"CL-Finale hat Eindruck hinterlassen"

Sascha Riether ist bei Fulham unumstrittener Stammspieler
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Sascha Riether ist seit seinem Wechsel zum FC Fulham eine unverzichtbare Größe im Team von Rene Meulensteen. Der ehemalige Kölner über das Leben in der Metropole London, den deutschen Trend in der Premier League und die Faszination Darts.

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SPOX: Herr Riether, Sie spielen seit rund anderthalb Jahren für den FC Fulham und leben seitdem auch in London. Wie schwer fiel die Umstellung auf die Metropole?

Sascha Riether: Es war schon ein riesiger Schritt ins Ausland und dann auch noch in diese große Stadt. Ich habe mich aber schnell zurechtgefunden und den Schritt noch keine Sekunde bereut. Ich wohne etwas außerhalb im Süden, nicht weit vom Trainingsgelände entfernt in Wimbledon, weil die Wege in London wahnsinnig weit sind und viel Zeit fressen.

SPOX: Die deutsche Nationalmannschaft ist in London mit der U-Bahn zum Abschlusstraining nach Wembley gefahren. Nutzen Sie auch die Tube?

Riether: Ab und zu schon. Aber ich bin meistens mit dem Auto unterwegs. Wenn man die Wege mal kennt, findet man sich auch zurecht. Aber es gibt natürlich noch viele Ecken, in denen ich mich nicht so auskenne.

SPOX: Es gibt aktuell eine Menge deutscher Spieler bei Londoner Klubs. Wie ist da der Kontakt?

Riether: Wir kennen uns alle aus der Bundesliga oder der Nationalmannschaft. Den engsten Kontakt habe ich mit Lukas Podolski und Lewis Holtby, mit Andre Schürrle habe ich mich neulich auch getroffen. Aber wenn ich zu Poldi oder Lewis fahre, muss ich schon viel Zeit einplanen, das ist echt brutal. Beide wohnen auf der anderen Seite der Stadt. Deshalb ist meistens Central London der Treffpunkt, dort gehen wir dann in ein Restaurant.

SPOX: In Deutschland wird man als Bundesliga- oder Nationalspieler fast überall angesprochen. Wie ist das in London?

Riether: Ab und zu wird man schon erkannt, aber London ist eine Celebrity-Stadt, da gibt es so viele Schauspieler, Musiker und sonstige bekannte Leute, da wirst du eher in Ruhe gelassen. Wenn du mit Poldi in Köln irgendwo unterwegs warst, dann brach der Wahnsinn los.

SPOX: Nutzen Sie die Ruhe für Sightseeing oder sonstige Angebote in London?

Riether: Ich bin froh, dass ich kein Sightseeing mehr machen muss. (lacht) Wie oft ich am Anfang in einem dieser roten Busse rumgefahren bin und die Tour gemacht habe, war Wahnsinn. Jeder, der mich besuchen kam und zum ersten Mal in London war, wollte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sehen und mit dem Bus geht das in London am leichtesten. Das habe ich zum Glück hinter mir.

SPOX: Haben Sie dabei einen Lieblingsort für sich entdeckt?

Riether: Es gibt so viele schöne Orte in dieser Stadt, wo man das Leben genießen kann. Ich gehe gerne in Restaurants und bin gerne auf der Oxford Street beim Shopping. Jetzt beim Weihnachtsshopping ist die Hölle los. Bei Harrods drücken sich die Leute an Weihnachten durch die Türen rein, das ist unglaublich. Das ist ein Erlebnis.

SPOX: Bei Twitter kann man sehen, dass sie auch oft bei der Konkurrenz im Stadion sind.

Riether: Das ist der Vorteil hier, es gibt so viele Vereine in London, da ist immer was los. Arsenal und Chelsea spielen Champions League, Tottenham spielt in der Europa League, außerdem kann ich auch zu anderen Spielen der Premier League gehen.

Sascha Riethers Statistiken in der Premier League

SPOX: Sie gehen aber nicht zur zum Fußball. Auch von der Darts-WM haben Sie Fotos gepostet.

Riether: Das war ein Highlight. Ich habe schon in Deutschland immer Darts verfolgt und in der Weihnachtszeit die WM geschaut. Als ich dann nach London gekommen bin, war klar, dass ich da hin muss. Also bin ich mit ein paar Jungs von Fulham in den Alexandra Palace. Es war eine einzige Party und eine fantastische Atmosphäre. Wir waren bei den beiden Halbfinals, als Michael van Gerwen seine 17 perfekten Darts geworfen hat. Den ersten Neun-Darter habe ich sogar auf Video. Aber natürlich extrem verwackelt, weil es in der Halle so richtig abging. Einfach gigantisch. Ich will dieses Jahr unbedingt wieder hin.

SPOX: Richtig Feuer gab es auch zuletzt für Sie, als Sie wegen dem Tritt gegen Manchester Uniteds Adnan Januzaj negativ in die Schlagzeilen kamen. Sie haben sich via Twitter entschuldigt, gab es auch direkten Kontakt mit Januzaj?

Riether: Nein, direkten Kontakt gab es nicht. Es ist Fakt, dass ich es in diesem Zweikampf übertrieben habe. Das war ein Fehler, ein Blackout. Dafür bin ich bestraft und drei Spiele gesperrt worden. Ich hoffe, dass die Sache damit erledigt ist. Ich bin kein Rüpel. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Rote Karte gesehen und in den zehn Spielen in dieser Saison bisher nur eine Gelbe.

SPOX: Hing der Blackout auch mit dem schlechten Saisonstart zusammen?

Riether: Wenn es nicht läuft, gehen manchmal die Emotionen mit einem durch. Das darf mir natürlich nicht passieren, aber ich habe daraus gelernt.

SPOX: Warum läuft's in dieser Saison bei Fulham noch nicht?

Riether: Wir hatten ein schweres Auftaktprogramm. Mit den Siegen gegen Crystal Palace und Stoke hatten wir gedacht, wir haben die Kurve gekriegt. Aber dann haben wir zwei Auswärtsspiele verloren und dann kam eben Manchester United zu uns, und gegen die kann man mal verlieren. Es gibt viele gute Mannschaften in der Liga. Schauen Sie sich mal Southampton an, die sind die Überraschung der Saison, haben aber im Sommer 40 Millionen Euro für Neuzugänge ausgegeben. Fulham hat zwar auch Geld zur Verfügung, gehört aber in der Premier League trotzdem zu den Kleinen und deshalb kämpfen wir jede Saison darum, in der Liga zu bleiben oder unter die besten Zehn zu kommen.

SPOX: Ist es in der Premier League schwieriger oben reinzurutschen als in der Bundesliga?

Riether: In Deutschland gibt es an der Spitze Bayern und Dortmund und der Rest folgt mit Abstand. In England sind die internationalen Plätze eigentlich schon vor der Saison vergeben mit Arsenal, Chelsea, ManUnited, ManCity, Liverpool, Tottenham. Jetzt habe ich aber nur ein paar Teams aufgezählt, die extrem viel Geld zur Verfügung und auch wahnsinnig gute Spieler haben. Kleineren Mannschaften fällt es bei dieser Konkurrenz schwer, zu bestehen.

Seite 2: Riether über das Erlebnis Craven Cottage und Christian Streich

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