Der Exzess kennt Grenzen?

Von Stefan Moser
Englands Meister Manchester City votierte gegen Schuldenbremse und Salary Cap
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Folgen der Schuldenbremse: Einen Klub aus dem Mittelfeld innerhalb kurzer Zeit zum Champions-League-Sieger aufzupumpen, wird aufgrund der Schuldenbremse nicht mehr ohne Weiteres möglich sein. Ein zweites Chelsea, wo Roman Abramowitsch mittlerweile weit über eine Milliarde Euro verheizt hat, ist kaum denkbar. Auch Manchester City wird zwar seine Transferpolitik anpassen müssen, insgesamt bleibt aber weiterhin genügend Spielraum, in dem sich Investoren austoben können. Immerhin blieben fast alle Klubs bislang auch ohne Schuldenbremse unter der Grenze von 122 Millionen Euro in drei Jahren.

Folgen der Salary Cap: Die Obergrenze kann die Inflation der Gehälter verlangsamen, die Entwicklung der Spieletats wird von den Fernsehgeldern abgekoppelt. Das aktuelle Niveau ist aber ausreichend hoch, um im europäischen Vergleich weiterhin Spitzengehälter zu bezahlen; ein "Exodus der Stars" ist damit nicht zu befürchten. Die meisten Experten gehen allerdings davon aus, dass der Transfermarkt insgesamt noch belebter wird, wenn die Vereine zur besseren Kostenkontrolle auf kürzere Vertragslaufzeiten drängen. Außerdem könnte der Gesamtetat stärker zu einem strategischen Faktor auf dem Transfermarkt werden. Ein vereinfachtes Beispiel: Ein Verein muss zwei Spieler aus der mittleren Gehaltsklasse abgeben, um einen Topstar zu verpflichten, der sonst die Grenze sprengen würde - eine schlechte Basis in Verhandlungen um die Ablösesummen für die zwei, die gehen sollen.

Möglicher "Missbrauch": Die Salary Cap bietet vor allem Vereinen aus dem sportlichen und finanziellen Mittelfeld weitere strategische Möglichkeiten, die ursprünglich nicht im Sinne der Erfinder waren. So könnte ein Klub seinen Spieleretat etwa absichtlich unter die 61-Millionen-Grenze sacken lassen, um in der nächsten Transferperiode ungehindert mit horrenden Gehältern zu locken. Sofern die Schuldenbremse die Ablösesummen drückt, wäre das zumindest im Gedankenexperiment ein strategischer Vorteil.

Wer ist dafür, wer dagegen: Das Abstimmungsergebnis wurde nicht explizit veröffentlicht, mittlerweile gilt aber als gesichert, das 13 Klubs für die neue Regelung stimmten und sechs dagegen. Nur weil sich der FC Reading enthielt, reichte es am Ende gerade noch für die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Dagegen votierten Manchester City, Aston Villa, Fulham, West Brom, Swansea und Southampton. Alle aus unterschiedlichen Gründen. Nur bei Aston Villa und Manchester City liegen sie auf der Hand.

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