Als Steven Gerrard Toni Kroos nach Liverpool holen sollte: "Es war mir peinlich"

Von Chris Lugert
Toni Kroos gehört seit Jahren zu den Leistungsträgern bei Real Madrid. Steven Gerrard hatte einst den Auftrag, ihn nach Liverpool zu locken.
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Toni Kroos gehört seit Jahren zu den Leistungsträgern bei Real Madrid. Steven Gerrard hatte einst den Auftrag, ihn nach Liverpool zu locken.

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Es war jener Zauberpass, der die Qualitäten des Toni Kroos besonders zur Schau stellte. Gefühlvoll schickte er den Ball durch die Luft, das Ziel genau vorgegeben und mit der Präzision eines Navigationsgerätes punktgenau erreicht. Vinicius Junior bedankte sich und netzte ein. Die Torvorlage des deutschen Nationalspielers im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals 2021 zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool (3:1) fand natürlich auch seinen Niederschlag in den Sozialen Medien, "Querpass-Toni" wurde zum entwaffnenden Spiegel für alle Kroos-Kritiker.

Es war nicht nur jene Aktion, die auch den gegnerischen Trainer mit Ehrfurcht vor dem 31-Jährigen erfüllt. "Er erinnert mich an Bernd Schuster", sagte Klopp vor dem Rückspiel gegen Real, in dem sich die Madrilenen mit einem 0:0 das Weiterkommen sicherten. Der Name Schuster ist in Madrid bestens bekannt, Immerhin zwei Jahre spielte er bei den Königlichen und holte zweimal die Meisterschaft.

Es war Klopp durchaus anzumerken, wie gerne er selbst einen Toni Kroos in seinen Reihen gehabt hätte. Wäre es nach dem FC Liverpool gegangen, hätte Kroos auch tatsächlich bei Klopps Amtsantritt im Oktober 2015 bei den Reds unter Vertrag gestanden. Liverpool-Legende Steven Gerrard verriet in seiner Autobiographie My Story, dass er damit beauftragt wurde, Kroos 2014 von einem Wechsel nach Anfield zu überzeugen.

"Ich hatte eine inoffizielle Rolle im Klub, dass ich große Spieler überzeugen sollte, nach Liverpool zu kommen", erklärt der heutige Cheftrainer der Glasgow Rangers. "Es war in jedem Sommer dasselbe Ritual. Der Klub erklärte mir, welchen Spieler sie als Ziel auserkoren hatten und sie baten mich dann, ihn zu kontaktieren. Sie dachten, eine Anfrage aus Liverpool hätte mehr Gewicht, wenn sie von mir kommt", so Gerrard.

Toni Kroos steht noch bis 2023 bei Real Madrid unter Vertrag.
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Toni Kroos steht noch bis 2023 bei Real Madrid unter Vertrag.

Gerrard: Kroos zu kontaktieren, "war mir peinlich"

Auch Kroos stand 2014 auf dem Wunschzettel der Reds, nachdem bekannt wurde, dass der Mittelfeldstratege seinen Vertrag beim FC Bayern München nicht verlängern wird. Also bat der damalige Trainer Brendan Rodgers seinen Kapitän, bei Kroos vorstellig zu werden. Für Gerrard ein von Anfang an hoffnungsloses Unterfangen.

"Er lachte nur, als ich ihm sagte, dass wir unsere Zeit verschwenden. Wir beide bewunderten Kroos sehr. Ich wusste, dass Real Madrid ein Angebot für den FC Bayern vorbereitet, daher war es mir schon peinlich, als ich Kroos angeschrieben habe", blickt Gerrard zurück: "Der Deutsche war auf bestem Wege, den WM-Titel mit seinem Land zu gewinnen und Real Madrid war der Champion Europas. Aber ein Versuch schadet nicht, also habe ich es probiert."

Kroos gewann die Champions League mit Real viermal

Die Reaktion von Kroos auf seine Anfrage verblüffte Gerrard. "Einige der besten Fußballer der Welt können auch die respektvollsten sein. Kroos gab mir nicht das Gefühl, ein kompletter Idiot zu sein", schildert Gerrard. Eine positive Meldung konnte er ihm aber nicht geben, der Wechsel zu Real Madrid war mehr oder weniger durch. "Wir hatten einen netten, kleinen Austausch und ich sagte ihm nur 'Gut gemacht und viel Glück'", erinnert sich der Champions-League-Sieger von 2005.

Für Kroos sollte sich der Wechsel mehr als auszahlen. Viermal gewann er mit Real Madrid inzwischen die Champions League.

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