Überzeugungsarbeit auf der Luxus-Yacht: Wie Chelsea-Besitzer Abramovich Luka Modric ködern wollte

Von SPOX/GOAL
Luka Modric (r.) gegen Chelseas Cesar Azpilicueta
© getty

Chelseas Noch-Klub-Boss Roman Abramovich schaltete sich 2011 persönlich ein, als es darum ging Luka Modric von einem Wechsel zu überzeugen.

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Ein Privatjet, ein Van mit getönten Scheiben, ein Speedboat und eine Luxus-Yacht: Es gibt deutlich unglamourösere Fortbewegungsmittel als die, mit denen Luka Modric im Sommer 2011 zu tun hatte. Der Kroate, der zu diesem Zeitpunkt für Tottenham Hotspur kickte, wollte eigentlich seinen Sommerurlaub in der Heimat genießen, als er sich plötzlich wie in einem Hollywood-Film fühlte.

"Der Urlaub dauerte nicht lange", erinnerte sich Modric in seiner 2020 erschienenen Autobiografie. Der Grund: Der FC Chelsea interessierte sich sehr für den Mittelfeldspieler und zog im Bemühen um eine Verpflichtung des damals 25-Jährigen alle Register. Bereits 2008, als Modric Dinamo Zagreb verlassen hatte, waren die Blues hinter ihm her, doch er entschied sich für Tottenham. Ein zweites Scheitern wollte Roman Abramovich, derzeit noch Klub-Besitzer des FC Chelsea, nicht zulassen - und deshalb schaltete er sich höchstpersönlich in das Werben ein.

"Alles passierte blitzschnell", blickte Modric zurück. Nachdem ein Privatjet ihn zusammen mit seiner Frau Vanja aus Kroatien nach Cannes geflogen hatte, ging es in einem dunklen Van nach Nizza. "Dort hat uns die Security von Roman Abramovich abgeholt", sagte Modric. "Sie haben uns auf ein Speedboat gesetzt. Damit ging es dann zur Yacht des Chelsea-Besitzers", fügte er hinzu.

Abramovich zu Modric: "Ich würde Sie gerne zu Chelsea holen"

Abramovich hat ein Faible für Mega-Yachten, besitzt gleich drei riesige Schiffe - und das hinterließ auch bei Luka Modric großen Eindruck. "Das war alles richtig aufregend", bekannte er, nachdem er von rund 20 Sicherheitsleuten auf dem Riesenschiff in Empfang genommen worden war. "Alles ging schnell und war sehr gut organisiert", staunte Modric. Und wie in einem Film hatte Abramovich dann seinen großen Auftritt: Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn tauchte er auf einem Luxus-Deck auf und begrüßte Modric.

"Ich war fasziniert von dem diskreten Verschwinden all dieser Sicherheitsleute, als er ankam. Die waren offensichtlich hervorragend ausgebildet, mit perfektem Timing", waren die Randerscheinungen für Modric von bleibender Erinnerung. Im kleineren Kreis redete Abramovich dann nicht lange drumherum: "Wir wissen, dass Sie ein Top-Spieler sind. Ich würde Sie gerne zu Chelsea holen", erklärte der Russe, der Anfang März 2022 aufgrund des Ukraine-Konflikts und seiner Verbindung zum russischen Präsidenten Wladimir Putin von der britischen Regierung sanktioniert wurde und die Blues als Folge davon zum Verkauf anbot, damals.

Modric selbst hatte seinen grundsätzlichen Wechselwillen mit seinem Erscheinen an der Cote d'Azur bereits dokumentiert, doch es gab noch ein großes Problem: Tottenham-Boss Daniel Levy. "Glauben Sie, dass Tottenham einen Wechsel ablehnen wird? Werden die um Sie kämpfen?", fragte Abramovich seinen Gast. "Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungen hart werden", antwortete Modric, da Chelsea und die Spurs als Londoner Rivalen nicht das beste Verhältnis zueinander hatten und haben.

Modric gesteht: "Von dem Treffen beeindruckt"

"Nach 20 Minuten haben sich Abramovich und seine Frau dann zurückgezogen. Er hat uns noch vorgeschlagen, dass wir ein bisschen relaxen und schwimmen gehen können, aber wir haben dankend abgelehnt", erinnerte sich Modric. Keine anderthalb Stunden dauerte der Ausflug in die Welt der Super-Reichen, dann standen Modric und seine Frau wieder an Land. "Vanja und ich waren von dem Treffen beeindruckt", gestand der Kroate.

Wie vermutet war Tottenham-Boss Daniel Levy von Modrics Idee, den Klub Richtung Chelsea zu verlassen, wenig begeistert. Der Star der Spurs verkündete öffentlich, dass er einen neuen Schritt in seiner Karriere machen wolle, aber Tottenham lehnte sämtliche Angebote der Blues ab. Ein Jahr später verließ Modric die White Hart Lane dann doch: Es ging für ihn zu Real Madrid - und das ganz ohne Überzeugungsarbeit der Madrilenen auf einer Mega-Yacht.

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