FC Barcelona: Mehr La Masia, kein Katar, ein Grillabend mit Messi - und Haaland? Laportas Barca-Pläne

Von Mark Doyle und Kerry Hau
Mehr La Masia, Grillen mit Messi - und Haaland? Joan Laporta will beim FC Barcelona die Zeit zurückdrehen und den Klub auf der Säule der eigenen Jugend, mit Messi und Haaland in die Zukunft führen.
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Unter Bartomeu sollte es bei Barca sogar zum Trend werden, Geld durch den Verkauf von vielversprechenden Jugendspielern einzunehmen, anstatt potenzielle Superstars für die erste Mannschaft zu produzieren.

Das jüngste Beispiel: Carles Perez, der 2020 für elf Millionen Euro an die AS Rom verkauft wurde. "Sie reden bei Barca viel darüber, wie gut der eigene Nachwuchs sei und wie sehr sie Jugendspielern helfen wollen. Aber am Ende machen sie das Gegenteil", sagte Perez kurz nach seinem Wechsel zu den Italienern. Einige junge Spieler wurden sogar verschenkt (Adama Traore) oder ohne jegliche Bemühungen ziehen gelassen (Xavi Simons, Dani Olmo).

Der Tiefpunkt ereignete sich am 17. April 2018, als Barca zum ersten Mal seit 16 Jahren eine Startelf ohne einen einzigen Spieler aus La Masia aufbot. Der Identitätsverlust war komplett, die Botschaft klar: Für die Top-Talente der Akademie gab es im Camp Nou keine Chancen mehr auf einen Platz in der ersten Mannschaft.

Laporta versuchte dem Talentverlust zum ersten Mal 2015 entgegenzuwirken, hatte bei den Präsidentschaftswahlen aber das klare Nachsehen gegen den damals amtierenden Chef Bartomeu, der sich mit dem Triple schmückte, das in erster Linie der Genialität des Sturmtrios Messi-Neymar-Suarez zu verdanken war.

FC Barcelona: Ansu Fati als Lichtblick - und Vorbild

Laporta blieb dennoch trotzig - und überzeugt davon, dass der Verein gerettet werden musste. "Ich habe trotz des Triples kandidiert, um zu zeigen, dass es ein anderes Modell für Barca gibt", sagte der Anwalt schon 2017 zu SPOX und Goal.

"Ein Modell, das nicht Katar einbezieht, das nicht La Masia zerstört und das nicht bedeutet, auf den Transfermarkt zu gehen und Spieler um jeden Preis zu verpflichten. Ich wollte zeigen, dass es einen Verein gibt, der UNICEF auf seinem Trikot haben kann, der auf dem Spielsystem basiert, das von Johan Cruyff erfunden wurde, der La Masia stärkt. Das ist das Modell des Klubs, das wir aufgebaut haben und das Bartomeu und seine Leute zerstören."

Laportas großer Vorwurf: "Sie haben von den Top-Spielern der ersten Mannschaft profitiert, aber nicht daran gearbeitet, die Stars von morgen zu integrieren. Abgesehen von Sergi Roberto, der noch aus unserer Zeit stammt, haben sie keinen einzigen Spieler aus La Masia geholt. Das Gegenteil ist der Fall: Sie haben Spieler verkauft und einige sind gegangen. Und für unser Modell ist das sehr beunruhigend. Wir müssen Spieler mit Talent nach oben bringen. Und in Barcas Jugendbereich steckt viel Talent. Sehr viel."

Er hatte nicht unrecht. Trotz des drastischen Kurswechsels in der Vorstandsetage und in La Masia hatte Barca tatsächlich einige begabte Spieler auf dem Zettel, die nur Geduld und Chancen benötigten.

Ansu Fati bewies das auf spektakuläre Weise. Der vielseitige Angreifer explodierte im August 2019 und wurde mit 16 Jahren und 304 Tagen der jüngste La-Liga-Torschütze in der Geschichte Barcas.

FC Barcelona: Alex Collado das nächste La-Masia-Produkt?

Er brach auch im darauffolgenden Jahr weitere Rekorde, bevor sein bemerkenswerter und schneller Fortschritt durch eine Knieverletzung im vergangenen November gebremst wurde.

Fatis Aufstieg, zusammen mit dem von Moriba und Riqui Puig, weckte bei den Fans die Hoffnung, dass eine neue Ära des Erfolgs um einheimische Helden aufgebaut werden könnte. Und es sind noch mehr unterwegs.

Alex Collado, ein 21-jähriger Rechtsaußen und Kapitän von Barca B, wird in der kommenden Saison mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Profikader aufrücken. Ihm dürften früher oder später Ilias Akhomach (16/Sturm), Alejandro Balde (17/linke Verteidigung), Pablo Paez "Gavi" (16/Mittelfeld) und Angel Alarcon (16/linke Außenbahn) folgen. Sie sind personifizierte Lichtblicke in einer der dunkelsten Phasen in Barcas Geschichte.

Laporta hat es sich nach seinem Comeback nun zur Aufgabe gemacht, zu den Wurzeln zurückzukehren. Schon während seiner Wahlkampagne betonte er im Gespräch mit SPOX und Goal: "Cruyff, La Masia, Katalonien, UNICEF und eine professionelle Organisation - dafür muss Barca wieder stehen."

Joan Laporta ist seit März wieder Präsident des FC Barcelona - und hat große Pläne.
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Joan Laporta ist seit März wieder Präsident des FC Barcelona - und hat große Pläne.

FC Barcelona: Kommt Erling Haaland, bleibt Lionel Messi?

Was anderes bleibt ihm sowieso nicht übrig. Sein Vorgänger hat einen horrenden Schuldenberg in Höhe von knapp 1,2 Milliarden Euro hinterlassen. Allein 400 Millionen Euro gab Bartomeu für die drei teuersten Spieler der Vereinsgeschichte aus: Philippe Coutinho, Ousmane Dembele und Antoine Griezmann.

Gut möglich, dass einer oder sogar mehrere dieser Spieler verkauft werden müssen, um den Klub finanziell wieder in die Spur zu bringen. Anderenfalls wäre auch so mancher Top-Transfer wie von Erling Haaland, Andre Silva oder David Alaba nicht zu stemmen. "Wir", sagt Laporta, "wollen wieder ein Barca, das begeistert."

Ein Barca, bei dem Lionel Messi wohl noch häufiger Ilaix Moriba jubelnd in die Arme springen wird. Es sei denn, das Urgestein von La Masia lässt sich zu einem ablösefreien Wechsel im Sommer hinreißen. Unter Laporta scheint eine Verlängerung aber wahrscheinlicher als ein Abschied.

Der neue alte Präsident versprach Anfang März in einem Interview mit der katalanischen Zeitung La Vanguardia: "Das mit Leo werde ich bei einem gemeinsamen Grillabend regeln. Spieler wie er oder auch Pique, Sergio Busquets, Sergi Roberto und Jordi Alba können jetzt nicht gehen. Sie müssen sich mit einem Champions-League-Titel verabschieden."

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