Leeds-Stürmer Patrick Bamford: Privatschule, Harvard-Angebot und bei Chelsea gescheitert

Von Oliver Maywurm
Mit Aufsteiger Leeds sorgt Bamford derzeit in der Premier League für Furore.
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Er besuchte eine Privatschule, hätte auch nach Harvard gehen können und spielt Violine: Leeds-Stürmer Patrick Bamford ist der etwas andere Profi, der beim Aufsteiger Leeds United aktuell mit einer herausragenden Torquote beeindruckt und sich nach dem Hattrick gegen Aston Villa am Freitag als "19-Minuten-Mann" einen Namen gemacht hat. Das ist seine Geschichte.

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Eigentlich ist Patrick Bamford ein Gescheiterter. Und er kündigte es vor einigen Jahren auch noch höchstselbst an. "Für mich persönlich werde ich gescheitert sein, wenn ich es bei Chelsea nicht schaffe", sagte der Engländer im Sommer 2015 dem Guardian, als die Blues den Mittelstürmer gerade frisch an Crystal Palace verliehen hatten.

Dort, bei seiner vierten Leihstation, wollte sich Bamford endgültig dafür aufdrängen, auch bei Chelsea eine Chance zu bekommen. Es klappte nicht - und Anfang 2017 war dann Schluss mit dem Traum, die Londoner verkauften ihn an Middlesbrough.

Gescheitert ist Bamford deswegen aber längst nicht. Bei Chelsea vielleicht, ja. Aber in seinem Fußballerleben keineswegs. Vielmehr stellt der mittlerweile 27-Jährige gerade unter Beweis, dass er es doch kann in der Premier League. Sechs Tore und zwei Assists (in nur sechs Spielen) steuerte er zum furiosen Start von Aufsteiger Leeds United bei. Er traf an der Anfield Road gegen Meister Liverpool, das vorläufige Highlight war sein Hattrick am vergangenen Freitag bei Aston Villa in gerade einmal 19 Minuten, mit dem er Leeds auf Platz fünf schoss.

Bamford ist ein Fußball-Profi, der über den Tellerrand hinaus schaut. Er interessiert sich für Literatur, spricht Deutsch und Französisch, spielt hervorragend Violine und kann sich auch am Piano oder an der Gitarre sehen lassen. In der Schule war er ein Überflieger, machte früh sein Abitur und hätte danach an der US-Elite-Uni in Harvard studieren können.

Patrick Bamford von Leeds United: Harvard als Plan B

"Für den Fall, dass es mit dem Fußball nicht geklappt hätte, habe ich mich nach Universitäten umgeschaut. Ich bewarb mich auch im Ausland und irgendwann bot mir Harvard ein Stipendium an", verriet er im Interview mit der Daily Mail. "Das Stipendium hätte es natürlich vor allem wegen Fußball gegeben, aber ich wollte auch Business und eine Sprache studieren."

Etwa zur gleichen Zeit kristallisierte sich die Perspektive, es bei seinem Jugendklub Nottingham Forest in den Profikader schaffen zu können, aber immer stärker heraus. "Sobald ich wusste, dass es eine Chance gab, mir meinen Traum zu erfüllen, war Harvard nur ein Back-Up-Plan", erklärt Bamford.

Ein Satz, den sicherlich nicht viele so sagen können. Plan A war für Bamford, obwohl er als Kind und Teenager auch lange Rugby spielte, schon immer der Fußball gewesen. "Ich spielte gerne Rugby, aber bei Forest sagten sie irgendwann, dass es zu riskant sei. Samstags trainierte ich morgens bei Forest und spielte nachmittags dann für meine Schule Rugby. Mein Traum war es aber stets, Fußball zu spielen."

Schon mit acht Jahren war Bamford in den Nachwuchs von Nottingham Forest gewechselt. Er durchlief die englischen Junioren-Auswahlen, hatte schnell den Ruf als Top-Talent weg, debütierte mit 18 in der zweiten Liga. Kurz darauf legte Chelsea 1,8 Millionen Euro auf den Tisch, um ihn nach London zu holen.

Patrick Bamford: Fünf Jahre Chelsea, aber nie ein Pflichtspiel

Bamford war Feuer und Flamme, sich langfristig bei den Blues durchzusetzen - ob der enormen Konkurrenz sollte ihm das aber nicht gelingen. Fünf Jahre lang stand er offiziell bei Chelsea unter Vertrag, ein Pflichtspiel für die erste Mannschaft absolvierte er nie. Stattdessen gab es Leihen, viele Leihen. Und erfolgreich waren jene eigentlich nur unterhalb der Premier League.

Bei den MK Dons machte er als Teenager in der 3. Liga auf sich aufmerksam, für Derby County und Middlesbrough überzeugte Bamford in der 2. Liga. 2015 probierte er es dann erstmals als Leihspieler in der Premier League: Doch weder bei Crystal Palace noch bei Norwich oder Burnley lief es.

In seinen ersten 27 Premier-League-Einsätzen vor der Rückkehr ins Oberhaus mit Leeds gelang Bamford genau ein Tor. Dann orientierte er sich neu, gab den Traum vom Durchstarten bei Chelsea auf und ging endgültig einen Schritt zurück, ließ sich an Middlesbrough verkaufen. Es sollte sich lohnen.

Bei den Blues schaffte Bamford nicht den Durchbruch
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Bei den Blues schaffte Bamford nicht den Durchbruch

Patrick Bamford: Nach der Karriere TV-Moderator?

In Middlesbrough und Leeds traf er konstant in der 2. Liga, vergangene Saison schoss Bamford seinen aktuellen Klub mit 16 Treffern in die Premier League. Und für diese Liga, die vielleicht stärkste der Welt, scheint er nach seinem furiosen Saisonauftakt nun endlich bereit zu sein. "Das war ein guter Start, hoffentlich kann ich daran anknüpfen", sagte er zuletzt.

Die nächste Chance dazu hat Bamford am kommenden Montag (21 Uhr im Liveticker) bei Leeds' Heimspiel gegen Leicester City. Und es passt zu ihm, dass er schon seit längerem immer auch ein Auge auf die Zeit nach seiner Karriere hat, sich dafür weiterbilden will und einen Job als TV-Sportmoderator für möglich hält: "Das würde ich lieben", sagt er.

"Ich flachse oft mit meinem Vater darüber, dass ich das mal machen will, wenn ich mit dem Fußball aufhöre. Vielleicht kann ich ja etwas machen, das mich dafür vorbereitet und qualifiziert, mal sehen."

Patrick Bamford: Leistungsdaten für Leeds United

SaisonSpieleToreVorlagenMinuten
2020/21662492
2019/20471643.561
2018/19251021.619