Huddersfields kurioser Ansatz in der Nachwuchsarbeit - und warum er eine Europacupteilnahme verhindern könnte

Leigh Bromby leitet seit Januar 2018 die Akademie von Huddersfield Town.
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Zurücklehnen, andere ausbilden lassen, zugreifen

In Huddersfield sieht man diesen Umstand seit der Umstrukturierung aber mehr als Chance, denn als Ärgernis. In den besten und teuersten Akademien des Landes sammeln sich mehr und mehr der besten Talente. Und vor allem mehr, als die entsprechenden Klubs letztlich für ihre Profimannschaften brauchen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, bei dem es zu viele gut ausgebildete Spieler für zu wenige Kaderplätze gibt. Genau an diesem Punkt setzt Huddersfield an.

"Die Akademien in England sind zwar die besten der Welt, aber die Premier League ist gleichzeitig die Liga mit der höchsten Leistungsdichte. Deswegen ist der Sprung in die Profimannschaft eines Topklubs für junge Spieler schwierig", erklärt Bromby. "Es ist unsere Strategie, genau nach diesen Spielern zu suchen. 17- bis 20-Jährige, die bei einem Topklub ausgebildet wurden, aber den Sprung dort nicht geschafft haben." Zurücklehnen, andere ausbilden lassen, zugreifen.

Seit der Umstrukturierung vor etwa eineinhalb Jahren tätigte Huddersfield bereits vier solcher Transfers: Von Manchester United kamen Jake Barrett und Harry Spratt, von Tottenham Hotspur Jaden Brown und von Manchester City Demeaco Duhaney. Letztere beide waren sogar englische U-Nationalspieler. Statt weniger talentierte Spieler von einem jungen Alter an selbst zu schulen und im steten Risiko zu leben, dass sie abgeworben werden, wartet Huddersfield ab und holt stattdessen ältere, bereits fast fertig ausgebildete, aber andernorts chancenlose Talente.

Huddersfield im Kleinen, die Bundesliga im Großen

In gewisser Hinsicht verfolgt Huddersfield damit das gleiche Konzept, das auch in der deutschen Bundesliga zunehmend in Mode kommt. Auch Jadon Sancho, Reiss Nelson (und demnächst vielleicht Callum Hudson-Odoi) verließen ihre englischen Ausbildungsklubs mangels Spielpraxis und starten andernorts durch. Die ausgezeichneten Akademien der englischen Top-Klubs produzieren schlicht zu viele gute Spieler, als die Profimannschaften brauchen. Die Bundesliga profitiert davon im Großen genau wie Huddersfield im Kleinen.

In Huddersfield führt der Weg dieser Spieler zunächst in die höchste Nachwuchsmannschaft, das Elite Development Team. Der Übergang zur Profimannschaft soll dann fließend erfolgen, der Austausch untereinander intensiv sein. Huddersfields Elite Development Team nimmt genau wie die U19 an keinem geregelten Ligabetrieb teil, sondern reist für etliche Freundschaftsspiele durch England und Europa. Gegner waren in dieser Saison Erwachsenenmannschaften aus niedrigeren Ligen sowie Nachwuchsmannschaften von Top-Klubs, unter anderem des FC Bayern München.

Philipp Billing wechselte mit 17 von Dänemark nach Huddersfield - und soll damit ein Vorbild für andere sein.
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Philipp Billing wechselte mit 17 von Dänemark nach Huddersfield - und soll damit ein Vorbild für andere sein.

Geld für die Breite und die Spitze

Durch die Auflösung der jüngeren Nachwuchsmannschaften spart der Klub gleichzeitig Geld, das dafür der Spitze und der Breite zu Gute kommt. Einerseits investiert Huddersfield in lokale Breitenfußballprojekte, andererseits in einen qualitativ hochwertigeren Trainerstab für die verbliebenen Mannschaften sowie eine größere Scoutingabteilung. "Wir haben jetzt weniger, aber bessere Mitarbeiter", sagt Bromby.

Die Scoutingabteilung richtet sich seit der Umstrukturierung und der damit einhergehenden personellen Vergrößerung internationaler aus und sucht Spieler nicht mehr nur in England, sondern ganz Europa. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf kleineren Märkten, mit denen Huddersfield bereits gute Erfahrungen gemacht hat, etwa Dänemark. Mit Billing, Jonas Lössl und Zanka stehen bereits drei Dänen unter Vertrag, die weiteren das Einleben erleichtern könnten. "Unser Klub hat ein gutes Standing in Dänemark", sagt Bromby. Mit theoretischen Europacupauftritten in Dänemark wird Huddersfield dieses Standing künftig jedoch nicht verbessern können.