Hildebrand ausgemustert - Valencia siegt

Von Jochen Tittmar
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© Getty

Am Sonntag geht in der spanischen Primera Division die Jagd auf Meister Real Madrid los (So., 19 Uhr im LIVE-TICKER). Und das prompt mit einem Paukenschlag, zumindest aus deutscher Sicht. Timo Hildebrand wurde vor dem ersten Spiel gegen Mallorca aus dem Kader des FC Valencia gestrichen.

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Wegen einer "taktischen Entscheidung des Trainers", wie es aus Vereinskreisen hieß, saß er beim 3:0 (2:0)-Auftaktsieg über Real Mallorca am Samstagabend nicht einmal auf der Bank. Auf der Verletztenliste stand er auch nicht.

Mit dem brasilianischen Neuzugang Renan zwischen den Pfosten, der mit Brasilien bei Olympia Bronze gewann, spielte sich Valencia einen ungefährdeten Sieg heraus. David Villa (34.), Juan Mata (38.) und Vicente (82.) schossen die Valencianos im Mestalla zum ersten Tabellenführer.

Zuvor hatte Espanyol Barcelona das Eröffnungsspiel mit 1:0 gegen Real Valladolid gewonnen. Luis Garcia (48.) war der erste Torschütze der jungen Saison.

Was geschah in der Sommerpause?

Im Vergleich zu den letzten Jahren haben sich die 20 Vereine auf dem Transfermarkt zurückgehalten. Auch wenn die Klubs im Lande des amtierenden Europameisters über 100 Millionen Euro mehr in Neuverpflichtungen gesteckt haben als die Teams der Bundesliga, sind die Gesamtausgaben gegenüber der Vorsaison von 460 auf knapp 250 Millionen Euro doch deutlich gesunken.

Dafür schloss die spanische Liga einen mit 60 Millionen Euro dotierten Vertrag mit der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria und heißt jetzt drei Jahre lang Liga BBVA.

SPOX fasst zum Saisonauftakt das Wichtigste zusammen.

Das sind die neuen Stars:

Die namhaftesten Hochkaräter haben sich traditionell Real Madrid und der FC Barcelona geschnappt. Rafael van der Vaart (zum Steckbrief) kam für 13 Millionen Euro vom HSV zu den Königlichen und wird in der spanischen Hauptstadt alle Mühe haben, sich im glanzvoll besetzten Mittelfeld um Guti, Wesley Snejder, Arjen Robben und Rückkehrer Ruben de la Red durchzusetzen.

Coach Bernd Schuster ist begeistert von van der Vaart: "Er hat sich sehr gut ins Team integriert. Solche Spieler haben es einfach: Mit ihrer Qualität und Technik passen sie in jede gute Mannschaft." Vorteil des Holländers: Landsmann Sneijder verpasst den Saisonauftakt in La Coruna wegen einer Knieverletzung. Nachteil: Nach seiner Roten Karte im Supercup gegen Valencia geht es ihm nicht anders.

Auch der Rivale aus Katalonien angelte sich einen Mittelfeldmann allerhöchster Güte: Alexander Hleb (zum Steckbrief) kam für 15 Millionen Euro vom FC Arsenal und soll zusammen mit Xavi und Andres Iniesta den Verlust von Ronaldinho und Deco kompensieren.

Dabei sieht sich der Weißrusse auf einem guten Weg, wie er im Gespräch mit SPOX bestätigt:
"Die Integration läuft schon ganz gut. Aber natürlich wird es noch eine Weile dauern, bis alles glatt läuft. Um sich auf dem Platz blind zu verstehen, muss man einige Zeit zusammenspielen", so der Ex-Stuttgarter.

Das könnten die Überraschungen sein:

Ein gehöriges Wörtchen im alljährlichen Zweikampf um die Meisterschaft zwischen Barcelona und Real will diesmal Atletico Madrid mitreden. Knapp 25 Millionen Euro gaben die Rojiblancos für Maniche, John Heitinga, Tomas Ujfalusi, Florent Sinama-Pongolle und Co. aus (Zum Kader).

Welches Potential in ihnen steckt, lässt sich beim FC Schalke erfragen. Das geniale Sturmduo Agüero/Forlan mischte die Defensive der Knappen auf. Klub-Präsident Enrique Cerezo hält die beiden für "das beste, was es in Europa im Angriff gibt." 35 Tore schossen Agüero und Forlan zusammen in der Vorsaison.

Neben Atletico wird der FC Sevilla zu den Real- und Barca-Jägern zählen. Dies mag nach den schmerzhaften Abgängen von Seydou Keita, Christian Poulsen und Dani Alves abwegig erscheinen, doch die erfolgreich verlaufene Vorbereitung bewies, dass die Neuen um Aldo Duscher, Abdoulay Konko, Sebastien Squillaci und Fernando Navarro im Stande sind, den scheinbaren Qualitätsverlust aufzufangen.

Neben siegreichen Testspielen gegen den AC Milan (1:0) und Lokomotive Moskau (3:0) gab es torlose Unentschieden gegen Inter Mailand und Arsenal.

Interessant zu beobachten wird die weitere Entwicklung von Racing Santander sein, die sich in den letzten beiden Jahren erheblich steigern konnten und erstmals in ihrer Vereinhistorie im UEFA-Cup vertreten sind.

Legt man die Eindrücke der Vorbereitung zugrunde, könnte Vizemeister FC Villarreal negativ überraschen. Für das Gelbe U-Boot setzte es Testspielpleiten (1:5 gegen Valladolid, 1:2 gegen Saragossa, 0:1 gegen Udinese), bei denen vor allem die Verteidigung erschreckend schwach spielte. Zudem plagen Verletzungen (Nihat, Robert Pires, Ariel Ibagaza) das Team von Trainer Manuel Pellegrini.

So ist die Stimmung:

Real Madrid kann auch anders: Ohne die ganz großen Transferknaller und mit Kontinuität in der Trainerfrage fasst man den Titel-Hattrick ins Auge. Die Stimmung bei den Königlichen ist indes verbesserungswürdig: Das wochenlange Transfergezeter um Cristiano Ronaldo und Robinho hat für Verstimmungen zwischen Bernd Schuster und der Führungsspitze gesorgt.

Der Trainer beklagt, dass sein Kader nicht die von ihm gewünschte Stärke besitzt und erhofft sich noch Verstärkungen, die den Deutschen aber angesichts der am 31. August auslaufenden Transferfrist wohl nicht vollends zufrieden stellen werden. "Zum Thema Neuverpflichtungen sage ich nichts. Ich bin müde und gehe nun nach Hause", reagierte der blonde Engel zuletzt gereizt.

Ganz anders die Vorgehensweise in Barcelona, wo man nach den Abgängen von Coach Frank Rijkaard und Superstar Ronaldinho eine neue Ära einleitete: Pep Guardiola übernimmt an der Seitenlinie und wurde gleich mit Verstärkungen im Wert von 80 Millionen Euro eingedeckt.

Dani Alves, Martin Caceres, Seydou Keita und Hleb geben dem ohnehin schon stark besetzten Kader einen Schuss mehr Geschlossen- und Ausgeglichenheit. Dies könnte sich durchaus positiv auf "Problemkinder" wie Samuel Eto'o und Thierry Henry auswirken.  

"Ich denke nicht, dass Real die Liga dominieren wird. Wenn wir unser Level erreichen, wird es hart werden, uns zu schlagen", sieht sich Guardiola in der Favoritenrolle.

Alex Hleb hält sich mit Prognosen zurück. "Ich will mich jetzt nicht hinstellen und großspurig verkünden, dass wir auf jeden Fall Meister werden. Das wäre respektlos gegenüber den anderen Teams. Aber natürlich hoffe ich, dass wir es packen. Diese Mannschaft hat sehr große Qualitäten", so das Fazit des Weißrussen bei SPOX.

Ein Teamkollege hat es Hleb besonders angetan. "Leo Messi ist ein fantastischer Spieler mit unglaublichen Fähigkeiten. Wenn er gesund bleibt, kann er der Spieler der Saison werden."

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