Camorra wollte Lazio Rom übernehmen

Von SPOX
Lazio, Rom, Wappen, Emblem
© Getty

München - Der italienische Fußball kommt einfach nicht zur Ruhe.

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Nach Bestechungsskandalen und Fanausschreitungen sorgt nun die Camorra, die neapolitanische Mafiaorganisation, für Aufruhr im Calcio.

Die Organisation hat offenbar versucht, über Strohmänner Lazio Rom zu übernehmen. Zehn Personen wurden wegen des Verdachts der Geldwäsche in Rom festgenommen.

Die Verdächtigen sollen versucht haben, mit dem Kauf von Lazio-Aktien Geld der Camorra zu waschen und dabei ganz nebenbei noch die Kontrolle über den Verein zu erlangen.

Ex-Profi unter Verdacht

Auch gegen den ehemaligen Lazio-Spieler Giorgio Chinaglia (1968-1976)  wurde Haftbefehl erlassen. Der Ex-Profi war bereits im vergangenen November wegen Kursmanipulationen von Lazio-Aktien zu einer Geldstrafe in Höhe von 4,2 Millionen Euro verurteilt worden.

Chinaglia hatte 2005 den Medien erzählt, dass ungarische Investoren den Verein kaufen wollen. Das hatte den Kurs der Aktie in die Höhe getrieben. Bis die Dementis aus Budapest kamen.

Lazio-Boss unter Polizeischutz

Die römische Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass Chinaglia für den Clan der Camorra seinen alten Klub übernehmen und den derzeitigen Besitzer Claudio Lotito mit Hilfe rechtsextremer Ultras zum Verkauf zwingen wollte. Zur Vertuschung hatte er von ungarischen Investoren geredet.

Das Geld stammte vielmehr aus schmutzigen Kanälen der italienischen Mafia, die nach Meinung der Staatsanwaltschaft 24 Millionen Euro auf diese Weise waschen und nach Italien zurückbringen wollte. Wie 24 Millionen Euro zum Kauf eines italienischen Erstligisten hätten reichen sollen, beantworten die Ermittler jedoch nicht.

"Damals habe ich vergeblich Alarm geschlagen, aber jetzt kommt alles ans Licht", begrüßte Lotito die jüngsten Aktivitäten der römischen Justiz. Der Lazio-Boss steht seit diesen Vorfällen unter Polizeischutz

Long John beteuert Unschuld

Chinaglia, der den Spitznamen Long John trägt, hält sich in den USA auf will nicht nach Italien zurückkehren. "Ich würde ja ins Gefängnis wandern, obwohl ich nichts getan habe. Das ist unglaublich", so der 61-Jährige.

Chinaglia, der Lazio 1974 zum Scudetto schoss, war in den 80er Jahren selbst Präsident des Vereins. Die Amtszeit blieb aber erfolglos. Lazio stieg ab, und der ehemalige Publikumsliebling landete wegen betrügerischen Bankrotts und Bilanzfälschung erstmals vor Gericht.

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