Vergebliche Muskelspiele

Von Christian Bernhard
italien, serie a, milan, ac, kaka, brocchi, favalli, mailand
© Getty

München - Nach Ende der Serie-A-Saison standen beim AC Milan alle Signale auf Angriff. Dem großen Klub war gerade das Schicksal widerfahren, sich nicht für die Champions League zu qualifizieren. Jetzt wollten die Mailänder auf dem europäischen Transfermarkt ihre Muskeln spielen lassen.

Cookie-Einstellungen

"Wir werden sieben oder acht neue Spieler holen und dann die große Attacke auf den Scudetto starten", sagte Milan-Geschäftsführer Adriano Galliani Mitte Mai.

Sechs Wochen später ist davon noch wenig zu sehen. Die Rossoneri waren zwar in jede Menge Transfer-Verhandlungen involviert, neu verpflichtet wurden bisher aber "nur" Mathieu Flamini und Gianluca Zambrotta. Außerdem kehrten die ausgeliehenen Marco Borriello und Christian Abbiati zu ihrem Stammverein zurück.

Fans gehen auf die Barrikaden

Eine Situation, die besonders bei den Fans für großen Unmut sorgt. Galliani wird bereits seit Wochen mit Drohbriefen von Milan-Ultras zugedeckt und im Internet schreiben sich die Tifosi ihren Frust von der Seele. Mittlerweile gibt es eine Unterschriftenaktion, in der Klubeigner Silvio Berlusconi aufgefordert wird, den Verein zu verkaufen.

Galliani will von diesen Protesten nichts wissen: "Es ist bizarr, dass Berlusconi angegriffen wird. Silvio ist momentan mit anderen Aufgaben beschäftigt, er hat aber alle Stars für die neue Saison bestätigt." Außerdem verweist der 63-Jährige auf eine gute Transferpolitik: "Wir waren bisher fleißiger als alle anderen italienischen Vereine."

Verpflichtung eines Top-Stürmers versprochen

Trotz dieser Rechtfertigungen muss sich Galliani berechtigterweise Kritik gefallen lassen. Vor wenigen Wochen noch hatte er verkündet, dass der AC einen Top-Stürmer aus dem Quintett Emmanuel Adebayor, Didier Drogba, Samuel Eto'o, Dimitar Berbatow und Mario Gomez verpflichten werde.

Mittlerweile hat sich diese Auswahl auf Adebayor beschränkt, allerdings hat der Arsenal-Spieler bereits bekräftigt, dass er am liebsten nach Barcelona wechseln würde. "Die Preise sind einfach zu hoch. In diesen Bereichen können wir mit dem italienischen Steuersatz und unseren Stadien nicht mithalten", so Galliani. Milans Muskeln scheinen im internationalen Vergleich zu klein.

Torhüter im Überfluss

Bezeichnend für Milans paradoxe Situation ist, dass mit Abbiati einer der wenigen Neuzugänge für ein Luxusproblem gesorgt hat.

Mit dem ehemaligen Atletico-Torhüter, Nelson Dida und Zeljko Kalac stehen Trainer Carlo Ancelotti momentan drei Schlussmänner zu Verfügung. Zudem ist auch noch der zuletzt an Cagliari ausgeliehene Marco Storari im Kader.

Der Fakt, dass keiner weiß, wer als Nummer 1 in die Saison starten wird, sorgt bereits jetzt für Unruhe bei den Rossoneri.

Ronaldinho als letzte Hoffnung

Als letzter großer Transfercoup bleibt wohl nur Ronaldinho übrig. Dessen Bruder und Berater Assis de Moreira bekräftigte am Freitag erneut: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ronnie zu Milan geht. Alles ist für den Transfer vorbereitet. Zu 90 Prozent ist er sicher, wir arbeiten an den restlichen 10 Prozent."

Bei diesen Verhandlungen steht Milan zumindest auf der Pole Position, denn die Konkurrenz für den Kauf des Brasilianers hält sich in Grenzen.

Artikel und Videos zum Thema