"Ich fühle mich vom Team betrogen"

Von SPOX
Jose Mourinho distanzierte sich nach der Partie von seinen Spielern
© getty

Nach der 1:2-Pleite des FC Chelsea in Leicester haute Blues-Coach Jose Mourinho mal wieder richtig auf den Putz. So klar wie selten zuvor ging er seine Spieler an. In einem Interview mit Sky Sports distanzierte er sich von Leistung und Einstellung. Das Gespräch im Wortlaut.

Cookie-Einstellungen

Frage: Herr Mourinho, es war ein schwieriger Abend für den FC Chelsea. Wie haben Sie das Spiel gesehen?

Jose Mourinho: Ich denke, dass Leicester es verdient hat zu gewinnen. Sie waren einfach besser als wir. Wir waren 20 bis 25 Minuten besser, sie für ungefähr eine Stunde. Sie haben sehr konstant und fokussiert gespielt und waren mit der ganzen Mannschaft sehr aggressiv. Leicester hat Tempo-Fußball mit einer starken Mentalität gespielt.

Frage: Wie haben Sie die Gegentore empfunden?

Mourinho: Wir haben zwei Tore kassiert, die ich so nicht akzeptieren kann. Ich weiß, dass es eine meiner besten Qualitäten ist, das Spiel für meine Spieler zu lesen. Ich kann jedes Detail beim Gegner identifizieren. Und das hatte ich vor dem Spiel auch getan. Die Bewegung von Vardy zwischen die beiden Abwehrspieler habe ich schon vorher analysiert - genauso die Flanke mit dem linken Fuß. Wir standen eins gegen eins, dabei wollte ich doppeln. Deshalb ist es sehr frustrierend und einfach nicht akzeptabel. Ich fühle mich und meine Arbeit vom Team betrogen. Es ist schwer für mich, diese Art und Weise zu akzeptieren. Wäre ich Spieler, würde so etwas nicht in dieser Art passieren. Vielleicht fühlen die Spieler Chelsea nicht so wie ich.

Frage: Sie haben trotzdem noch ein Tor geschossen.

Mourinho: Eigentlich hatten wir nach dem Anschluss noch 15 Minuten. Aber Leicester hat daraus fünf gemacht. Verletzungen, miserable Balljungen, ständige Unterbrechungen... Das ist nicht schön. Manch einer mag das intelligent nennen, andere sagen, das ist ein Mangel an Fairplay. Wenn man zudem noch ein paar Spieler hat, gerade auf entscheidenden Positionen, die nicht auf ihrem normalen Level sind, dann ist es sehr schwierig, noch ein Tor zu schießen.

Frage: Fällt es schwer, Ihren Spielern aktuell zuzuschauen?

Mourinho: Natürlich ist das schwer. Ich habe in der gesamten Saison phänomenale Arbeit geleistet und die Spieler auf ein Level gebracht, das offensichtlich gar nicht ihr Level ist. Das war mehr als sie wirklich können. Ich meine nicht alle Spieler, ich will nicht alle in dieselbe Schublade stecken. Aber klar: Mit einigen von ihnen ist es sehr schwer.

Frage: Was war mit Eden Hazard los? Er musste nach etwa einer halben Stunde vom Feld.

Mourinho: Das Einzige, was ich weiß ist, dass er innerhalb von zehn Sekunden eine Entscheidung getroffen hat.

Frage: Er selbst hat sie getroffen?

Mourinho: Ja, er selbst. Er hat entschieden, vom Feld zu gehen. Also muss es wohl eine schwere Verletzung sein. Er hat entschieden, dass er nicht mehr in der Lage war weiterzuspielen.

Frage: Sie wollten aber erst, dass er weiterspielt.

Mourinho: Er hatte in zehn Sekunden drei verschiedene Ansichten. Erst sagte er, es ginge nicht. Dann wollte ich ihn auswechseln, da sagte er, er wolle es noch einmal versuchen. Plötzlich ging es doch nicht.

Frage: Haben Sie die Befürchtung, dass es eher ein mentales Problem war? Wegen seiner aktuellen Form?

Mourinho: Nein, nein. Er ist verletzt. Ganz klar. Wir werden sehen, was genau er hat.

Frage: Was wollen Sie als nächstes versuchen, die Mannschaft wieder zum Funktionieren zu bekommen?

Mourinho: Ich kenne keinen anderen Weg, als auf einem Top-Level weiterzuarbeiten - das, was ich jeden Tag mache. Ganz ehrlich: Im tagtäglichen Training habe ich keine Probleme mit den Spielern. Ich bin aber frustriert, wenn ich sehe, was sie im Training machen und was sie dann wiederum in den Spielen abliefern.

Frage: Wie sieht es in der Tabelle aus? Sind die Top 4 außer Reichweite?

Mourinho: Ja klar, die sind weg. Ganz klar.

Jose Mourinho im Steckbrief