Der alte Mann und das Ohr

Von Oliver Birkner
Luca Toni durfte in dieser Saison 22 Mal an seinem Ohr schrauben
© getty

Luca Toni weigert sich, seine Rente anzutreten und trifft wie zu seinen besten Zeiten. Ein Kommentator fordert im Endspiel um die CL-Qualifikation Schmiede statt Artisten und Silvio Berlusconi findet Mozzarella durchaus in Ordnung.

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Opa des Spieltags: Wer hat da am Ohr gedreht? Auguri an Luca Toni, der mit seinem Treffer gegen Juventus am Samstag Historisches vollbrachte. Er wurde mit 38 Jahren und fünf Tagen ältester Torschützenkönig der Serie-A-Historie. Bisher besaß Dario Hubner diesen Ehrendoktortitel, als er 2001/2002 mit 35 Jahren 24 Mal für Piacenza knipste. Dabei hatte Toni nach acht Spieltagen nur einen Treffer erzielt, bei Abschluss der Hinrunde lediglich sechs. Es folgten 16 Buden in 19 Partien. Inters Mauro Icardi zog am Sonntagabend per Doppelpack zwar mit ebenfalls 22 Toren gleich, die Fanfaren gehörten allerdings dem ohrenbetäubenden Calcio-Opa.

Amore mio des Spieltags: Eine mitreißende Partie sah das Stadion San Paolo zwischen Napoli und Lazio. Die Gastgeber brauchten einen Sieg, um Platz drei zu erreichen. Lazio führte zur Pause durch Marco Parolo und Antonio Candreva 2:0, Napoli glich mit Gonzalo Higuains Doppelpack aus. "Pipita" Higuain verschoss dann einen Elfmeter, ehe Ogenyi Onazi und Miro Klose den Römern ein 4:2 und die Champions-League-Qualifikation sicherten.

Charmant verbrachten auch die beiden marginal parteiischen Kommentatoren die turbulenten 90 Minuten. Auf der einen Seite der legendäre Raffaele Auriemma, der die Phasen der Partie so erlebte: "Seid heute keine Fußballer, sondern echte Männer, und geht nach 90 Minuten atemlos, siegreich und schweißgebadet vom Platz. Heute brauchen wir Schmiede, keine Artisten. - 1:2, siii! Los Pipita, zeig dem seelenlosen Haufen wie es geht und zieh uns raus aus diesem Loch der Peinlichkeit! Gonzaloooo Higuain, 2:2, Napoli folge deinem Schlachtführer Higuain, steig' auf das Karussell des Stadio San Paolo, das sich unendlich und majestätisch dreht! Unfassbar, absurd, dieses Napoli ist einfach absurd. Va bene, dai, gehen wir alle nach Hause. Napoli mit null Kontinuität, Lazio hat's verdient, Chapeau. Ciao und jetzt endlich in einen schönen Sommer ohne dieses depressive Gekicke."

Guido De Angelis besaß freilich mehr Grund zum Feiern: "Marchetto mio, amore mio, ich liebe dich! Ich kriege nen Herzkasper. 2.0! Heiliger Antonioooo, ich habe dich soooo lieb, mein Antonioooo! Miroooooooo, wir haben es geschafft, uns gegen alles und jeden behauptet, wir haben das Stadio San Paolo auseinandergenommen und ruhig gestellt! Wir haben Geschichte geschrieben, Jungs, ich liebe euch auf ewig!"

Und sonst? Nun ist es amtlich, dass der Europapokal zum ersten Mal seit 60 Jahren ohne Mailänder Klubs stattfinden wird. Milan und Inter versprachen aber eine flinke Kursänderung. "Wir haben fast 30 Jahre lang Kaviar und Champagner gespeist, da ist auch mal ein Jahr nur Mozzarella in Ordnung. Der Kaviar ist jedoch wieder in Vorbereitung", sagte AC-Chef Silvio Berlusconi. Coach Roberto Mancini hingegen weiß genau, was Inter zu neuer Grandeur benötigt: "Wir brauchen neun neue Spieler." Na dann, frohes einkaufen.

Die Abschlusstabelle der Serie A

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