Notfall-Programm: FC Liverpool rudert zurück, viele Fans bleiben verärgert

SID
Der FC Liverpool wollte zunächst Kurzarbeit beantragen.
© getty

Nach dem heftigen Protest verzichtet der FC Liverpool nun doch auf das Notfall-Programm der Regierung. Doch der fade Beigeschmack bleibt.

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"You'll never walk alone" - das ist beim FC Liverpool mehr als nur ein Evergreen, das gesungen aus tausenden Kehlen auch Teammanager Jürgen Klopp immer wieder tief berührt. Es ist ein gelebtes Klub-Motto, das die Fans niemals verraten würden.

Dieser Leitgedanke wurde aber nach Meinung der meisten Anhänger verletzt, als die Klubbosse das Hilfsprogramm der Regierung in der Coronakrise ausnutzen wollten, um den finanziellen Verlust abzufedern.

Der Klub hatte einige Angestellte in Kurzarbeit bzw. Zwangsurlaub (engl. furlough) geschickt, was die Steuerzahler belastete. Dass Liverpool-Chef Peter Moore am Montagabend in einem öffentlichen Brief die Rolle rückwärts vollzog und sich entschuldigte, konnte die Wogen nicht vollends glätten.

"Ich fühle mich nicht wie ein Familienmitglied"

In den Fan-Kommentaren bildeten sich zwei Lager: Ein Teil der Anhänger zollte der Klubführung Respekt für ihre Einsicht, der andere Teil ließ sich nicht so leicht besänftigen. Bei ihnen drängte sich der Gedanke auf: Der Champions-League-Sieger, der in der jüngsten Bilanz stolz auf einen Gewinn von 42 Millionen Pfund (47,7 Millionen Euro) Gewinn vor Steuern verwies, wollte mal austesten, wie scharf der Protest ausfällt.

Nun, die Reaktionen waren vernichtend. "Das widerspricht den Moralvorstellungen und Werten des Klubs, wie ich ihn kennengelernt habe", twitterte der Ex-Liverpooler Dietmar Hamann. Ein anonymer Mitarbeiter des Klubs sagte der BBC: "Der Klub bezeichnet die Mitarbeiter als Familie. Ich fühle mich nicht wie ein Familienmitglied."

FC Liverpool "tut es aufrichtig leid"

Der Druck wurde riesengroß, den Bossen blieb nichts anderes übrig, als öffentlich zurückzurudern. "Wir glauben, dass wir letzte Woche zu dem falschen Schluss gekommen sind", heißt es in dem Schreiben von Moore, "und das tut uns aufrichtig leid."

Man werde nun nach "alternativen Betriebsmethoden" suchen, "um sicherzustellen, dass wir nicht das staatliche Hilfsprogramm beanspruchen". Beim "Furlough"-Programm garantiert der Staat rückwirkend ab dem 1. März zunächst für drei Monate 80 Prozent des Gehalts bis zu einer Höhe von 2500 Pfund/Monat (2824 Euro). Die Reds waren der fünfte Klub der Premiere League, der dieses Schlupfloch aus wirtschaftlichen Interessen nutzen wollte.

Doch gerade in Liverpool, der Arbeiterstadt, kommt so etwas nicht gut an. Und es konterkarierte auch die Appelle von Teammanager Klopp nach mehr Solidarität ("Denkt an die Verletzlichen in unserer Gesellschaft und handelt, wo möglich, mit Mitgefühl für sie") und die Bemühungen von Kapitän Jordan Henderson nach einem Millionen-Fonds für den National Health Service (NHS).

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