Ligue 1 vor dem Saisonabbruch - auch Geisterspiele bis Ende Juli verboten

Von SID/SPOX
Fragen in der Ligue 1: Wird PSG zum Meister erklärt? Und was passiert mit der Champions League?
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Nach einer Ansage aus der Politik steht die französische Ligue 1 als erste der fünf großen europäischen Fußball-Ligen wegen der Coronakrise unmittelbar vor dem offiziellen Abpfiff. Der Premierminister gab am Dienstag diese Richtung vor, der Präsident des Fußballverbandes pflichtete bei - und die Liga gab sich noch am Abend wenig widerspenstig. Es gibt jedoch einen Alternativvorschlag. PSG will zudem weiter Champions League spielen.

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"Die Saison 2019/2020 des Profisports, insbesondere des Fußballs, wird nicht wieder aufgenommen werden können." Mit diesen Worten vor der Nationalversammlung umriss Premierminister Edouard Philippe die Linie der Regierung für den Sport im Land des Weltmeisters.

Der Ligaverband LFP teilte später mit, dass er "in dieser Gesundheitskrise auch weiterhin dem Rat der Regierung folgen" wolle. Eine Sitzung, auf der über "die sportlichen und wirtschaftlichen Folgen" der Ankündigung des Premierministers beraten werden soll, wurde für Donnerstag anberaumt. Erst dann kann der Saison-Abbruch formell beschlossen werden.

Titelverteidiger Paris St. Germain mit dem deutschen Trainer Thomas Tuchel führt die Tabelle nach 27 Spielen mit 68 Punkten und zwölf Zählern Vorsprung auf Olympique Marseille an und könnte somit vorzeitig zum Meister erklärt werden. In der französischen Eliteklasse ist der Spielbetrieb wegen der Pandemie seit Mitte März unterbrochen.

FFF-Präsident Le Graet: Ligue 1 und Ligue 2 "definitiv vorbei"

Noel Le Graet, Präsident des nationalen Verbandes FFF, sagte der Zeitung Le Telegramme noch am Dienstagabend: "Wir haben den Vorstand über das informiert, was er bereits wusste: Dass die Ligue 1 und die Ligue 2 nicht mehr starten werden." Dasselbe gelte für die 3. Liga und die 1. Liga der Frauen: "Diese vier Wettbewerbe sind für diese Saison definitiv vorbei." Zumindest den nationalen Pokal will Le Graet noch beenden, im Endspiel stehen sich PSG und Saint-Etienne gegenüber.

Die französische Liga hatte ursprünglich den Restart am 17. Juni mit Geisterspielen geplant, zum Ende des Lockdowns am 11. Mai sollten die Spieler zu ihren Klubs zurückkehren. Sportevents sind laut Sportministerium auch ohne Zuschauer auf jeden Fall bis Ende Juli verboten, berichtete AFP.

Damit wäre eine Beendigung der Saison mit Geisterspielen ab August praktisch unmöglich, schließlich stehen noch zehn Spieltage aus. Jean-Michel Aulas von Olympique Lyon hat als letzten Ausweg Playoffs vorgeschlagen, um die Saison doch noch irgendwie beenden zu können. Ob dieser Vorschlag Unterstützer hat, ist allerdings unklar.

PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi teilte mit, der Klub "respektiere" die Entscheidung der Regierung, kündigte aber an, die Saison in der Champions League zur Not auch komplett auswärts zu Ende zu spielen. Paris steht nach dem Achtelfinal-Sieg über Borussia Dortmund in der Runde der letzten Acht. Die Königsklasse soll bis Ende August über die Bühne gebracht werden.

Tour de France: Absage nun doch wahrscheinlich?

Bis mindestens September, so Philippes Erklärung am Dienstag, bleiben Großveranstaltungen in Frankreich mit mehr als 5000 Personen untersagt. Das wirft auch für die Tour de France der Radprofis neue Fragen auf. Denn am 29. August soll die 107. Auflage in Nizza beginnen. Auch eine Tour ohne Zuschauer dürfte angesichts der beteiligten Personen bei der mit einem wahnwitzigen Organisationsaufwand verbundenen Riesenveranstaltung von dem Verbot betroffen sein. Zudem ist der mächtige Tour-Boss Christian Prudhomme klarer Gegner einer Geistertour.

Die Tour hätte ursprünglich am 27. Juni beginnen und am 19. Juli in Paris enden sollen. Mitte April war sie um zwei Monate nach hinten verlegt worden, nachdem Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron eine Verlängerung der öffentlichen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus verkündet hatte. Nach derzeitigem Stand soll das prestigeträchtige Rennen bis zum 20. September durch Frankreich führen.

In den Niederlanden ist die Saison im Profifußball bereits offiziell abgebrochen worden. Im Nachbarland Belgien ist die finale Entscheidung auf den kommenden Montag vertagt. Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs scheint aufgrund der Regierungsvorgaben allerdings unmöglich.

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