Duncan Edwards: Wie Manchester United sein größtes Talent bei einem Flugzeugabsturz verlor

Von Maximilian Schmeckel
Galt als größtes Talent Englands zu seiner Zeit und starb viel zu früh: Duncan Edwards von Manchester United.
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Den 1955 ins Leben gerufenen Europapokal der Landesmeister gewinnt man 1957 nur deshalb nicht, weil Real Madrid rund um den legendären Alfredo Di Stefano noch besser ist. Ein Jahr später aber soll der große Wurf in Europa her. Edwards ist in bestechender Form. 1955 hatte er für die Three Lions debütiert und für die im Sommer 1958 anstehende WM erhofft man sich vom Youngster nicht weniger, als dass er die stolze Fußballnation England zum Titel führen würde.

Die 'Busby Babes' fegen durch den Wettbewerb. Die Shamrock Rovers werden mit 6:0 und 3:2 geschlagen, Dukla Prag mit 3:0 (Rückspiel: 0:1). Im Viertelfinale gewinnt man gegen Roter Stern Belgrad das Hinspiel mit 3:1, das Rückspiel endet 3:3, was den Einzug in die Runde der letzten Vier bedeutet, wo mit Real, dem AC Mailand und Vasas Budapest drei Top-Teams stehen. Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung im Belgrader Teamhotel. Jeder Spieler bekommt eine Flasche Gin geschenkt, bis in die Morgenstunden wird gefeiert.

Eine verhängnisvolle Stunde und zwei abgebrochene Starts

Verkatert geht es zum Flughafen. Dort Verzögerung, Stürmer John Berry hat seinen Reisepass vergessen, der Abflug verzögert sich um eine Stunde. Später ist es genau die Stunde, in der sich die Wetterverhältnisse so verändern, dass die Maschine abstürzt. Kapitän James Thain begrüßt die Gäste. Neben United sind auch elf Journalisten an Bord, zwei jugoslawische Diplomaten, einer davon samt Ehefrau, die Crew, ein Mitarbeiter eines Reisebüros und ein enger Freund von Trainer Busby. Geplant ist, in München zwischenzulanden, aufzutanken und dann nach Manchester weiterzufliegen, wo es für United am Wochenende im Spitzenspiel gegen Wolverhampton geht.

Tommy Docherty über Duncan Edwards.
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Tommy Docherty über Duncan Edwards.

Wegen dichtem Schneetreiben muss der Start zweimal abgebrochen werden. Edwards, auf dem Platz furchtloser Krieger und Boss, hat Flugangst. Vom Flughafen schickt er ein Telegramm an seine Vermieterin, Liam Whelan und Kapitän Roger Byrne versuchen, ihn aufzumuntern. Um 15.02 Uhr startet die Maschine ein drittes Mal, inzwischen schneit es so stark, dass die Sicht schlecht ist. Kapitän Thain kommt im Schneematsch nicht richtig weg, er will nach oben ziehen, schafft es nicht, rast über die Startbahn hinaus, an einer Gärtnerei vorbei auf zwei Steinblöcke zu, auf denen im 2. Weltkrieg Scheinwerfer für Flakgeschütze montiert waren.

Das Flugzeug zerbricht mit lautem Tosen und fängt Feuer. Torwart Harry Gregg rettet noch einigen Teamkollegen das Leben. Weil es damals in Kirchtrudering nur eine freiwillige Feuerwehr gibt, dauert es, bis Hilfe am Unfallort auf einem verschneiten Acker mit einem Flugzeug-Wrack eintrifft. Fast alle Insassen kommen in die Klinik rechts der Isar, nur zwei Spieler sind unverletzt.

5000 Menschen kommen zur Beerdigung

Edwards wird notoperiert, hat beschädigte Nieren, eine kollabierte Lunge, ein gebrochenes Becken, mehrere Brüche seines rechten Oberschenkels, gebrochene Rippen und schwere innere Verletzungen. Die Ärzte geben ihm nach der OP nur eine minimale Chance. Doch wie auch auf dem Platz kämpft er. Der damalige Co-Trainer Jimmy Murphy, der nicht mit nach Belgrad geflogen war, sitzt Tag für Tag an seinem Bett. In einem wachen Moment fragt Edwards seinen Trainer, wann am Samstag gegen die Wolves Anstoß sei. Er fällt ins Koma und stirbt am 21. Februar 1958 schließlich als Letzter der insgesamt 23 Unfalltoten. Mehr als 5000 Menschen wohnen seiner Beerdigung bei, darunter Prominente aus dem ganzen Königreich.

Heute sind Straßen nach Duncan Edwards benannt, es gibt Statuen, Denkmäler, noch heute besuchen Fans das Grab in seiner Heimatstadt Dudley. 1996 ist er eine von fünf Legenden, deren Konterfeis eine EM-Briefmarken-Sonderedition zieren. 2002 wird er in die English Football Hall of Fame aufgenommen. Busby sagte später, es werde nie wieder einen Spieler wie Edwards geben, Charlton, dass Edwards der beste Spieler gewesen sei, den er je gesehen habe. Um den Stellenwert dieses großen Spielers adäquat zu beschreiben, der so jung starb, sind aber die Worte von Murphy am geeignetsten: "Als ich hörte, wie Muhammad Ali der Welt verkündete, dass er der Größte sei, habe ich immer gelächelt", sagte der Co-Trainer der legendären und tragischen 'Busby Babes'. "Aber der Größte von allen war ein Fußballer namens Duncan Edwards."

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