Argentinischer Flohzirkus

Von Richard Rother
Messi, Kun, Primera Division
© Getty

München - Einen Flohzirkus zu bändigen heißt redensartlich, eine Schar übermütige Kinder zu beaufsichtigen. 

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Mit ihren 19 und 20 Jahren sind Kun Agüero von Atletico Madrid und Lionel Messi vom FC Barcelona zwar keine Kinder mehr. Doch ihre Gegenspieler finden die 1,72m und 1,69m kleinen Wirbelwinde mehr als lästig - zu schwer sind die beiden argentinischen Ballzauberer zu zähmen.

In der Primera Division liegt Messi zusammen mit Sevillas Luis Fabiano mit acht Treffern an der Spitze der Torjägerliste. Direkt dahinter lauert Kun mit einem Tor weniger. Im Gegensatz zum echten Flohzirkus sind die argentinischen Flöhe nicht fremd gesteuert, sondern finden ihr Ziel auch von selbst: Und zwar das gegnerische Tor.

 

Eifersüchteleien ausgeräumt

Kun und Messi neiden sich ihre Erfolge aber längst nicht mehr. Dabei hatten sie sich vor der U 20-WM in Holland 2005 abgestoßen wie gleichnamige Magnetpole. Denn zufällig wurden sie als gemeinsame Zimmerkollegen ausgelost, beharrten aber darauf, mit jemand anderem das Schlafgemach zu teilen.

Doch nach einer Aussprache unter vier Augen stimmten sie zu. Es entwickelte sich eine unzertrennliche Freundschaft, die sich mittlerweile selbst in der argentinischen Nationalelf weiter zusammenschweißen kann.

"Messi/Agüero wäre für mich das ideale Angriffsduo", schwärmt Kun von seinem Kumpel. Tatsächlich werden beide bereits als Erben Diego Maradonas und Romarios gehandelt. Ähnliche Lobeshymnen prasseln jedenfalls auf die beiden Ausnahmekönner jetzt schon herein.

Kun mit göttlichen Kräften 

"Es ist eine Augenweide, ihm zuzusehen", pries Trainer Frank Rijkaard seinen Schützling und legte ihn den Juroren des "Balon de Oro" wärmstens ans Herz. Die kleine Ausgabe dieser Auszeichnung des besten Fußballers des Jahres, den "Golden Boy", wird in diesem Jahr Kun Agüero erhalten. Messi bekam die Auszeichnung im letzten Jahr.

Der Trainer von Atletico, Javier Aguirre, verlieh seinem Stürmerstar sogar göttliche Kräfte: "Gott hat ihm diese Magie gegeben", sagte er und untermauerte damit die These, dass Kun und Messi nicht einfach Fußball spielen, sondern den Fußball in jeder Partie neu erfinden.

Die beiden werden mit Vorschusslorbeeren geradezu überschüttet. Doch bisher werden sie dem ihnen vorauseilenden Ruf mehr als gerecht und Kun strotzte bei seiner offiziellen Begrüßung in Madrid schon mit genügend Selbstvertrauen, um verbal aus dem Schatten Romarios hervorzutreten: "Ich ähnel nur mir selbst", erklärte er forsch.

Kum Kum el Cavernicola 

Seinen Spitzname hat Kun übrigens von einem Comichelden. Kum Kum el Cavernicola hieß eine japanische Zeichentrickserie, die er als Kind liebte. Er imitierte zu jedem möglichen Zeitpunkt die Hauptfigur und wurde fortan selbst Kun genannt.

Messis Beiname hingegen ist um Längen nahe liegender: "El Pulga" (der Floh) wird der kleine Gaucho genannt, der für Barcelona in 80 Spielen schon 36 Tore erzielt hat.

Beim prestigeträchtigen Derby gegen Stadtrivalen Espanyol Barcelona kann der kleine Dribbelkünstler dazu beitragen, Real Madrid (gegen Santander) weiter auf den Fersen zu bleiben. Barca rangiert aktuell auf Tabellenplatz drei.

Kuns Atletico steht mit Real Betis eine vermeintlich einfachere Aufgabe bevor. Nach dem 4:3-Sieg über Valladolid haben die Rojiblancos die UEFA-Cup-Ränge wieder deutlich vor Augen und konnten sich in der Tabellenspitze etablieren - derzeit auf Platz fünf.

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