Marcus Rashford bei Manchester United: Vollstrecker unter Dauergrinsern

Marcus Rashford bejubelt seinen Treffer beim 2:0-Sieg von Manchester United bei Newcastle United.
© getty

Marcus Rashford ist einer der großen Profiteure des Trainerwechsels bei Manchester United. Unter Ole Gunnar Solskjaer entwickelt sich der 21-Jährige zu einem der gefährlichsten Stürmer der Premier League.

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Seit er das Traineramt bei Manchester United vom stets grantigen Jose Mourinho übernommen hat, war Ole Gunnar Solskjaers wichtigste Maßnahme natürlich das In-die-Breite-Ziehen. Aber nicht von taktischen Formationen, sondern von Lippen. Nicht auf Rasen, sondern in Gesichtern. "Die Trainer lächeln, sie sind glücklich, und das färbt auf die Spieler ab", sagte Ex-Spieler Wayne Rooney, der sich während den ersten Tagen von dessen Amtszeit rege mit Solskjaer austauschte.

Offen ist rund eineinhalb Monate später lediglich, bei wem Solskjaers Maßnahme bisher am breitesten zog. Vielleicht bei Anthony Martial, der sich auf einmal wohlfühlt und sogar seinen Vertrag langfristig bis 2024 verlängert hat? Oder bei Innenverteidiger Victor Lindelöf, der die Defensive zusammenhält? Oder bei Paul Pogba, der auf einmal der Leader ist, als der er geholt wurde, und mehr Tore und Assists liefert, als je von ihm erwartet wurden?

Oder doch bei Marcus Rashford, der auf einmal einer der gefährlichsten Stürmer der Premier League ist?

Rashord ist United-Spieler des Monats Januar

Geht es nach den Fans, dann sollte es wohl Rashford sein. Bei der Wahl zum United-Spieler des Monats Januar jedenfalls, des ersten vollen unter Solskjaer, setzte er sich knapp vor Pogba durch. Rashford profitiert wie kein zweiter vom Trainerwechsel. Tag für Tag lernt er im Training von einem der gefährlichsten Vollstrecker der United-Geschichte. Positionsspiel, Bewegungen im Raum, Abschlüsse.

Und es wirkt, als würde Solskjaer die gemeinsame Arbeit mit Rashford mindestens genauso viel Spaß machen wie umgekehrt. Hört man Solskjaer ganz genau zu, wenn er über Rashford spricht, dann merkt man, dass er gar nicht spricht, sondern schwärmt. Komplimente überall.

"Definitiv, er kann absolute Top-Klasse werden", antwortete er neulich auf eine Frage, ob Rashford das Niveau von Rooney und Cristiano Ronaldo erreichen könnte. Und die beiden gewannen mit United 2008 immerhin die Champions League. Ob Rashford denn der beste Stürmer der Liga sei, wurde Solskjaer auch noch gefragt. Und er sagte: "Harry Kane ist gerade verletzt, also ist er womöglich der beste." Mal erklärte er noch: "Er hat ein beängstigendes Tempo, wird körperlich immer stärker, kann den Ball behaupten und ist auch stark im Kombinationsspiel." Oder: "Es ist fantastisch, wie hart er unter der Woche trainiert." Und auch mal: "Es ist ein Genuss, mit ihm zu arbeiten."

Anders als zumeist unter Mourinho spielt Rashford unter Solskjaer nicht auf dem Flügel, sondern im Sturmzentrum. Entweder im 4-4-2 neben Martial, oder im 4-3-3/4-2-3-1 als alleinige Spitze. Romelu Lukaku sitzt zu Beginn unterdessen meist nur auf der Bank und wird spät eingewechselt. Lediglich einmal begannen Lukaku und Rashford gemeinsam: beim 2:2 gegen den FC Burnley, dem einzigen Punktverlust unter Solskjaer.

Rashford unter Solskjaer: acht Spiele, sechs Tore, zwei Assists

In den acht Premier-League-Spielen seit Solskjaer das Traineramt übernommen hat, verkürzte United den Rückstand auf den letzten Champions-League-Startplatz von elf auf zwei Punkte. Rashford half dabei mit sechs Toren und zwei Vorlagen mit. Eine davon so schön, dass sie womöglich in dem einen oder anderen Jahresrückblick auftauchen könnte: Beim 4:1 gegen den AFC Bournemouth Ende Dezember ließ Rashford Gegenspieler Diego Rico per Elastico aussteigen, ehe er den Ball Pogba perfekt auflegte.

Das Zusammenspiel der beiden ist ohnehin eines der Erfolgsgeheimnisse des Siegeszugs Uniteds. Auch am 1:0-Sieg am vergangenen Wochenende bei Leicester City waren sie entscheidend beteiligt, damals jedoch in anderer Besetzung. Da servierte Pogba und Rashford vollendete. Für ihn war es die Krönung seines 100. Premier-League-Karriereeinsatzes. In der Geschichte von United erreichte diese Marke nur Ryan Giggs früher als Rashford - um exakt 20 Tage.

Es ist eine Statistik, die zeigt, wie viel der erst 21-jährige Rashford bei United bereits erreicht hat. "Er ist noch so jung und hat so viel erreicht, die ganze Welt liegt ihm zu Füßen", schwärmte Jesse Lingard gegenüber Goal am Rande eines gemeinsamen Events von Coca-Cola und der Premier League. "Er ist auf dem Boden geblieben, liebt den Sport und spielt immer mit einem Lächeln." Dabei stelle sich Rashford in den Dienst der Mannschaft: "Er arbeitet hart fürs Team, das ist wichtig. Wir wollen früh pressen, das beginnt vorn mit ihm."

"Ich kann mich noch daran erinnern, als er die ersten Male bei uns mittrainiert hat, und das kommt mir vor wie eine Ewigkeit", sagte Ashley Young neulich. Mit 18 hatte Rashford sein Debüt gefeiert, 2016 war das. "Es wirkt, als würde er schon seit vielen Jahren bei uns mitspielen. Er ist ein Mann, der seinem Alter voraus ist." Und seit einigen Wochen auch ein Mann, der als Vollstrecker unter Dauergrinsern fungiert.

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