Mourinho: Wie lange noch Special One bei Real?

Von Thomas Gaber
Jose Mourinho im Gespräch mit seinem Co-Trainer Aitor Karanka
© Getty

Hasstiraden, Machtdemonstrationen, schlechtes Benehmen: Real Madrids Trainer ist in Spanien schon lange unten durch. Sein Chef hält (noch) bedingungslos zu ihm. Die nächsten vier Wochen werden die wichtigsten in Mourinhos Trainerlaufbahn.

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Das halbe Jahrhundert ist rum für Jose Mourinho. Letzten Samstag wurde der Trainer von Real Madrid 50 Jahre alt. Von einer legendären Party ist nichts bekannt, von einer Geschenkeflut ebenso wenig. Von seinen Spielern bekam Mourinho ein Foto überreicht, dass während der Meisterfeier 2012 gemacht wurde. Ein Schnappschuss aus guten Zeiten.

Davon sind die Königlichen derzeit ein gutes Stück entfernt, auch wenn Mous Boys die Kurve nach dem wochenlangen Schlingerkurs, an dessen Ende ein erbärmliches 0:0 gegen Schlusslicht Osasuna stand, bekommen haben.

PK? Nicht mit Mourinho

Das 4:0 gegen Getafe war so easy, dass die Medienvertreter fest mit Mourinhos Erscheinen auf der anschließenden Pressekonferenz rechneten. Als dann mal wieder nur Aitor Karanka auf dem Podium erschien, verließen ein Handvoll Journalisten umgehend den Raum.

Nicht dass ihnen vorenthalten wurde, Mourinho zum Geburtstag zu gratulieren, aber sie hätten dem Headcoach doch gerne ein paar Fragen gestellt. Zum Spiel, zur sportlichen Situation allgemein, zu seiner Zukunft, zur angeblichen Meuterei seiner Führungsspieler, zum Copa-Clasico gegen Barca (21 Uhr im LIVE-TICKER), zum CL-Duell gegen ManUnited - im Prinzip zu allem.

Doch Mourinho schwänzte die PK, selbst der Mann, mit dem Mourinho die meisten Gespräche führt bei Real wusste nicht, ob der Chef überhaupt noch mal erscheint.

"Keine Ahnung, ob er noch mal auf eine Pressekonferenz kommt. Früher haben die Spieler dort nie gesprochen, jetzt ja schon, wie es gewünscht ist. Er kommt dann, wenn er es für richtig hält", sagte Karanka.

"Mourinho schert sich einen Dreck"

Das ist offenbar immer seltener der Fall. "Mourinho schert sich schon seit langem einen Dreck um seine Pflichten, die er als Trainer von Real Madrid hat. Er benimmt sich einfach schlecht", schrieb die Zeitung "AS".

Die Zusammenarbeit mit den Medien empfindet Mourinho als hochgradig lästig; ihn stört vor allem das permanente Gezwitscher über angebliche Vorkommnisse im Heiligtum jedes Fußballvereins: der Kabine.

Das von der "Marca" veröffentlichte Ultimatum einiger Spieler an Klub-Präsident Florentino Perez ("Mourinho oder wir") bestätigt Mourinho in seiner These, bei Real ließe sich nicht vernünftig arbeiten, weil schlicht und ergreifend zu viel gequatscht wird. "Die haben hier doch nicht alle Eier im Nest. Darauf habe ich keine Lust mehr", soll Mourinho vor kurzem geäußert haben.

Verbrannte Erde

Allerdings läuft The Special One Gefahr, selbst nicht mehr ernst genommen zu werden in Spaniens Hauptstadt. Seine Hasstiraden gegen den FC Barcelona, die Schiedsrichter, den Spielplan sind ermüdend.

Die Degradierung von Kapitän Iker Casillas zur Nummer zwei hinter dem mäßig begabten Antonio Adan wurde als lächerlicher Versuch gewertet, Macht zu demonstrieren.

Durch seine Aussage, es angenehm zu finden, von den eigenen Fans ausgepfiffen zu werden, weil man nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen könne, hat er auch keine neuen Freunde hinzugewonnen.

"Mourinho hat in den letzten Monaten ein Fleckchen verbrannte Erde in Madrid hinterlassen. Er muss aufpassen, dass daraus kein Krater wird", schrieb "El Pais".

Ein Mann springt Mourinho in stürmischen Zeiten oft zur Seite: sein Boss. Florentino Perez wird nicht müde zu betonen, dass Mourinho nach wie vor der beste Trainer für Real Madrid sei und er dies auch noch sehr lange bleiben werde.

Barca und ManUnited vor der Brust

In Wahrheit - und daran herrscht in Spanien kein Zweifel - ist Mourinho von zwei Duellen abhängig: dem Copa-Halbfinale gegen Barca und dem Achtelfinale der Champions League gegen Manchester United.

Die Woche zwischen dem 27. Februar und dem 5. März wird die wohl wichtigste seiner Trainerkarriere. In diesen sieben Tagen stehen das Rückspiel im Pokal und das Ligaspiel gegen Barca an, sowie das Rückspiel der Königsklasse im Old Trafford.

Misserfolge in den Pokal-Wettbewerben kann sich Mourinho nicht erlauben, erst recht nicht gegen den Erzfeind und erst recht nicht bereits im CL-Achtelfinale.

Sollte sich Real auf beiden Hochzeiten daneben benehmen und ausscheiden, was angesichts der Qualität des jeweiligen Gegners und der personellen Probleme bei den Königlichen (Casillas-Verletzung, einige gesperrte Spieler im Pokal) keineswegs ausgeschlossen ist, wäre die Saison bereits Anfang März durch; zweieinhalb unerträgliche Monate würden folgen.

Mourinho hat in Madrid, ähnlich wie zuvor in London bei Chelsea und bei Inter, jede Menge Radau veranstaltet. Mit viel Erfolg, vor allem in Mailand. Aber die Kriege, die er in Madrid angezettelt hat, hat er noch lange nicht gewonnen.

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