Guardiola vs. Mourinho: Wer ist hier der Beste?

Von Stefan Rommel
Die Clasico-Serie ist auch das Aufeinandertreffen zweier Top-Trainer: Mourinho (r.) und Guardiola
© Getty

Im Finale der Copa del Rey spielen der FC Barcelona und Real Madrid am Mittwoch in Valencia (ab 21.15 Uhr im LIVE-TICKER) den ersten Titel der Saison aus. Die Trainer beider Teams sind äußerst erfolgreich, wenn es um Trophäen geht. Pep Guardiola und Jose Mourinho sind Stil-Ikonen - mit sehr unterschiedlichem Vorlieben.

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Philosophie und Teamführung

"Er verlangt sich alles ab und gönnt sich keine Verschnaufpausen. Er ist ein Kranker des Fußballs", sagt Xavi mit einer Mischung aus Hochachtung und Fassungslosigkeit über Barca-Coach Pep Guardiola.

In der vereinseigenen Talentschmiede "La Masia" hat Guardiola für das Leben und den Fußball gelernt. Schon früh hat er ein untrügliches Gespür für Tendenzen und mögliche Chancen entwickelt. Früher, auf dem Platz, wusste er schon vor der Ballannahme, wo sich bald Räume auftun werden und dirigierte seine Mitspieler mit einem Pass hinein.

Heute nutzt er diese Gabe und entwickelt und verfeinert Trends, die mittlerweile zu den höchsten Gütern des modernen Fußballs zählen. Dabei ist die Grundidee eine ganz simple: Alle Angreifer verteidigen mit und alle Verteidiger greifen mit an.

"Die Spieler machen die Arbeit. Meine einzige Aufgabe besteht darin, herauszufinden, was ich zu tun habe, um ihnen das zu vermitteln, was sie benötigen", sagt Guardiola. "Diese Verantwortung trage ich allein."

Dabei versteht der 40-Jährige, der fast eine Dekade in Barcas Nachwuchsschule ausgebildete wurde und später seine ersten Schritte als Trainer bei der zweiten Mannschaft der Katalanen machen durfte, sich immer noch als Ausbilder. Und als einer, der den Gegner mit dem schönen Spiel besiegen will.

Sergio Busquets, Pedro und Jeffren hat er damals mit hochgezogen in die Profimannschaft, Busquets und Pedro sind im letzten Sommer mit Spanien Weltmeister geworden. Es werden weitere folgen - es sei denn, Guardiola kokettiert nicht nur mit einem baldigen Abgang aus Barcelona.

Seine besondere Reife erlangte er aber erst in Italien. Erst vor einigen Wochen reiste er für ein paar Tage nach Brescia, traf sich dort mit Ex-Teamkollegen und Präsident Gino Coarioni zum Abendessen. Die Zweckmäßigkeit und Organisation des Calcio hatte er vor zehn Jahren dort für den FC Barcelona gefunden.

Für den Klub und die Marke FC Barcelona ist Guardiola der perfekte Trainer. Nur weiß heute noch niemand, ob Pep auch bei anderen Vereinen ähnlich großen Erfolg haben kann.

Jose Mourinho ist im Vergleich dazu deutlich pragmatischer eingestellt. Der Erfolg rechtfertigt fast alle Mittel. Und Erfolge hatte er schon genug. Wenn seine Mannschaft schlecht spielt, wenn der Schiedsrichter eine Fehlentscheidung trifft oder ihm die Presse nicht wohlgesonnen ist, dann nimmt Mourinho dies persönlich.

"Ich habe nicht gesagt, dass ich der Beste bin. Ich kenne nur keinen Besseren", sagte er einmal. Man mag jedes Mal wieder darüber schmunzeln, im Prinzip hat Mourinho das damals aber todernst gemeint.

Mourinhos Mannschaften stehen und standen nie für den großen Fußball. Mit Porto hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite und pflegte das Underdog-Image bis zu einem UEFA-Cup- und einem Champions-League-Titel. Beim FC Chelsea war er der Erfinder des Kraft-Roboter-Fußballs, mit dem sich die Blues durch die Premier League, nie aber bis zum Titel in der Königsklasse walzten.

Dieses Kunststück gelang dem Portugiesen mit Inter Mailand. Die Nerazzurri holten mit Mourinho den wichtigsten Titel des Klub-Fußballs nach über 40 Jahren wieder in die Lombardei mit jenem nüchtern-zielstrebigen Fußball, der Italien als Fußball-Nation schon über Jahrzehnte hinweg berüchtigt gemacht hatte.

Mourinho besitzt die Uneitelkeit, seine persönlichen Präferenzen zurückzustellen und sich den jeweiligen Gegebenheiten perfekt anzupassen. Er hat seine Wandlungsfähigkeit oft genug bewiesen. Derzeit krempelt er Real Madrid grundlegend um. Das ist vielen Trainern vor ihm nicht gelungen, Mourinho aber scheint auf einem sehr guten Weg.

Bei allen Erfolgen von Guardiola derzeit: Einer Mannschaft eine fast komplett neue Identität zu geben ist mindestens genauso bewundernswert, wie eine bereits eingespielte Mannschaft weiter zu verfeinern.

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