Vidic: Es hat in der Kabine gekracht

Von Marco Nehmer
Nemanja Vidic verlässt die Red Devils im Sommer
© getty

Nemanja Vidic blickt voller Bedauern und Schmerz auf die abgelaufene Saison zurück. Der Serbe feierte jahrelang große Erfolge mit Manchester United, ehe es im ersten Jahr nach Sir Alex Ferguson dahin ging. Der scheidende Innenverteidiger windet sich darum, David Moyes die Schuld zuzuschieben und sucht diese lieber in den Reihen der Spieler.

Cookie-Einstellungen

Das Jahr eins nach Sir Alex geht als ein verkorkstes in die Vereinsgeschichte der Red Devils ein. In der Liga wurde United nur Siebter und spielt in der kommenden Saison nicht international. "Wir waren es gewohnt, bis zum letzten Tag der Saison um den Titel zu spielen. Das war die letzten sieben Jahre so - nur in diesem Jahr nicht. Das ist schwer zu verdauen", sagte Vidic dem "Daily Telegraph".

Der Innenverteidiger, ab Juli bei Inter Mailand angestellt, spielte seit 2006 in Manchester und erlebte im letzten Vertragsjahr seine erste Trainerentlassung. Nach nur knapp zehn Monaten Amtszeit musste Ex-Everton-Coach Moyes im April seinen Hut nehmen. "Ich kann nur sagen, dass Moyes alles versucht hat, er ist ein Profi", erklärte Vidic.

"Haben nie den Trainer in Frage gestellt"

"Er fühlte sich seinem Job verpflichtet und wollte es unbedingt gut machen. Das hat leider nicht geklappt und wir sind alle traurig", so der Serbe, der die Mannschaft als loyal gegenüber dem Schotten bezeichnete: "Manchmal geht man durch schlechte Zeiten und hinterfragt sich selbst. Aber wir haben nie auch nur irgendetwas unternommen, um den Trainer in Frage zu stellen."

Vielmehr müssten sich die Spieler an die eigene Nase fassen: "Wir alle tragen die Verantwortung, das müssen wir akzeptieren. Wir konnten nicht die Standards aufrechterhalten, die uns unter Sir Alex ausgezeichnet hatten."

Intern hätten die United-Profis deshalb "viel diskutiert. In diesem Jahr mehr als sonst, denn in schlechten Zeiten zeigt sich, dass man sich sorgt." Teils habe es auch gekracht: "Wir sind noch immer Freunde, aber wir haben uns gestritten, um besser zu werden. Wir wollten vorankommen."

"Es gab einige heftige Momente zwischen uns"

"Wir konnten uns diese Dinge ins Gesicht sagen, weil wir bereits so lange zusammen spielen. Aber es tut weh", gab der 32-Jährige zu und sagte weiter: "Wenn man nicht gestritten hätte, wäre etwas verkehrt. Es gab einige heftige Momente zwischen uns in der Kabine."

"Warum hat es nicht funktioniert? Das ist schwer zu sagen. Man kann nicht den Finger auf einen Einzelnen richten und sagen, es wäre sein Fehler gewesen", so Vidic. "Ich will nicht sagen, dieser hätte bleiben und jener hätte kommen sollen, oder was wäre gewesen, wenn jemand anderes da gewesen wäre. Das ist Konjunktiv. Es ist vorbei."

Nach der Trennung von Moyes übernahm Ryan Giggs als Interimstrainer die Geschicke bei United, konnte das erstmalige Verpassen der Champions-League-Qualifikation seit 1995 aber nicht mehr verhindern. Im Sommer steht der Verein vor einem Umbruch. Neben Vidic wird auch dessen langjähriger Nebenmann Rio Ferdinand die Red Devils verlassen.

Alles zu Manchester United

Artikel und Videos zum Thema