Farce oder Herzfehler?

Von Andreas Cazan
Patrik Schick legte in der Serie A einen ansehnlichen Einstand hin
© getty

Nach einer starken Debütsaison für Sampdoria Genua klopfte niemand Geringeres als Juventus bei Patrik Schick an. Auf der Homepage der Turiner poste der Angreifer bereits im Juve-Shirt, doch der Wechsel platzte im letzten Moment wegen des Medizinchecks. Wie geht es jetzt weiter mit dem Angreifer?

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"Er erinnert mich an Zlatan Ibrahimovic, denn er war auch so, als er zu Juve kam. Der hatte auch keine Muskeln. Schick ist ein ähnlicher Stürmertyp: Tolle Ballbehandlung, groß und schnell."

Die Zeiten, in denen Pavel Nedved selbst für Juventus auf dem Platz stand, sind lange vorbei. Der Tscheche, aktuell Vizepräsident von Juventus, scheint aber jemanden gefunden zu haben, dem er zutraut, seine großen Fußstapfen auszufüllen: Patrik Schick.

Der hat er gerade einmal seine erste Saison auf italienischem Boden bei Sampdoria hinter sich, darf sich aber bereits Vergleiche mit Ibrahimovic anhören. "Patrik hatte eine wunderbare Saison", sagte Nedved über den 21-jährigen Shootingstar. "Er hat für sein Alter tolle Sachen gezeigt."

Schick: Überragende Zahlen - als Joker

In der Liga netzte er elfmal ein und fügte bei seinen drei Coppa-Italia-Auftritten noch zwei weitere Tore hinzu. Auch als Vorbereiter durfte er fünfmal in Erscheinung treten. Das Kuriose: Schick hatte dabei lediglich 13 Startelfeinsätze und wurde von Trainer Marco Giampaolo meistens nur als Joker eingesetzt. Die daraus resultierenden Zahlen lesen sich herausragend: 129 Minuten brauchte der Angreifer pro Treffer.

Ein gutes Händchen also der Verantwortlichen von Sampdoria, die Schick von Sparta Prag nach Norditalien lotsten. In Prag durchlief Schick die Jugendmannschaft und schaffte es bis zu den Profis. Der Durchbruch gelang ihm auf der Letna aber nicht (nur fünf Einsätze) und so wurde Schick vor seinem Wechsel nach Italien zum FC Bohemians Praha verliehen. Die vier Millionen Euro, die anschließend aus Genua in die tschechische Hauptstadt überwiesen wurden, entpuppten sich als gut angelegtes Geld.

Das Talent des Tschechen blieb auch den großen Klubs nicht verborgen. Borussia Dortmund soll interessiert gewesen sein, der FC Chelsea aus England und schließlich auch: Juventus Turin.

Ein verhängnisvoller Medizincheck bei Juve

Dort sollte es nach dem Geschmack von Schick hingehen, auch Landsmann Nedved bemühte sich darum, den Tschechen ins Piemont zu führen. Der Stürmer absolvierte sogar den Medizincheck und wurde schon als zukünftiger Juventino präsentiert. Auf der offiziellen Homepage Juves grinste Schick bereits im Juventus-Shirt in die Kamera.

Doch der sogenannte "done deal", wie es Sampdorias Präsident Massimo Ferrero schon ausdrückte, er platzte in letzter Sekunde.

Offiziell wurde keine eindeutige Begründung geliefert , doch sollen die Mediziner der Bianconeri einen Herzfehler bei Schick entdeckt haben. "Ich wusste, dass er kleine Herzprobleme hatte", sagte sein Kollege aus der U21-Nationalmannschaft, Jakub Jankto. "Sie sollten aber nichts Ernstes sein."

"Es ist eine Farce. Er ist nicht nur gesund, er ist sehr gesund. Was sie gefunden haben, ist mit einer Erkältung gleichzusetzen", polterte Klub-Chef Ferrero daraufhin.

Schick: Und jetzt?

Doch wie geht es jetzt weiter mit dem Angreifer? Ein Verbleib an der ligurischen Küste bei Sampdoria, wo er noch mehr Erfahrungen und Spielminuten sammeln, ja vielleicht sogar so etwas wie der Star des Klub werden könnte, ist eine Möglichkeit. Wahrscheinlicher ist aber wohl ein Wechsel zu Inter, die schon länger Interesse am Stürmer haben und sich mit ihm in fortgeschrittenen Gesprächen befinden sollen.

Warum gleich zwei italienische Schwergewichte um den bis vor Kurzem unbekannten Tschechen buhlen, wird klar, wenn man sich Schicks Anlagen vor Augen führt. Mit 1,87 Metern wird er zwar als Mittelstürmer geführt, weicht aber oft auf die Flügel aus und sucht das Eins-gegen-eins. Seine Ballführung ist extrem eng und sicher, es ist kein Leichtes, Schick vom Spielgerät zu trennen.

Auch seine Handlungsschnelligkeit und eine feine Technik machen den Stürmer aus. Sein Tor gegen Crotone am 23. Spieltag war eines der Highlights der vergangenen Saison. Einen schlechten Pass spitzelte er mit dem Rücken zum Verteidiger an seinem Gegner vorbei, umkurvte ihn auf der anderen Seite und schloss eiskalt ab. "Dennis Bergkamp who?", fragte der vereinseigene Twitteraccount.

Das ist - wie der vergleich mit Ibrahimovic - freilich übertrieben. Und trotz seiner brillanten Technik hat der Youngster natürlich Schwächen, beispielsweise im Kopfballspiel oder der Zweikampfführung. Einer großen Karriere sollte aber nicht einmal sein Herz im Weg stehen.

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