Keine Ruhe nach dem Burgfrieden

Von SPOX
Real Madrid gewann nur drei der letzten neun Pflichtspiele
© Getty

Am Montagabend verkündete Real Madrids Sportdirektor Predrag Mijatovic, dass Bernd Schuster Trainer der Königlichen bleibt (SPOX berichtete). "Wir haben nach wie vor vollstes Vertrauen in Bernardo", sagte Mijatovic. Seine Worte klingen wie blanker Hohn, hätte er Schuster doch lieber vorgestern als gestern entlassen.

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Schuster und Mijatovic haben nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis. Anders gesagt: Sie haben überhaupt keines. Zu oft stellte der Sportdirektor von Real Madrid, Mijatovic, den Trainer von Real Madrid, Schuster, in der Vergangenheit bloß.

Schuster ignoriert Mijatovic

Im Sommer ignorierte Mijatovic Schusters Transferwünsche und trieb stattdessen die Cristiano-Ronaldo-Wechselposse bis zum Exzess. Ohne Erfolg, der Portugiese spielt immer noch in Manchester.

Nach Reals 0:1-Pleite in Valladolid wollte Schuster seinen Spielern zwei Tage frei geben. Mijatovic empfahl der Mannschaft ein "freiwilliges Training". Fünf Spieler erschienen zur Zusatzschicht, der Rest blieb fern, ebenso Bernd Schuster. Der Coach zog eine Familienfeier im ca. 200 km entfernten Universitätsstädtchen Salamanca vor.

Schuster ist aber nicht ganz unschuldig am schlechten Verhältnis zu Mijatovic. Anrufe des Sportdirektors werden in schöner Regelmäßigkeit ignoriert. Schusters schroffe Art hat ihm auch viele Probleme mit den Medien eingebracht. Das divenhafte seiner Zeit als Spieler verfolgt ihn auch als Trainer noch.

Der Burgfrieden ist brüchig, das nächste Spiel gegen Recreativo Huelva soll endgültig über Schusters Schicksal entscheiden. Angeblich will Klub-Präsident Ramon Calderon die Entscheidung dem Publikum überlassen. Sollten die Fans die gefürchteten weißen Tücher der Verachtung schwenken, wäre Schusters Zeit als Real-Coach vorbei.  

Fans pro Schuster 

Mit dem Vertrauensgefasel und der Weiterbeschäftigung Schusters hat Mijatovic erstmal auch seine eigene Haut gerettet. Der Sportdirektor ist bei den Fans hochgradig unbeliebt. Sie werfen ihm eklatante Versäumnisse in Transferangelegenheiten vor.

Schuster bekommt von den Anhängern trotz der schlechten Ergebnisse der letzten Wochen deutlich mehr Rückendeckung. In einer "Marca"-Umfrage sehen nur 16 Prozent den Coach als Grund für die Krise. 27 Prozent machen die Spieler verantwortlich - und 56 Prozent den Vorstand um Mijatovic und Präsident Calderon.

Sanchis kritisiert Transferpolitik

Auch für ehemalige Spieler ist Mijatovic der falsche Mann am falschen Ort. "Die Zusammenstellung der Mannschaft ist nicht nachvollziehbar. Es fehlt ein hochklassiger Innenverteidiger, ein hochklassiger Mittelfeldspieler und ein hochklassiger Stürmer", sagt Real-Legende Manuel Sanchis.

Mit seiner Kritik hat Sanchis aber nur bedingt recht. Mit Pepe, Gabriel Heinze, Fabio Cannavaro und Christoph Metzelder verfügt Real über vier Innenverteidiger von internationalem Format. Zudem ist Rechtsverteidiger Sergio Ramos gelernter Innenverteidiger.

Allerdings sind Pepe und Metzelder nach Verletzungen nicht in Tritt gekommen. Cannavaro und Heinze laufen ihrer Form hinterher und Ramos ist die erfolgreiche EM zu Kopf gestiegen.

Kein Ersatz für Robinho

Ähnlich verhält es sich im Angriff. Ruud van Nistelrooy fällt bis Saisonende aus, Raul kämpft mit der Form und Javier Saviola konnte sich in Kurzeinsätzen nicht für höhere Aufgaben empfehlen. Gonzalo Higuain hat auch die letzten Kritiker überzeugt, dank der neun Tore des Argentiniers hat Real in der Liga "nur" fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer FC Barcelona.

Im Mittelfeld fehlt es dagegen an der Ausgeglichenheit. Der zu Manchester City abgewanderte Robinho hat auf dem Flügel ein Vakuum hinterlassen. Der verletzungsanfälligen Arjen Robben ist der einzige Spieler im Real-Kader, der die Lücke schließen könnte, aber eben nur bedingt einsatzbereit.

Weder Rafael van der Vaart, noch Wesley Sneijder oder Royston Drenthe sind typische Außenspieler. Sergio Ramos fehlt auf der rechten Seite ein adäquater Partner.

Mijatovic verspricht neue Spieler

Zudem hat die Form-Krise auch das Mittelfeld erreicht. Van der Vaart und Sneijder harmonieren nicht so wie in der Nationalmannschaft.

Guti hat nicht annähernd das Niveau der letzten Saison und war sich im Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin (0:2) zu schade, nach einem albernen Fehlpass Alessandro Del Piero vor dem 0:1 am Spaziergang durchs Real-Mittelfeld zu hindern.

Die Königlichen haben aber nicht nur sportliche Probleme. Auch im zwischenmenschlichen Bereich soll es innerhalb der Mannschaft kriseln. Vor der Partie gegen Juve hatte Kapitän Raul alle Spieler zu einer Aussprache geladen, knapp die Hälfte der Mannschaft hatte scheinbar besseres zu tun.

Immerhin versprach Mijatovic den Fans zwei neue Spieler im Winter. Ein Lichtblick in schweren Zeiten.

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