"Ich möchte Real zum Titel beglückwünschen!"

Von Stefan Rommel / Markus Matjeschk
Sami Khedira (r.) erzielt hier das 0:1 für Real Madrid im Clasico
© Getty

Real Madrid hat El Clasico beim FC Barcelona gewonnen und ist damit bei sieben Punkten Vorsprung auf Barca vier Spieltage vor Schluss schon so gut wie spanischer Meister.

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Vor 98.000 im Camp Nou erzielte Sami Khedira aus abseitsverdächtiger Position die Führung für die Königlichen (17.).

Barca kam nach der Pause durch den eingewechselten Alexis Sanchez zum Ausgleich (70.) - und rannte nur 160 Sekunden später in den entscheidenden Konter, den Cristiano Ronaldo eiskalt abschloss (73.).

Durch den 28. Saisonsieg liegt Real nun mit 88 Punkten beinahe uneinholbar vor Barca (81). Für Jose Mourinho war es der erste Sieg als Trainer überhaupt im Camp Nou.

"Ich möchte Real Madrid zum Sieg heute und zum Titel in der Meisterschaft beglückwünschen!", zeigte sich Barca-Coach Pep Guardiola auf der Pressekonferenz nach dem Spiel als fairer Verlierer. "Für uns endet dieser Wettbewerb heute. Wir haben heute so gut gespielt wie es eben ging, aber es hat nicht gereicht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Barca-Coach Guardiola nimmt zwei Änderungen im Vergleich zum CL-Spiel bei Chelsea vor: Thiago und Tello ersetzen Fabregas und Sanchez.

Real rotiert keinen Millimeter, Mourinho bringt die Startelf aus dem Bayern-Spiel vom Dienstag.

4.: Ecke Özil von links. Ronaldo setzt sich in der Luft gegen Puyol durch und verlängert aufs lange Eck. Valdes macht sich ganz lang und lenkt den Ball gerade noch über die Latte.

6.: Wahnsinniger Querpass von Pepe als letzter Mann, links rüber auf Ramos. Alves rauscht mit langen Schritten an, geht dazwischen und marschiert in den Real-Sechzehner. Casillas stürmt aus seinem Kasten und klärt in höchster Not.

17., 0:1, Khedira: Ecke di Maria von rechts. Valdes irrt durch den Fünfer, Pepe gewinnt den Kopfball. Valdes wehrt ab, Puyol will den Ball aber abschirmen statt ihn zu klären. Khedira steht wohl einen Hauch im Abseits, stochert nach und drückt den Ball aus drei Metern über die Linie.

26.: Messi zieht zur Mitte, gleich fünf Weiße stürzen sich auf ihn. Mega-Pass in die Tiefe auf Xavi. Der ist alleine vor Casillas. Der Keeper macht das aber perfekt, verkürzt den Winkel und fälscht den Ball noch so ab, dass er Zentimeter links am Tor vorbeifliegt.

54.: Eine kleine Lücke tut sich hinter Arbeloa auf, Thiago sieht sie und spielt den Zauberpass in die Tiefe auf Tello. Der knallt den Ball aber aus zehn Metern direkt in die Wolken.

68.: Xavi mal aus der zweiten Reihe, satter Schuss aus 25 Metern. Knapp links vorbei.

70., 1:1, Sanchez: Messi endlich mal mit Tempo, über Umwege kommt der Ball zu Tello. Der scheitert von halblinks an Casillas, den Rebound knallt Thiago einfach mal in die Mitte. Zweimal abgefälscht landet die Kugel bei Sanchez. Wieder geht Casillas dazwischen, doch Sanchez setzt nach und drückt das Ding irgendwie über die Linie.

73., 1:2, Ronaldo: Blitzsauberer Konter der Königlichen. Özil nimmt rechts an der Seitenlinie den Kopf hoch und schickt Ronaldo mit einem Traumpass im Zentrum auf die Reise. Der Portugiese geht locker an Valdes vorbei, der zu weit aus dem Tor stürzt, und schiebt ein. 42. Saisontor!

90.+4: Querpass auf Ronaldo, der noch stark bedrängt wird - und den Ball aus drei Metern übers leere Tor schiebt.

Fazit: Insgesamt ein verdienter Sieg für ein taktisch ungeheuer diszipliniertes Real, das Barca die Lust am Spielen nahm und bei seinen Kontern brandgefährlich war.

Der Star des Spiels: Xabi Alonso und Sami Khedira waren die Garanten für den Erfolg. Sie waren die Herren im Zentrum des Spiels und am diesem Abend Xavi und Messi überlegen. Khedira gelang zudem das 1:0, das Reals Taktik natürlich komplett in die Karten spielte.

Der Flop des Spiels: Victor Valdes verlor beim 0:1 die Übersicht, als er durch den Fünfmeterraum irrte, dann beim Kopfball nicht gut stand und den nur noch abklatschen konnte. Beim 1:2 kam er eine Spur zu weit aus dem Tor: Ronaldo musste ihn erst gar nicht umspielen, sondern den Ball nur kurz zur Seite wegnehmen und ins leere Tor einschieben.

Der Schiedsrichter: Alberto Undiano Mallenco hatte die Partie weitgehend im Griff, entschied im Zweifel vielleicht eine Spur zu oft für die Gäste - dann aber auch nur bei Kleinigkeiten, die nichts mit dem Spielausgang zu tun hatten.

Analyse: Real attackierte Barca extrem variabel, mal mit druckvollem und frühem Pressing, dann massiert mit zwei dicht aneinanderpostierten Ketten in der eigenen Hälfte. Benzema und/oder Ronaldo ließen sich dann auch noch zurückfallen, um das Bollwerk perfekt zu machen.

Dem Ballführenden wurden so von allen Seiten die Lauf- und Passwege zugestellt und der Spieler oft genug so isoliert. Das schnelle Passspiel Barcas konnte so fast nie richtig Fahrt aufnehmen, weil es mit der Ballzirkulation nicht allzu weit her war. Dazu hatten die Gastgeber ungewohnt viele einfache technische Fehler in ihrem Spiel.

Das alles führte in der ersten Halbzeit zu den üblichen Statistiken, am Ende hatte Barcelona unter anderem 74 Prozent Ballbesitz. Der blieb bis auf zwei echte Torraumszenen aber uneffektiv, stattdessen wirkte Real mit einem ungemein flotten Umschaltspiel gefährlicher.

Nach dem Wechsel bekam Barca das Zentrum der Gäste einen Hauch weiter auseinandergezogen und fand auch einige Male eine kleine Lücke. Real musste noch mehr Laufarbeit verrichten und kam phasenweise gar nicht mehr aus der eigenen Hälfte.

Das Problem: Selbst wenn Barca mal bis zur Grundlinie durchkam, fehlte in der Mitte ein Abnehmer für das Zuspiel. Guardiola reagierte und opferte Xavi für Sanchez - der mit dem ersten Ballkontakt dann den Ausgleich erzielte.

Barca schien einen Tick zu euphorisiert vom 1:1 und rannte für seine Verhältnisse blind ins Verderben. Nach dem neuerlichen Rückstand war der Wille des Titelverteidigers gebrochen - genauso wie dessen Siegesserie in der Meisterschaft in dieser Saison zu Ende gehen wird.

FC Barcelona - Real Madrid: Daten zum Spiel