Ralph Hasenhüttl im Interview vor dem Duell mit Jürgen Klopp: "Wir spielen zwölfmal gegen Bayern"

Ralph Hasenhüttl will mit den Saints den FC Liverpool ärgern.
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Spieler wie Ward-Prowse könnten nach dem erfolgreichen Ligaverbleib für das mittelfristige Ziel stehen, "Best of the Rest" in der Premier League zu werden. Ist das realistisch für Southampton?

Hasenhüttl: "Best of the Rest" sein zu wollen ist nichts, das man so einfach als Ziel ausrufen kann. Man muss vor allem viel dafür tun. Wir haben den Plan, im Rahmen unserer Möglichkeiten einiges zu verändern, aber es gibt in England Vereine, die auch den Anspruch haben, "Best of the Rest" sein zu wollen und die deutlich mehr Möglichkeiten haben als wir. Wir haben die mit Abstand jüngste Mannschaft der Premier League. Für uns geht es darum, diese Jungs weiterzuentwickeln. Gelingt uns das, haben wir die Chance, in der nächsten Saison vielleicht eine andere Rolle zu spielen. Aber ganz ehrlich: Das ist alles Zukunftsmusik. Aktuell geht es nur um den Klassenerhalt, der wird schwer genug.

Im Kampf um den Klassenerhalt können Sie mit den Saints auch ins Titelrennen eingreifen.

Hasenhüttl: Mal schauen, vielleicht können wir das Zünglein an der Waage sein. Es ist unmöglich zu sagen, wer am Ende das Rennen macht. Sowohl Liverpool als auch City haben jede Menge Qualität und könnten bis zum Schluss jedes Spiel gewinnen. Doch an jedem Spieltag warten auch potenzielle Stolpersteine. Da wird es am Ende auf Kleinigkeiten ankommen, die den Unterschied machen.

Hasenhüttl: "Jürgen Klopp hat sicher genug zu tun"

Stehen Sie mit Jürgen Klopp in Kontakt? Hat er Ihnen Tipps für die Premier League gegeben?

Hasenhüttl: Nein, Jürgen hat sicher genug zu tun. (lacht) Und ich auch. Für mich ist es wichtig, meine eigenen Erfahrungen zu machen. Aber ich freue mich schon, ihn zu sehen. Ich habe bis jetzt erst ein einziges Mal gegen ihn gespielt, das war 2012 mit Aalen im DFB-Pokal gegen den BVB. Das ging nicht so gut aus für mich.

1:4 hieß es damals am Ende. Aber jetzt könnte es besser aussehen, Ihre Bilanz gegen die Top 6 ist gut.

Hasenhüttl: Gut ist relativ. Wir haben gezeigt, zuletzt gegen Tottenham, dass wir zuhause die Chance haben, den einen oder anderen zu ärgern. Das werden wir auch gegen Liverpool versuchen. Ich bin froh, dass wir eine ganze Woche zur Vorbereitung hatten und das Spiel seriös angehen konnten. Gegen City hatten wir hingegen nur zwei Tage Zeit. Jetzt können wir uns hoffentlich anders präsentieren. Ich erwarte einen tollen Abend.

Warum war Southampton nach Ihrer Zeit in Leipzig genau die richtige Herausforderung für Sie?

Hasenhüttl: Da gab es mehrere Gründe. Wenn man die Chance bekommt, in die stärkste Liga der Welt zu gehen, muss man sie wahrnehmen. Ich hatte davor schon öfter darüber nachgedacht, ob mein Stil, mit agressivem Pressing Fußball spielen zu lassen, gut zur Premier League passen würde. Auch als Spieler hatte ich schon zweimal einen Versuch gestartet...

Warum hat das nicht geklappt?

Hasenhüttl: Ganz einfach: Weil ich nicht gut genug war. (lacht)

Hasenhüttl über seinen Schritt nach Southampton

Wie wichtig war die Sprache bei Ihrer Entscheidung?

Hasenhüttl: Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, dass man als Trainer die entsprechende Landessprache beherrscht. Es war nach meinem Wechsel nach Southampton eine große Herausforderung für mich, vor der Mannschaft zu stehen und in einer anderen Sprache meine Philosophie zu vermitteln. Generell beinhaltet der Job des Managers in der Premier League viel mehr Aufgaben, was mich persönlich enorm weiterbringt. Ich bin in eine Liga gekommen, in der ich mich auf ganz neue Teams einstellen und vorbereiten muss. Das macht einen großen Reiz aus. Das heißt nicht, dass ich es nicht genossen habe, in der Bundesliga zu arbeiten. Ich hatte in Ingolstadt und Leipzig eine wunderschöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Aber ich war nach Leipzig an einem Punkt angekommen, an dem ich nach einer neuen Herausforderung gesucht habe. Deshalb war der Schritt in die Premier League für mich richtig. Ich empfinde es als Auszeichnung, in der besten Liga der Welt arbeiten zu dürfen.

Hätten Sie das für möglich gehalten, als Sie in Unterhaching unter Harry Deutinger als Coach anfingen?

Hasenhüttl: Wenn ich das damals für möglich gehalten hätte, wäre ich ein ganz schöner Träumer gewesen. Umso schöner ist es, dass es so gelaufen ist. Als Trainer kann man vielleicht davon träumen, dass man sich in 13 Jahren keine Kerbe holt, überall Erfolg hat und dann in der stärksten Liga der Welt landet - rein analytisch betrachtet ist es aber nicht wahrscheinlich.

Abschließend, wie haben Sie den verpatzten Start des ÖFB-Teams in die EM-Qualifikation miterlebt?

Hasenhüttl: Gegen Polen kann man zuhause natürlich verlieren, aber so wie das Spiel gelaufen ist und so wie dann der Auftritt in Israel war, muss man von einem verpatzten Start sprechen. Aber trotzdem ist noch nichts verloren. Wenn jetzt die richtigen Konsequenzen und Schlüsse gezogen werden, verbleiben noch genügend Spiele in einer Gruppe, in der es nicht unmöglich sein sollte, zu punkten. Von daher gilt es, positiv zu bleiben und die Scharten auszuwetzen.

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