Curtis Jones beim FC Liverpool: Im Namen der Scouser

Curts Jones erzielte in dieser Saison drei Pflichtspieltore.
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Der erst 19-jährige Mittelfeldspieler Curtis Jones ist einer der größten Profiteure der großen Verletzungsmisere des FC Liverpool. Im Stadtzentrum aufgewachsen, spielt er seit der Kindheit für Liverpool, erinnert mit seiner Spielweise an eine der größten Klublegenden - und hat einen Namen mit den richtigen Buchstaben. Am Mittwoch ist Jones mit Liverpool in der Champions League beim FC Midtjylland zu Gast (18.55 Uhr live auf DAZN).

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Als "proper Scouser" bezeichnete Jürgen Klopp Curtis Jones mal, einen waschechten Scouser also, wie die Bewohner Liverpools genannt werden. "Scouser" kommt übrigens vom Wort "Lobscouse", ein traditionelles Seemanns-Gericht, das in Liverpool einst genau so beliebt war wie in Norddeutschland (dort unter dem Namen "Labskaus").

Jones, geboren in Liverpool und im Stadtzentrum aufgewachsen, ist aber nicht nur wegen seiner Herkunft ein waschechter Scouser, sondern auch wegen seines Namens: Darin kommen nämlich alle Buchstaben des Wortes "Scouser" vor. Als erster Spieler mit diesem Charakteristikum schoss er ein Tor für die Profimannschaft des FC Liverpool, Anfang Januar 2020 war das.

Bemerkenswert machte dieses Tor aber nicht nur der kuriose Namens-Fakt, sondern auch dessen Schönheit und Wichtigkeit. Ein wunderbarer Schlenzer ins Kreuzeck und noch dazu das siegbringende 1:0 in einem FA-Cup-Spiel gegen den Lokalrivalen FC Everton, später wurde es zum FA-Cup-Tor-des-Jahres gewählt. Beim Jubel zeigte Jones standesgemäß auf das Liverpool-Logo am Trikot.

Curtis Jones profitiert von Liverpools Verletzungsmisere

Knapp ein Jahr ist seitdem vergangen, aus einem aufstrebenden Talent wurde in der Zwischenzeit ein festes Kadermitglied. Wettbewerbsübergreifend kam Jones in dieser Saison bereits 822 Minuten zum Einsatz und damit am viertlängsten aller Mittelfeldspieler des Klubs. Der 19-Jährige ist einer der größten Profiteure von Liverpools dramatischer Verletzungsmisere.

Alex Oxlade-Chamberlain und Thiago fehlen seit Wochen wegen Knieverletzungen und werden das auch weiterhin tun, James Milner ist aktuell angeschlagen, Fabinho musste zeitweise wegen Oberschenkelbeschwerden passen - und war ansonsten meist in der Innenverteidigung gefragt, weil die dortige Stammbesetzung bestehend aus Virgil van Dijk und Joe Gomez ebenfalls langfristig ausfällt.

Trainer Jürgen Klopp hatte kaum eine andere Wahl, als Jones zu vertrauen. Und er dankte es ihm mit guten Auftritten und Toren wie seinem 1:0 vergangene Woche gegen Ajax Amsterdam, das Liverpool ins Champions-League-Achtelfinale beförderte. "Was für ein Spiel von Curtis Jones, unglaublich", sagte Klopp im Anschluss.

Auch am Wochenende beim 4:0-Sieg in der Premier League gegen die Wolverhampton Wanderers spielte Jones durch und überzeugte. "Es wirkt, als wäre er schon seit Jahren Teil der Mannschaft", sagte Kapitän Jordan Henderson, der in Klopps 4-3-3-System zuletzt im Mittelfeldzentrum neben Jones spielte.

Am 5. Januar 2020 erzielte Curts Jones sein erstes Pflichtspieltor für den FC Liverpool: Im FA Cup schoss er seine Mannschaft im Derby zum 1:0-Sieg gegen den FC Everton.
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Am 5. Januar 2020 erzielte Curts Jones sein erstes Pflichtspieltor für den FC Liverpool: Im FA Cup schoss er seine Mannschaft im Derby zum 1:0-Sieg gegen den FC Everton.

Curtis Jones und die Ähnlichkeiten mit Steven Gerrard

Teil des Klubs ist er auch schon seit Jahren. Mit neun schloss er sich der Jugendabteilung an, mit 15 durfte er erstmals mit der Profimannschaft trainieren, mit 17 debütierte er, mit 18 schoss er gegen Everton sein erstes Tor. Damals war er eigentlich noch fester Bestandteil der Reservemannschaft, ihr Kapitän und als Mittelfeldspieler auch bester Torschütze.

Es ist diese Torgier und auch -gefahr aus der Tiefe, die Jones so besonders macht und Liverpools Spiel aktuell eine neue Dimension verleiht. In der vergangenen Meistersaison schoss kein Mittelfeldspieler mehr als vier Tore. Jones steht wettbewerbsübergreifend nun schon bei drei, seine 17 Torschüsse sind darüber hinaus Spitzenwert unter Liverpools Mittelfeldspielern.

Jones verkörpert nicht nur Torgefahr, sondern gibt mit seinen 1,85 Metern Körpergröße außerdem einen dynamischen Antreiber. Mit dieser Kombination erinnert er zwangsläufig an einen anderen "proper Scouser", der einst von jungen Jahren an für Liverpool spielte: den langjährigen Kapitän Steven Gerrard. Genau wie aktuell Jones, trug übrigens auch er in seinen Anfangsjahren die Rückennummer 17.

Die unterschiedlichen Träume von Curtis Jones und Rhys Williams

Ein Jahr lang profitierte Jones aus erster Hand von Gerrards Erfahrungen: Bevor er das Traineramt bei den Glasgow Rangers übernahm, trainierte Gerrard in der Saison 2017/18 Liverpools Reservemannschaft. Im damaligen Kader standen neben Jones unter anderem auch Keeper Caoimhin Kelleher sowie die Verteidiger Rhys Williams und Neco Williams, die wegen der aktuellen Verletzungsmisere zuletzt ebenfalls zu Einsätzen kamen.

Als Klopp beim Champions-League-Spiel bei Atalanta Bergamo Jones und Williams gemeinsam in die Startelf beorderte, fragte er sie nach eigener Auskunft vor dem Spiel in der Kabine, ob sie einst gemeinsam von einem solchen Auftritt geträumt hätten. Laut Klopp verneinte Williams und sagte: "Curtis war immer so viel besser. Ich denke, dass er andere Träume hatte als ich."

FC Liverpool: Die Mittelfeldspieler im Vergleich

SpielerMinutenSchüssePassgenauigkeitZweikampfquote
Georginio Wijnaldum13731491,89 Prozent52,34 Prozent
Fabinho*1124491,33 Prozent58,25 Prozent
Jordan Henderson8421087,07 Prozent47,83 Prozent
Curtis Jones8221790,2 Prozent44,66 Prozent
James Milner*701784,27 Prozent50,51 Prozent
Naby Keita380890,42 Prozent33,96 Prozent
Thiago135391,3 Prozent39,13 Prozent
Harry Wilson90082,05 Prozent33,33 Prozent

*Wurde teilweise in der Verteidigung eingesetzt.

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