Michael Essiens Aufstieg beim FC Chelsea: Mentalitätsmonster und Mourinho-Liebling

Von Lukas Schranner
Michael Essien (r.) war Publikumsliebling beim FC Chelsea.
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Wie schon in Lyon gelang Essien auch an der Bridge sportlich recht schnell der Durchbruch. In seiner ersten Saison machte er 31 Ligaspiele für die Londoner und glänzte mit seinen noch 22 Jahren im Schatten der anderen Stars, die sich zu dieser Zeit bei Chelsea tummelten.

Mourinho fand für Essien immer wieder lobende Worte, hob seine Leistungen aus dem Kollektiv hervor. "Er hat jeden Zweikampf im Mittelfeld gewonnen, hat dem Spiel Geschwindigkeit gegeben und war einfach zu stark für den Gegner", sagte Mourinho etwa nach dem 4:0 in der Champions League über Real Betis im Oktober 2005 und brachte damit auf den Punkt, was Essien den Blues verlieh. Zweikampfstärke, Teamgeist, Präsenz und die richtige Einstellung - all das spiegelte der ghanaische Nationalspieler auf dem Platz wider.

Mit dem Wechsel zu Chelsea begann für Essien die Hochphase seiner Karriere, auch weil Mourinho permanent auf ihn baute. Nicht nur wurde er im Jahr 2006 englischer Meister und zweimal englischer Pokalsieger (2007, 2009), sondern auch bei individuellen Auszeichnungen machte das Kraftpaket auf einmal von sich reden. 2006 wurde er für den Ballon d'Or und auch für den FIFA World Player of the Year nominiert. Essien hatte sich in der Weltelite integriert und wurde 2007 als bester Spieler des Klubs ausgezeichnet.

Ja, Essiens größte Stärke war seine Vielseitigkeit, sein Kampfgeist und seine Zweikampfstärke. Dennoch erzielte der Ghanaer wichtige Tore, auch als er nicht auf seiner Lieblingsposition im Zentrum eingesetzt wurde. Als Mourinho einst taktisch umbaute und Essien rechts hinten einsetzte, traf dieser gegen den FC Arsenal 2006 sehenswert per 30-Meter-Distanzschuss. Auch im CL-Viertelfinale gegen Valencia 2006/07 war er der entscheidende Mann und wurde von Mourinho im Nachgang als "herausragender Athlet" bezeichnet.

Essien: Vorübergehender Abschied von Mourinho und Verletzungspech

Bis 2007 arbeitete Essien mit Mourinho sehr erfolgreich beim FC Chelsea zusammen. Dann entschied sich der portugiesische Trainer dafür, eine neue Herausforderung zu suchen. Getrennt von seinem "weißen Vater", wie Mourinho sich 2018 selbst bezeichnete, ging es für ihn in der Folge bergab - auch, weil das Verletzungspech ihn verfolgte. Ein Kreuzbandriss warf ihn im Sommer 2008 aus der Bahn, wodurch er für lange Zeit außer Gefecht gesetzt wurde. In der Saison 2010/11 machte er noch einmal 33 Ligaspiele, ansonsten musste er in Abwesenheit seines Mentors aber vermehrt mit der Rolle des Ergänzungsspielers klarkommen. Beim Champions-League-Coup der Blues im Finale von München gegen den FC Bayern etwa saß Essien nur auf der Bank.

Im Sommer 2012 klopfte schließlich ein alter Bekannter bei Essien an. Mourinho hatte bei Real Madrid angeheuert und strebte nun die Wiedervereinigung mit seinem Liebling an. Trotz der Liebe zu den Blues entschied sich der Mittelfeldspieler dazu, dem Ruf des Portugiesen zu folgen und sich auf Leihbasis den Königlichen anzuschließen. "Mourinho hat mich angerufen und dann ging alles ganz schnell", sagte der Ghanaer im September 2012 gegenüber Real Madrid TV, kurz nachdem er einen Vertrag für die Saison 2012/13 unterzeichnet hatte.

Für die Blancos lief Essien in jener Leihsaison in insgesamt 35 Pflichtspielen auf, für einen Titel reichte es jedoch nicht. Enttäuschung war bei Essien dennoch nicht zu erkennen. "Mal davon abgesehen war es eine gute Saison für mich", sagte der Ghanaer. "Für mich war es das Beste, dass ich viele Spiele absolvieren konnte und Spaß am Fußball hatte."

Michael Essien: Zweite Amtszeit bei Chelsea schlägt fehl

Essien kehrte nach Ende der Leihe zurück an die Stamford Bridge, wo Jose Mourinho urplötzlich wieder das Traineramt übernommen hatte. Dieser baute allerdings fortan auf andere Stars, sodass die vermeintlich perfekte Beziehung zu Michael Essien im Sommer 2014 ihr Ende fand.

In den Folgejahren heuerte Essien noch bei Milan, Panathinaikos Athen, Persib Bandung (Indonesien) und FK Sabail (Aserbaidschan) an, an seine Formkurve unter "Mou" konnte er jedoch nicht mehr anknüpfen. Sein Vertrag beim Klub aus Aserbaidschan lief Ende Mai aus.

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