U-Boot in Hoheitsgewässern

Von Richard Rother
Submarino Amarillo, Villarreal
© Getty

München - In der Primera Division manövriert sich der FC Villarreal, der den wohlklingenden Kosenamen "Gelbes U-Boot" trägt, immer weiter in königliche Hoheitsgewässer.

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Doch das "Submarino amarillo", überraschend Tabellenzweiter in Spanien, ärgert nicht nur die Galeone Real Madrid, sondern ganz besonders auch den FC Cadiz. Der andalusische Zweitligist nämlich tänzelte sich mit quietschgelben Trikots in den 90er Jahren in die höchste spanische Liga und erhebt seither Anspruch auf den Beinamen.

Die Anfeuerungsrufe "a-ma-ri-llo" (gelb) wurden im andalusischen Stadion Ramon de Carranza schnell scherzhaft mit "sub-ma-ri-no es" (ist das U-Boot) erwidert. Das gelbe U-Boot Cadiz war geboren. Nach neun Jahren Erstliga-Zugehörigkeit tauchte Cadiz wieder in tiefere Gefilde ab und der FC Villarreal kam aus den Tiefen empor.

Neben der offiziellen Villarreal-Hymne dröhnt jetzt bei den Heimspielen, in Anlehnung an die zitronengelben Trikots, die spanische Variante des Beatles-Songs "Yellow Submarine" durch das Stadion.

 

Nur ein Spitzname, mehr nicht

"Villarreal U-Boot zu nennen, macht überhaupt keinen Sinn", skandierte einer der Gründer des FC Cadiz, Jose Antonio Fernandez. Den Vereins-Präsidenten von Villarreal, Fernando Roig, stört das herzlich wenig: "Das ist doch völlig egal, ob sie uns oder Cadiz so nennen. Das ist ein Spitzname, mehr nicht."

Während Cadiz in der Segunda Division in gefährlichen Gewässern nahe der dritten Liga herumgondelt, hat Villarreal mit ganz anderen Kalibern zu kämpfen. Zuletzt wurde im heimischen Madrigal-Stadion Pokalsieger FC Sevilla mit 3:2 verputzt.

Die Mannen von Trainer Manuel Pellegrini taten es dem großen Real Madrid gleich und drehten eine fast verloren geglaubte Partie noch um. Madrid hatte am selben Spieltag gegen Mallorca 2:3 zurück gelegen und noch 4:3 gewonnen.

Ohne Riquelme läuft's 

Villarreal steht den Königlichen nicht nur hinsichtlich der kämpferischen Leistung in nichts nach. Man erlaubt sich mittlerweile sogar den Luxus, Superstars wie Juan Roman Riquelme auf die Tribüne zu verfrachten. Pellegrini ignoriert bei dieser Maßnahme selbst Kritik von ganz oben. 

"Einen Spieler wie ihn kann man nicht draußen lassen", sagt kein geringerer als Diego Maradona. 

Doch der Erfolg gibt Pellegrinis Hartnäckigkeit Recht. Neun Siegen stehen bislang drei Niederlagen gegenüber, mit 27 Punkten liegt das valencianische Team einen Zähler hinter Real Madrid, hat aber schon drei Punkte Vorsprung auf den Barcelona.

Bärenstarke Offensive 

Verantwortlich für den Quantensprung ist die Offensive. Neben dem Ex-Stuttgarter Jon Dahl Tomasson stürmen erfolgreich Guillermo Franco, Nihat und Top-Torschütze Giuseppe Rossi. Für den verletzten Italiener sprang Franco beim Spiel gegen Sevilla in die Presche und schoss den Pokalsieger der vorigen Saison quasi im Alleingang ab.

Bis auf die (noch) schwächelnde Abwehr um den Franzosen Pascal Cygan harmoniert die Mannschaft perfekt. Bei allen drei Saison-Niederlagen kassierte Villarreal allerdings drei Gegentore oder mehr, die saftigste Packung (0:5) gab es am 2. Spieltag gegen Real Madrid.

Auf Champions-League-Kurs

Dabei muss das Überraschungsteam spätestens seit der Saison 2004/2005 keine Angst vor großen Namen haben. Diego Forlan wurde mit 25 Treffern Torschützenkönig der Liga und Villarreal qualifizierte sich als Liga-Dritter für die Champions League, wo erst im Halbfinale gegen den FC Arsenal Schluss war.

Nach einer durchwachsenen Saison 2006/07 ist Villarreal erneut auf Champions-League-Kurs. Vielleicht lernen die Anhänger dann auch den Schmähgesang "Zieht den Bayern die Lederhosen aus!", dessen Taktgeber ebenfalls "Yellow Submarine" von den Beatles ist.

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