Der Pöhler gegen die Käse-Hypothek

Jürgen Klopp wurde am Freitag offiziell als Trainer des FC Liverpool vorgestellt
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Einmal Pöhler, (fast) immer Pöhler

Von Benedikt Treuer

Jürgen Klopp ist generell ein Typ, der improvisieren kann. Einer der Lösungen findet, wenn etwas nicht passt. Denn was nicht passt, wird passend gemacht. Drum gibt es wohl wenige Vereine, denen man in Bezug auf Klopp per se eine Untauglichkeit bescheinigen würde.

Und doch gibt es die Klubs, die besser zu ihm passen - die auf Klopp zugeschnitten sind: Dazu gehörte der BVB und in diese Reihe fallen auch Vereine wie Atletico Madrid oder eben der FC Liverpool. Es sind Klubs, die Emotionen leben, deren Normen sich nicht ausschließlich auf Finanzen und Titel reduzieren lassen, deren Fans harte Arbeit und Leidenschaft mehr schätzen als einen erzwungenen 1:0-Sieg, bei dem die Handschrift des Trainers keine ist. Orte mit Ambitionen zwar, aber an denen Fußball noch gelebt wird.

Klopp strotzt noch vor Energie. Er war schon immer ein Trainer, der an der Seitenlinie exzentrisch mitfieberte und dabei authentisch wirkte. Denn das ist er, Jürgen Klopp, fußballverrückt. Der gebürtige Stuttgarter und Ur-Mainzer verstellt sich nicht und mag es auch nicht, in seiner Arbeit beschränkt zu werden. Er braucht den Platz, sich auszutoben und das Vertrauen, er selbst sein zu dürfen.

Dass er dabei in den Fokus rückt und zur begehrten Medienfigur wird, stört ihn nicht - im Gegenteil: Klopp genießt die Aufmerksamkeit, ist ein Entertainer und stellt sich gerne dem Dialog. Man muss ihn nur machen lassen.

Genau deshalb hat er sich nun für Liverpool entschieden ("ein absolut geiler Verein") und gegen die ganz großen Namen Barcelona oder Real Madrid, deren Interesse wohl auch mehr Rückgrat hatte, als ein wildes Gerücht. Der übertriebene Glamour ist aber (noch) nicht seine Welt. Dort würde er seiner Authentizität beraubt. Er hätte ständig den Drang, aus der Etikette auszubrechen.

Den großen Glanz will er sich lieber selbst erarbeiten - ehrlich und ohne Vorsprung vor der Konkurrenz. In Liverpool schafft er sich seine nächste große Herausforderung, mit einem Kader, der mehr braucht als nur eine Aufstellung an der Taktiktafel. Genau da liegen Klopps Stärken. Er ist einfach ein Pöhler - und wird das auch (vorerst) bleiben.

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