"Fußballer haben keine Sprachfreiheit"

Patrick Ebert spielte einst für Hertha BSC, Real Valladolid und Spartak Moskau
© getty

Berlin, Moskau, Madrid - Patrick Ebert ist in seiner Karriere schon viel herumgekommen. Derzeit kickt der Ex-Herthaner bei Rayo Vallecano und arbeitet nach einem Achillessehnenriss an seinem Comeback. Ein Gespräch über fußballerische Unterschiede zwischen Russland und Spanien, eingeschränkte Meinungsfreiheit für Fußballer und seinen Kumpel Serdar Tasci.

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SPOX: Vor etwa fünf Monaten haben Sie sich die Achillessehne gerissen. Wie geht es Ihnen?

Patrick Ebert: Ich habe mittlerweile angefangen auf dem Platz zu arbeiten und mache auch schon viel mit dem Ball: Passübungen, Ballhochhalten, Koordinationstrainings und leichte, lockere Läufe. Es dauert sicher noch seine Zeit, aber es fühlt sich gut an.

SPOX: Für wann planen Sie denn Ihr Comeback auf dem Platz?

Ebert: Mein Ziel ist, dass ich zum Beginn der Sommervorbereitung wieder voll ins Mannschaftstraining einsteige und dann beim ersten Spiel topfit bin.

SPOX: Wie ist Ihre Reha bisher verlaufen?

Ebert: Ich habe mich bei einem Doktor in der Schweiz operieren lassen, mit dem unter anderem Maik Franz gute Erfahrungen gemacht hat. Die ersten drei Monate nach der OP war ich immer zwei Wochen dort und dann zwei Wochen in Spanien. Seitdem arbeite ich durchgängig hier in Madrid am Comeback.

SPOX: Im vergangenen Sommer sind Sie zu Rayo Vallecano gewechselt. Warum haben Sie Spartak Moskau nach nur eineinhalb Jahren wieder verlassen?

Ebert: Ich habe gemerkt, dass der Fußball dort nicht so meiner ist und ich bin auch einfach mit anderen Erwartungen zu Spartak gekommen. Als ich gewechselt bin, war die Mannschaft in der Spitzengruppe und der Trainer wollte mich unbedingt haben - und ich wollte mit Spartak Champions League spielen. Das hat im ersten Jahr leider nicht geklappt und außerdem wurde der Trainer zwei Wochen nach meinem Wechsel entlassen. Im Sommer übernahm dann Murat Yakin. Unter ihm habe ich zwar gespielt aber ich wollte trotzdem eine Veränderung. Dann kam mir das Angebot von Rayo gelegen. In Spanien hat es mir schon bei Real Valladolid getaugt, deshalb ist mir die Entscheidung leicht gefallen.

SPOX: Was macht den Verein Rayo Vallecano aus?

Ebert: Der Klub ist sehr klein und familiär, hier hilft jeder jedem. Mit Paco Jemez haben wir einen super Trainer und außerdem fantastische Fans. Und das erstaunlicher Weise nicht nur in Madrid sondern in ganz Spanien.

SPOX: Die Stimmung ist nicht in allen spanischen Stadien prickelnd.

Ebert: Es gibt hier einige Vereine, bei denen in den Stadien eigentlich keine Stimmung herrscht. Bei meinem Ex-Klub Real Valladolid und auch jetzt bei Rayo ist aber eigentlich immer eine gute Atmosphäre.

SPOX: Die Mannschaft steckt trotzdem im Abstiegskampf und Sie können verletzungsbedingt nicht helfen. Wie belastend ist das?

Ebert: Das ist sehr schwer für mich, aber Rumheulen hilft nichts. Ich versuche das Team in der Kabine so gut es geht zu unterstützen.

SPOX: Wie würde Ihre Zukunft aussehen, sollte es mit dem Klassenerhalt nicht klappen?

Ebert: An dieses Szenario verschwende ich gar keine Gedanken, weil ich volles Vertrauen in die Mannschaft habe. Ich werde nächstes Jahr hier spielen, mir persönlich geht es jetzt ausschließlich um den bestmöglichen Heilungsverlauf.

SPOX: Sie haben in Berlin, Moskau und jetzt Madrid in drei großen, europäischen Hauptstädten gespielt. Wie unterscheidet sich das alltägliche Leben?

Ebert: In Berlin bin ich aufgewachsen und kannte natürlich viele Leute. Dort war ich eigentlich kaum zuhause, sondern immer irgendwo unterwegs und viel draußen. Das ist als Profi natürlich nicht wirklich von Vorteil. In Moskau war das dann ein Kontrastprogramm, da war ich überwiegend daheim. Durch den ganzen Verkehr habe ich immer viermal überlegt, ob ich was unternehmen will oder einfach im eigenen Block spazieren gehe und dann zuhause koche.

SPOX: Und Madrid...

Ebert: ... ist eine wunderschöne Stadt. Die Sonne scheint hier über 80 Prozent des Jahres, die Leute sind sehr herzlich und ich fühle mich einfach wohl.

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