Ex-Schalke-Profi Omar Mascarell im Interview: "Nach dieser Nacht hatte ich Angst, vor die Tür zu gehen"

Omar Mascarell verließ den FC Schalke 04 nach drei Jahren.
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Ihr Tiefpunkt auf Schalke dürfte jene Nacht gewesen sein, in denen Sie und andere Spieler von eigenen Fans attackiert und verfolgt wurden.

Mascarell: Das war der Tiefpunkt, ja. Ich verstehe jeden Fan, der sich aufregt, wenn seine Mannschaft schlecht spielt. Ich habe, wie die gesamte Mannschaft, in der vergangenen Saison nicht auch nur im Ansatz meine Normalform erreicht. Ich kann mit Beleidigungen und Vorwürfen leben, kein Problem. Aber wenn es so weit geht, dass du Angst um dein Leben hast und dich nicht einmal in deinen eigenen vier Wänden sicher fühlst - das sollte einfach nicht sein. Nach dieser Nacht hatte ich Angst, vor die Tür zu gehen. Das hätte ich nie für möglich gehalten, weil ich auf Schalke auch vielen tollen Fans begegnet bin. Denen wünsche ich auch nur das Beste, weil sie es verdienen, dass ihr Verein wieder in der Bundesliga spielt. Ich hoffe nur, dass der Verein aus dieser Nacht gelernt hat und seine Spieler fortan besser schützt. So etwas darf nicht passieren.

Hand aufs Herz: Bereuen Sie es, 2018 von Eintracht Frankfurt zu Schalke gewechselt zu sein?

Mascarell: Nein, überhaupt nicht. Es war damals ein Karrieresprung, der mich als Spieler und Mensch weitergebracht hat. Die ersten sechs, sieben Monate unter David Wagner zum Beispiel, die waren unglaublich. Da hatte man das Gefühl, dass wir uns dauerhaft als Team etablieren können, das um die europäischen Plätze mitspielt. Danach lief es leider schlecht. Insgesamt bin ich Schalke aber sehr dankbar und will bald auch wieder zu Besuch nach Gelsenkirchen kommen, weil ich dort nach wie vor viele Freunde habe.

Und wie denken Sie über Ihre Zeit in Frankfurt?

Mascarell: Frankfurt ist wie ein zweites Zuhause für mich. Ich liebe die Stadt, ich liebe den Verein. Wir hatten eine tolle Zeit, gerade mit dem Pokalsieg 2018. Das sind Momente, die einem für immer in Erinnerung bleiben. Auch dort habe ich noch sehr viele Freunde, mit denen ich ständig in Kontakt bin. Generell bin ich sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit hatte, fünf Jahre in Deutschland zu verbringen. Klar, die Temperaturen waren zum Teil etwas gewöhnungsbedürftig, aber es war aufregend, die Sprache zu lernen und sich mit der deutschen Kultur auseinanderzusetzen. Das hat mich menschlich extrem reifen lassen.

Wie bewerten Sie die Entwicklung der Eintracht seit Ihrem Abgang?

Mascarell: Im Großen und Ganzen gut. In den vergangenen Jahren waren dort Leute mit einer klaren Linie und Philosophie am Werk. Auf Schalke war es ja zum Beispiel so, dass ständig die Funktionäre und dadurch auch die Trainer gewechselt wurden. Wir Spieler wussten eigentlich nie, wer das Sagen hatte. Es gibt dir als Spieler auch ein gutes Gefühl, wenn du weißt, was der Verein vorhat. Auch mit dir.

Arbeiteten gerne zusammen: David Wagner und Omar Mascarell.
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Arbeiteten gerne zusammen: David Wagner und Omar Mascarell.

Mascarell macht sich für Eintracht-Talent stark

Ein Landsmann von Ihnen, Fabio Blanco, kann das gerade nicht unbedingt von sich behaupten.

Mascarell: Ich kenne Fabio seit Jahren, er ist eines der besten Talente im spanischen Fußball. Er hatte Angebote von europäischen Top-Vereinen, die die Champions League gewinnen wollen, und ich habe ihm empfohlen, zur Eintracht zu wechseln.

Jetzt spielt er in der U19 und macht nur teilweise im Profitraining mit. Wie schätzen Sie seine Situation ein?

Mascarell: Es ist nicht logisch, was gerade geschieht. Ich glaube nicht, dass es das ist, was sie ihm versprochen haben. Ich weiß, dass es eine Weile dauern kann, sich in der ersten Mannschaft zu etablieren, aber ich glaube nicht, dass er das Niveau erreichen wird, das der Trainer erwartet, indem er nur um das Spielfeld herumrennt, ohne mit der Gruppe zu trainieren.

Eintracht-Coach Oliver Glasner sagte auf einer Pressekonferenz, dass Blanco Zeit benötige, um sich anzupassen.

Mascarell: Ich war in meiner ersten Saison in der ersten spanischen Liga kein Stammspieler, ehe ich von Sporting Gijon nach Frankfurt wechselte. Dort habe dann sofort immer von Anfang gespielt. Ich war einer der aggressivsten Spieler in der Bundesliga, nachdem einige mir in Spanien gesagt hatten, es fehle mir an Körperlichkeit und Intensität. Außerdem spielt Gavi, einer von Fabios Teamkollegen in der spanischen U18-Nationalmannschaft, für die erste Mannschaft von Barca und ist mittlerweile auch Teil der A-Nationalmannschaft. Es lohnt sich, jungen Spielern Vertrauen zu schenken. Gerade welchen mit so viel Talent wie Fabio.

Die Profistationen von Omar Mascarell

VereinZeitraum
Real Madrid2013 bis 2014
Derby County2014 bis 2015
Sporting Gijon2015 bis 2016
Eintracht Frankfurt2016 bis 2018
Schalke 042018 bis 2021
FC Elcheseit 2021
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