Barca setzt sich ab: "Adios, Madrid!"

Von Thomas Gaber/Stefan Rommel
Eric Abidal feierte mit dem FC Barcelona den 14. Saisonsieg gegen den FC Sevilla
© Getty

Mit einer beeindruckenden Leistung gegen den FC Sevilla hat der FC Barcelona seinen Vorsprung in der Primera Division auf Verfolger Real Madrid auf fünf Punkte ausgebaut. Sogar der so kritische Trainer Pep Guardiola war begeistert. Real Madrid verzweifelte in Bilbao an der Wand im Athletic-Tor.

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Es ist freilich noch ein wenig früh, dem FC Barcelona bereits nach dem 18. Spieltag zur erfolgreichen Titelverteidigung zu gratulieren. Die Zeitung "Sport" war aber so berauscht von der Leistung der Katalanen, dass sie sich zu einem aggressiven "Adios Madrid!" hinreißen ließ.

Fünf Punkte sind jedoch nicht die Welt, das weiß auch Thierry Henry. "Wenn wir im nächsten Spiel gegen Valladolid nicht gewinnen und Real schon, sind wir wieder eng zusammen. Fünf Punkte Vorsprung sind beruhigend, mehr aber auch nicht", sagte der Franzose nach der 4:0-Gala gegen den FC Sevilla.

Vor rund 70.000 Zuschauern im Camp Nou erzielten Julien Escude (49., Eigentor), Pedro (70.) und Lionel Messi (85./90.) die Tore für Barca. Es waren Messis Tore 100 und 101 für den FC Barcelona insgesamt.

"Was er für diese Mannschaft seit Jahren leistet, ist einfach fantastisch. Er hat es selbst in der Hand, alle möglichen Rekorde zu brechen, und er ist ehrgeizig.  In seinem ganzen Verhalten ist er ein Beispiel für zukünftige Generationen", sagte Trainer Pep Guardiola ungewohnt euphorisch. Der Coach war auch mit dem Spiel seiner gesamten Mannschaft sehr zufrieden: "Das ist der Weg. So müssen wir Fußball spielen."

Real verzweifelt an der Mauer Iraizoz

Ernüchterung herrscht dagegen im Lager von Real Madrid. "Pellegrinis Team verzweifelt an der Mauer", schrieb "Marca". Diese Mauer hatte einen Namen: Gorka Iraizoz. Der Torhüter von Athletic Bilbao entschärfte mit unglaublichen Paraden insgesamt 13 gute Chancen der Hauptstädter.

"Wir hatten viele gute Chancen, aber Gorka war nicht zu überwinden. Er hatte eine Sternstunde", sagte Real-Verteidiger Sergio Ramos. Den 5-Punkte-Rückstand auf Barcelona lässt Real ziemlich kalt. "Was sind schon fünf Punkte? Wir spielen noch einmal gegeneinander und haben noch nicht einmal die Hälfte der Saison gespielt", sagte Raul Albiol.

Barcas Gala gegen Sevilla in der SPOX-Analyse:

So diskutierten die mySPOX-User während Barcas Sieg gegen Sevilla

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Barca steht Valdes wieder im Tor. Auch sonst die Katalanen in der Bestbesetzung. Die beim Afrika-Cup weilenden Toure und Keita werden kaum vermisst.

Sevilla mit einigen Änderungen: Stankevicius und Jose Carlos berackern die Außenbahnen im Mittelfeld, Valiente spielt neben Lolo auf der Doppel-Sechs. Jesus Navas ist in der Zentrale hinter der einzigen Spitze Kone aufgestellt. Kanoute und Zokora fehlen - beide spielen derzeit den Afrika-Cup.

6.: Iniesta schickt Henry auf die Reise. Der Franzose spielt den chirurgisch exakten Pass von links in den Fünfer. Ibrahimovic stolpert die Pille aus drei Metern am Tor vorbei.

13.: Xavi chippt die Pille in den Lauf von Henry. Der rast auf Palop zu, doch der Sevilla-Keeper kommt früh aus seinem Kasten und pariert mit dem rechten Knie.

20.: Iniesta tanzt vier Andalusier auf dem Bierdeckel aus und spielt die Kugel zu Alves. Der kommt mit Karacho in den Strafraum und ballert ans Außennetz.

34.: Messi schnibbelt den Ball aus 16 Metern Richtung rechtes Dreieck. Palop schraubt sich hoch und lenkt das Ding über die Latte.

Halbzeit-Fazit: Barca hoch überlegen und auch mit einigen sehr guten Chancen. Aber wie neulich im Pokal schon will der Ball einfach nicht über die Linie.

47.: Klasse Solo von Kone links im Strafraum. Valdes verkürzt den Winkel und vereitelt Sevillas beste Chance.

49., 1:0, Escude (Eigentor): Alves bringt den Ball von rechts scharf in die Mitte. Escude grätscht den Ball aus fünf Metern in die Maschen.

52.: Teufelskerl Palop! Erst pariert der Sevilla-Keeper gegen Messi mit dem Fuß und eine Minute später mit beiden Fäusten gegen Henry aus kurzer Distanz.

62.: Fieses Ding von Henry mit rechts aus 16 Metern. Palop sieht den Ball spät, fährt aber die rechte Pranke rechtzeitig aus.

67.: Pedro sieht Messi im Sechzehner frei. Der zieht sofort ab, Palop macht sich lang und pariert einmal mehr erstklassig.

70., 2:0, Pedro: Pedro startet in die Gasse, der Ball kommt wie an der Schnur gezogen von Xavi in den Fuß. Pedro umkurvt Palop halb und lupft dann eiskalt über den Keeper hinweg ins lange Eck.

85., 3:0, Messi: Xavi mit dem Diagonalball auf Alves. Der flankt von rechts in die Mitte. Escude springt unter dem Ball durch und Messi schiebt aus acht Metern ein. Unten rechts schlägt's ein. Messis 100. Tor im Barca-Trikot!

90., 4:0, Messi: Abidal gewinnt den Ball im Mittelfeld. Wieder ein genialer Pass in die Tiefe. Messi ist alleine vor Palop und schiebt das Ding aus 14 Metern flach rechts ein.

Fazit: Absolut verdienter Sieg für den Spitzenreiter. Sevilla konnte sich bei Palop bedanken, dass es keine richtige Abfuhr setzte.

Der Star des Spiels: Trotz vier Gegentoren: Andres Palop brachte Barca mit seinen Paraden am Mittwoch schon beinahe zur Verzweiflung, war da der Garant fürs Weiterkommen. Auch im Camp Nou erwies sich der 36-Jährige als wahre Krake, fischte einen Ball nach dem anderen raus und verhinderte somit ein mögliches Debakel.

Die Gurke des Spiels: Jose Carlos bekam überraschend den Vorzug vor Capel auf der linken Außenbahn - und zahlte gegen die Angriffsmaschine Barcas und seinen direkten Gegenspieler Dani Alves bitteres Lehrgeld. Der Youngster sah so gut wie kein Land und hechelte nur hinterher. In der Pause erlöste ihn Coach Manuel Jimenez und gestand sich damit auch selbst den Fehler ein.

Die Pfeife des Spiels: Delgado Ferreiro leitete die Partie zwar recht souverän, war in der einen oder anderen Situation aber außerordentlich kleinlich und stand dabei auch mehrere Male mit der Vorteilsregelung auf Kriegsfuß. Entscheidende Fehler leistete er sich aber keine.

Die Lehren des Spiels: Barca hat sich für das Aus in der Copa del Rey revanchiert. Aber viel wichtiger: Im vermeintlichen Spitzenspiel konnten die Katalanen den Ausrutscher von Real konsequent ausnutzen.

Barcelona blieb dieses Mal unheimlich cool, rannte nicht blind an, sondern zog die Schlinge immer weiter zu und erdrückte die Gäste förmlich - bis diese selbst die entscheidenden Fehler machten.

Mittlerweile geht es offenbar schon nicht mehr darum, im Camp Nou gewinnen zu wollen, sondern um den einen Punkt, der beim Anpfiff noch an beide Teams verteilt wird.

Sevilla trat mit einer besseren B-Mannschaft auf, teils notgedrungen, teils freiwillig, und verschanzte sich mit neun Feldspielern am eigenen Sechzehner. 3:23 Torschüsse und 1:13 Torchancen aus Sicht von Sevilla sollten Beweis genug sein, dass diese Taktik nicht gut gehen kann.

Immerhin sind die Andalusier kein Abstiegskandidat, sondern wollen die dritte Macht hinter Barca und Real in Spanien sein.

Daten & Fakten: Barca - Sevilla