Premier League - Chelseas "Loan Army": Warum De Bruyne, Lukaku und Salah trotzdem verkauft wurden

Von Nizaar Kinsella / Andreas Königl
Mit seinem Leihkonzept hat Chelsea ein viel kritisiertes, aber gleichzeitig geniales Konzept erschaffen. Dennoch lief nicht immer alles nach Plan.
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Mit seinem Leihkonzept hat Chelsea ein viel kritisiertes, aber gleichzeitig geniales Konzept erschaffen. Dennoch lief nicht immer alles nach Plan.

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Ein spätabendlicher Sommerhauch weht durch das Stadion Eden zu Prag, Romelu Lukaku schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, fährt sich mehrmals durch seine Mähne. Elf Meter von ihm entfernt lässt sich Manuel Neuer feiern, nachdem er gerade den entscheidenden Elfmeter gehalten und dem FC Bayern München damit zum Gewinn des UEFA-Supercup 2013 verholfen hat.

Es sollte für sehr lange Zeit die letzte Aktion eines jungen und vielversprechenden Stürmers im Trikot der Blues sein, nachdem er erst drei Monate zuvor von einer Leihe bei West Bromwich Albion zurückgekehrt war. Nur wenige Tage nach seinem bitteren Fehlschuss ging es für den damals 20-Jährigen weiter zum FC Everton - erneut auf Leihbasis.

"Er war damals einfach noch nicht bereit - egal, was die anderen sagen", erklärt Eddie Newton, ehemaliger technischer Trainer der Leihspieler des FC Chelsea, im exklusiven Gespräch mit SPOX und GOAL. "Er war einfach noch nicht bereit, die Rolle von Didier Drogba als alleiniger Mittelstürmer zu übernehmen. Er wurde immer mit ihm verglichen, das war nicht fair."

Acht Jahre später ist Lukaku zurück, nachdem er im Sommer 2014 für rund 35 Millionen Euro endgültig an Everton verkauft worden war. Und wenngleich die Blues nunmehr 115 Millionen Euro hinblättern mussten, machte man mit seinem Verkauf damals ein vermeintlich gutes Geschäft und ein Plus von 20 Millionen Euro, nachdem Lukaku im Sommer 2011 bei seiner Verpflichtung vom RSC Anderlecht lediglich 15 Millionen Euro gekostet hatte.

Chelseas 'Loan-Army': Kritik und Bewunderung gleichermaßen

Das Konzept der 'Loan-Army' sorgt mittlerweile für Bewunderung, anfangs gab es aber auch deutliche Kritik. Junge Spieler werden günstig eingekauft, zur Entwicklung an andere Vereine verliehen und schaffen dann entweder den Sprung zu den Chelsea-Profis oder werden im Idealfall gewinnbringend verkauft - nicht selten war da von Menschenhandel die Rede.

"Das System lief bereits, war aber nicht sonderlich ausgereift. Es war im Grunde die Idee von Michael Emenalo (ehemaliger Technischer Direktor)", erinnert sich Newton an seine Anfänge unter Rafael Benitez im November 2012. "Er sagte, wir hätten zu viele junge Spieler, die zu gut für die U23, aber nicht gut genug für die erste Mannschaft seien."

Ein neuer Posten war geschaffen, wobei "die Abteilung nur mit mir und einem Analysten startete. Wir haben gearbeitet und uns die Spiele angeschaut. Aber irgendwann wurden die Namen auf meiner Liste zu viele und ich habe es nicht mehr geschafft", erinnert sich Newton, der unter Benitez' Vorgänger Roberto Di Matteo noch als Co-Trainer gearbeitet hatte.

Paulo Ferreira, Tore Andre Flo und Christophe Lollichon sollten das Team verstärken und reisten durch ganz Europa, um die Leihspieler zu scouten und zu fördern. "Wir haben ein Weltklasse-Programm entwickelt, das heute oftmals kopiert wird. Zahlreiche Klubs haben uns um Hilfe gebeten und wir haben ihnen geholfen. Man kann das Geheimnis nur für eine kurze Zeit behalten."

Dass neben Lukaku aber auch die beiden Riesentalente Kevin De Bruyne und Mohamed Salah verkauft, anstatt in der ersten Mannschaft etabliert wurden, hat laut Newton aber nichts mit dem Leihkonzept, sondern vielmehr mit dem damaligen Trainer Jose Mourinho zu tun.

Darum scheiterten Salah und De Bruyne bei Chelsea

"Bei Salah und De Bruyne lag es meiner Meinung nach nicht am Talent", so Newton im exklusiven Gespräch. "Das war ein persönliches Ding mit Mourinho. Sie waren mehr als gut genug, aber es war der Trainer, der nicht mit ihnen arbeiten konnte. Es hätte damals einfach nicht funktioniert."

Dass dieses System aber mittlerweile mehr als perfektioniert ist, beweisen auf der einen Seite jene Spieler wie Mason Mount, Reece James oder Trevoh Chalobah, die allesamt aus der eigenen Jugend kommen und nach einigen Leihstationen mittlerweile den Durchbruch in der ersten Mannschaft geschafft haben.

Und auf der anderen Seite machen es die gewinnbringenden Verkäufe von Eigengewächsen wie Tammy Abraham, Kurt Zouma oder Fikayo Tomori nebst zahlreichen weiteren Leihgebühren in diesem Sommer sogar möglich, 115 Millionen Euro für einen Lukaku auszugeben und trotzdem noch eine positive Transferbilanz aufzuweisen.

Eine win-win-Situation für alle Beteiligten, wobei es nie darum ging, sich an Spielern zu bereichern. "Viele haben das Leihkonzept am Anfang nicht verstanden - auch die Spieler nicht", erinnert sich Newton. "Aber nach ein, zwei Jahren kamen die Spieler dann und sagten mir, dass sie es verstanden haben und sehr schätzen."

Auch das Feedback der Berater und Eltern sei zunehmend positiver geworden. "Es waren ihre Karrieren, bei denen wir geholfen haben. Ich weiß, dass sie alle für Chelsea spielen wollten, aber das kann halt nicht jeder", so Newton. "Ich war nur ehrlich mit ihnen und sie schätzten es sehr. Der Klub hat sehr viel für diese Spieler getan."

PlatzTeamSpieleSiegeRemisNiederlagenToreGegentoreDiff.Punkte
1FC Chelsea11821274+2326
2Manchester City11722226+1623
3West Ham United117222313+1023
4FC Liverpool116413111+2022
5FC Arsenal116231313+020
6Manchester United115241917+217
7Brighton & Hove Albion114521212+017
8Wolverhampton115151112-116
9Tottenham Hotspur11515916-716
10Crystal Palace113621514+115
11FC Everton114341616+015
12Leicester City114341618-215
13FC Southampton113531012-214
14FC Brentford113351314-112
15Leeds United112541118-711
16Aston Villa113171420-610
17FC Watford113171219-710
18FC Burnley111551117-68
19Newcastle United110561224-125
20Norwich City11128526-215
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