Pro und Contra zum Transfer von Harry Maguire: Ist die Rekordsumme gerechtfertigt?

Von Stefan Petri und Lucas Neumann
Harry Maguire ist nun der teuerste Verteidiger aller Zeiten.
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CONTRA: Darum ist Harry Maguire keine 87 Millionen Euro wert

Von Lucas Neumann

Dass Maguire gewisse Qualitäten innehat und ein "ordentliches Paket" mitbringt, ist unbestritten. Doch reicht das allein schon aus, um diese exorbitante Ablöse zu rechtfertigen? Mitnichten.

In der vergangenen PL-Saison stand Maguire insgesamt 31-mal für Leicester auf dem Platz, lediglich sechsmal blieb er mit seinem Team dabei ohne Gegentor. Ein erschreckender Wert, der nicht nur von den überragenden van Dijk (20) und Laporte (18), sondern auch von Kean (13), Alderweireld (12), Zouma (10), Ake (10) und einigen anderen überboten wurde.

Die Mischung aus fehlender Erfahrung und technischer Unzulänglichkeiten ist bei Maguire nicht zu unterschätzen. Ein Matthijs de Ligt ist nicht nur sieben (!) Jahre jünger und einen Tick billiger als Maguire, sondern hat zudem bereits mehr Champions-League-Einsätze auf dem Buckel und ist im Hinblick auf die Spielveranlagung um Welten talentierter.

Natürlich ist Maguire groß, kräftig und körperlich stark. Ja, er ist geschaffen für die Premier League, aber eben nicht für die Top sechs. Die Attribute, die er mitbringt, sind bei Leicester gefragt sind und kommen dort entsprechend zur Geltung. Auch die Foxes haben sich spielerisch weiterentwickelt, agieren aber weitestgehend mit einer tiefstehenden Abwehrkette und schlagen die Bälle gut und gerne lang hinten raus. Da ist es Maguire nicht schwergefallen, zu glänzen.

Beim ambitionierten Rekordmeister aus Manchester, der unter Solskjaer nun endlich den langersehnten Umbruch vollziehen und ein technisch versiertes Aufbauspiel entwickeln will, sind ganz andere Qualitäten gefragt.

Virgil van Dijk hat beispielsweise das Liverpool-Spiel revolutioniert, indem er aufgrund seiner Antizipation und der technischen Fähigkeiten den Sechser sowohl im Aufbau als auch in der Rückwärtsbewegung entscheidend entlastet. Maguire kann mit Sicherheit verbal vorangehen, er ist jedoch nicht in der Lage, dem United-Spiel seinen eigenen Stempel aufzudrücken.

Mit Tottenham-Verteidiger Toby Alderweireld, der in der Vergangenheit des Öfteren mit einem Wechsel zu den Red Devils in Verbindung gebracht worden war, hätte man einen weitaus kompletteren Profi bekommen können - für weniger als die Hälfte der Maguire-Ablöse. Der Belgier ist nur einer von zahlreichen Kandidaten, die sowohl eine bessere Vita mitbringen als auch technisch beschlagener sind. Zudem wäre ein solch gestandener Spieler elementar, um die neu zusammengewürfelte Viererkette entsprechend zu stabilisieren.

Ein Verein, der noch in allzu guter Erinnerung hat, wie eine Innenverteidigung mit Kalibern wie Vidic und Ferdinand aussehen kann, verpflichtet nun einen behäbigen Hünen, der mit 26 Jahren noch nicht einmal in der Königsklasse auf dem Platz stand - einen Spieler, der für 87 Millionen Euro aus dem "potenzielle Weltklasse"-Regal gezogen wurde? Die Reds-Anhänger reiben sich schadenfroh die Hände - und das vollkommen zurecht. Was Sir Alex wohl dazu sagen würde?

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