Manchester United: Als Michael Owen dank einer eigenen Werbebroschüre zu den Red Devils kam

Von Chris Lugert
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© getty

Michael Owen wechselte im Jahr 2009 zu Manchester United. Überzeugungsarbeit leistete offenbar auch eine Werbebroschüre, die Owen erstellen ließ.

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Dynamisch. Charismatisch. Cool. Fit und gesund. Was nach einer Sammlung schlagkräftiger Attribute aus einer Werbebroschüre klingt, ist - genau das. Marketing ist auch im Fußball ein wichtiges Mittel, um eigene Vorzüge anzupreisen. Dass aber ein Spieler selbst darauf zurückgreift, um einen neuen Klub zu finden, ist eher ungewöhnlich. Vor allem dann, wenn es sich um einen sehr bekannten Akteur handelt, bei dem eigentlich davon auszugehen ist, dass er solche Methoden gar nicht benötigt.

Michael Owen aber befand sich im Jahr 2009 in keiner einfachen Situation. Obwohl er erst 29 Jahre alt war, lagen seine besten Zeiten bereits hinter ihm. 2001 hatte er den Ballon d'Or als Europas Fußballer des Jahres gewonnen, spätestens aber mit seinem Wechsel zu Real Madrid im Jahr 2004 begann sein Stern zu sinken. Zahlreiche Verletzungen, unter anderem ein Kreuzbandriss bei der WM 2006, taten ihr Übriges.

Nachdem er in der Saison 2008/09 trotz acht Saisontoren den Abstieg seines Klubs Newcastle United nicht verhindern hatte können, suchte Owen einen neuen Verein. Aber da die Interessenten nicht gerade Schlange standen, wandte sich der Stürmer an die Wasserman Media Group, die für Owen ein 32-seitiges Dossier erstellte. In diesem wurden nicht nur 21 prägnante Adjektive aufgelistet, die Owen angeblich kennzeichneten, sondern ebenso medizinische Expertisen.

Michael Owen: Physiotherapeut stellte gewagte These auf

So kam gleich zu Beginn der Physiotherapeut John Green mit einer Einschätzung zu Owens körperlicher Verfassung zu Wort. So meinte Green, die zuvor von einigen anderen Medizinern aufgestellte These, wonach Owen eine erhöhte Verletzungsanfälligkeit habe, sei "Nonsens". Stattdessen habe Owen wiederholt schlechte Ratschläge erhalten. Und er ließ sich in dem Dossier mit einem Satz zitieren, der sich direkt an interessierte Klubs richtete. "Meiner Meinung nach wird er noch viele Jahre beschwerdefrei auf höchstem Level spielen können", meinte Green.

In einer abschließenden Bewertung wurde Owen in dem Dossier als "hochwertigster Transfer des Sommers" angepriesen, der "ultraprofessionell" sei, nie zu spät zum Training komme und auch für gute Stimmung im Kader sorge. Zudem sei er "hungrig darauf, gut zu spielen und Tore zu schießen".

Nun ist nicht überliefert, inwiefern Sir Alex Ferguson auf die Einschätzungen dieses Dossiers zurückgriff, als er sich mit Owen traf. Aber am Ende stand der ablösefreie Wechsel des Engländers zum Mega-Klub. Mit solch einer Chance hatte Owen vielleicht selbst nicht mehr gerechnet, als er Wasserman um Hilfe bat. Und wer weiß, ob sich diese Gelegenheit aufgetan hätte, wenn Manchester United nicht nach einem Ersatz für Cristiano Ronaldo gesucht hätte, der zeitgleich zu Real Madrid wechselte.

Michael Owen und Manchester United: Beziehung ohne Erfolg

Wobei das Wort "Ersatz" hier nicht wirklich passend ist. Denn Owen war gerade zu Beginn eigentlich nur Joker. Aber zumindest in zwei Spielen zog er die Aufmerksamkeit auf sich. Im letzten Gruppenspiel der Champions-League-Saison 2009/10 gegen den VfL Wolfsburg erzielte Owen beim 3:1-Sieg alle drei Tore, es war einer seiner wenigen Startelfeinsätze. Schon drei Monate zuvor hatte er im Stadtderby gegen Manchester City in allerletzter Minute zum umjubelten 4:3 gegen die Citizens getroffen. Es blieben seine einzigen Highlights im Trikot der Red Devils.

Denn anders, als es Physiotherapeut Green vorhergesagt hätte, blieb Owen nicht beschwerdefrei. Immer wieder fiel er - teils mehrere Monate - mit Muskelverletzungen aus. Im Sommer 2012 endete schließlich das für beide Seiten wenig ruhmreiche Kapitel. Von Juli bis September 2012 blieb Owen vereinslos, ehe er noch einmal bei Stoke City unterkam. Doch auch dort konnte er keinen Eindruck mehr hinterlassen, im folgenden Sommer beendete Owen im Alter von 33 Jahren seine Karriere.

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