den aktuellen Träger der Rückennummer 16: Jesus Navas.

Mehrmals gewann Navas mit Sevilla die Trofeo Antonio Puerta, ein seit 2008 regulär alljährlich ausgespielter Pokal. Ehe das Spiel in den vergangenen beiden Jahren wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, war 2019 Schalke in Sevilla zu Gast. Damit schloss sich ein Kreis: Mit Schalke hatte 2006 schließlich alles begonnen.

Sergio Ramos und Antonio Puerta spielten gemeinsam für den Nachwuchs des FC Sevilla. Nach dem Tod seines Freundes ließ sich der heutige PSG-Profi ein Erinnerungs-Tattoo stechen, außerdem gedachte er bei seinen größten Triumphen an Puerta.
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Sergio Ramos und Antonio Puerta spielten gemeinsam für den Nachwuchs des FC Sevilla. Nach dem Tod seines Freundes ließ sich der heutige PSG-Profi ein Erinnerungs-Tattoo stechen, außerdem gedachte er bei seinen größten Triumphen an Puerta.

FC Sevilla und FC Schalke: Der Beginn einer Freundschaft

Vor dem Anpfiff des damaligen UEFA-Cup-Halbfinals wurden auf allen Zuschauerplätzen Spielschals ausgelegt: zur Hälfte rot-weiß, zur Hälfte blau-weiß. Bis heute sind diese Schals überall dort zu sehen, wo sich Sevilla-Fans herumtreiben. Etwa in der Fanclub-Bar Al Relente, gleich neben Quintela hängt einer. "Vom Match selbst kann ich mich abgesehen vom Tor an nicht mehr viel erinnern", sagt er. "Aber an die Atmosphäre, die war elektrisierend."

Warum sich die beiden Fanlager so gut verstanden? Ganz genau weiß das keiner mehr. Quintela erinnert sich an den herzlichen Empfang beim Hinspiel in Gelsenkirchen. "Als die Schalker dann hierher gekommen sind, war es das gleiche. Vor dem Duell war Schalke für uns nur ein Klub mit einem komischen Namen: '04', was soll das? Warum '04'? Seitdem ist es ein spezieller Klub für Sevilla."

Nach einem 0:0 im Hinspiel schoss Antonio Puerta den FC Sevilla mit seinem Tor in der Verlängerung gegen den FC Schalke 04 ins UEFA-Cup-Finale 2006. Die Fans beider Klubs verbrüderten sich unterdessen.
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Nach einem 0:0 im Hinspiel schoss Antonio Puerta den FC Sevilla mit seinem Tor in der Verlängerung gegen den FC Schalke 04 ins UEFA-Cup-Finale 2006. Die Fans beider Klubs verbrüderten sich unterdessen.

Beim Platzsturm: Sevilla-Fans feiern ihre unterlegenen Gegner

Natürlich konnte es am Ende des Duells nur einen Sieger geben, dank Puertas Tor hieß er Sevilla. Vor Freude über den Finaleinzug stürmten die rot-weißen Fans nach Abpfiff den Platz. Von Mitgefühl getrieben liefen sie aber zunächst zum blau-weißen Block und feierten den so knapp unterlegenen Gegner. Den Nachthimmel von Sevilla erleuchtete unterdessen ein blitzendes Feuerwerk.

"Langgezogene 'Schaaaaaaaaalke'-Sprechchöre und aufmunternder Applaus verhalfen dem S04 zwar nicht ins Finale, linderten aber zumindest den Schmerz über das Ausscheiden kurz vor dem großen Ziel", heißt es auf Schalkes Website. Diese Momente gelten laut des Berichts als "Geburtsstunde einer besonderen Freundschaft", am restlichen Abend wurde sie mit einigen Bieren intensiviert.

Ausgerechnet in der Woche des Spiels herrschte in Sevilla ohnehin Ausnahmezustand wegen der Feria, einem Karneval-artigen Volksfest. Nach Abpfiff diente es Schalkern und Sevillistas gleichermaßen als Anlaufstelle. "Die Schalke-Fans waren wegen der Niederlage etwas traurig. Aber sie haben die Feria genossen, sie haben getanzt und getrunken", sagt Quintela. "Es war eine spezielle Nacht."

2019 reiste Schalke für die Trofeo Antonio Puerta schließlich zum zweiten Mal nach Sevilla, erneut begleitet von hunderten Fans. Puerta war diesmal zwar nicht mehr da, aber womöglich präsenter als je zuvor.

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