Regierung sagt Hooligans rigorosen Kampf an

SID

Rom - Einen Tag nach dem Tod des Fußball-Fans Gabriele Sandri und einer Welle von Gewalt hat die italienische Regierung den Hooligans im Land des Weltmeisters einen rigorosen Kampf angesagt.

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Staatspräsident Giorgio Napolitano forderte harte Strafen. "Wir müssen mit Strenge reagieren", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Während das Innenministerium am Montag über ein Reiseverbot für alle Tifosi beriet, forderte Sportministerin Giovanna Melandri einen Stopp der Serie A.

"Am kommenden Sonntag sollte der Fußball in Italien eine Pause einlegen, um über die verheerenden Folgen dieser neuen Gewaltwelle nachzudenken", sagte Melandri. Der italienischen Fußball-Verband FIGC beriet sich am Montag mit Vertretern der Liga, Spieler und Trainer über Maßnahmen.

Schmerzhafter Tag für Italien 

"Aber unser erster Gedanke gilt der Familie des getöteten Opfers", erklärte Verbandspräsident Giancarlo Abete: "Es war erneut ein trauriger und schmerzhafter Tag für Italiens Fußball." Von einem "Albtraum" sprachen die italienischen Medien.

"Das Land steht vor einer nationalen Notstandslage, wie die unglaublichen Szenen des Angriffes auf die Polizeikasernen bezeugen. Italien steht im Griff der Hooligans. Wir haben schreckliche Szenen eines außer Kontrolle geratenen Italiens gesehen", schrieb die Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport.

Scharfe Kritik an der Regierung übte Roberto Calderoli von der Lega Nord. "Dieses Land ist im Griff von Kriminellen. Die Regierung sollte zurücktreten, weil sie die Sicherheit nicht mehr garantiert", sagte Calderoli.

Tiefgründige Ermittlung gefordert 

Die Oppositionsparteien forderten die Ablösung von Innenminister Giuliano Amato. Unterdessen kündigte Amato eine "tiefgründige Ermittlung" des Vorfalls um den Tod des 28 Jahre alten Lazio-Fans Sandri an, der auf einer Autobahnraststätte in der Nähe von Arezzo in seinem Auto durch die Kugel aus der Dienstwaffe eines Polizisten getötet worden war.

Die Aussagen des Verkehrspolizisten zu dem Hergang sind jedoch widersprüchlich. "Ich befand mich in einer Entfernung von über 200 Meter zu den Ultras. Ich habe einmal in die Luft geschossen, der zweite Schuss ist losgegangen, während ich auf die Ultras losrannte", wird der 32-Jährige in der Zeitung Corriere della Sera zitiert: "Ich habe zwei Familien zerstört, jene des Opfers und meine eigene."

Gegenüber der Zeitung Il Giornale beteuerte der Ordnungshüter seine Unschuld: "Ich bin mir sicher, dass ich zur Warnung in die Luft gefeuert habe. Ich weiß, was ich getan habe. Ich kann ihn nicht getroffen haben."

Er sei ewig lang verflucht 

Nach bisherigen Ermittlungen wurde Sandri in seinem Auto durch die Heckscheibe tödlich von einer Kugel getroffen. Am Montag pilgerten Hunderte von Menschen zur Raststätte. Viele Lazio-Fans legten Blumen nieder. Die Familie des Opfers brachte ihren Zorn auf andere Art zum Ausdruck: "Gestern hat ein Bastard meinen Sohn getötet. Er sei ewig lang verflucht", war auf einem Blatt auf den Scheiben des Kleidergeschäfts von Sandris Vater in Rom zu lesen.

Nach dem Unglück war es vor allem in Rom zu einer Gewaltwelle gekommen, als unter anderem 400 Hooligans, die der Szene von Lazio und AS Rom zugeordnet werden, eine Polizeikaserne im Zentrum der Ewigen Stadt angegriffen hatten.

Hooligans unter Terrorismus-Verdacht 

Nach Angaben der Polizei wurden dabei 40 Beamte verletzt. Besorgniserregend sei die Lage eines Polizisten, der mit einer Eisenstange schwer verletzt worden sei. Vier Hooligans, die nach dem Angriff auf die Kaserne und den Sitz des Nationalen Olympischen Komitees CONI festgenommen wurden, stehen auch unter Terrorismus-Verdacht.

Nach Informationen aus Justizkreisen soll die Gewaltwelle einen "politischen Hintergrund" haben. Anfang Februar dieses Jahres war beim sizilianischen Derby zwischen Catania Calcio und US Palermo der Polizist Filippo Raciti getötet worden.

Ein 17 Jahre alter Hooligan wurde damals unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Damals war der gesamte Fußball-Spielbetrieb aufgrund des Vorkommnisses ausgesetzt worden.

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