Der Exzess kennt Grenzen?

Von Stefan Moser
Englands Meister Manchester City votierte gegen Schuldenbremse und Salary Cap
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Symbol zwischen Moral und Marketing: Der Maßlosigkeit überhaupt Grenzen zu stecken, hat zumindest eine symbolische Kraft - und damit womöglich einen Marketing-Effekt für das Produkt Premier League. Gerade in England wird die Entfremdung zwischen Fans und ihren mit Gewalt frisierten Vereinen immer deutlicher spürbar. Angesichts von Finanz- und Staatsschuldenkrise ist die Beschränkung von finanziellen Exzessen deshalb wohl auch ein Zeichen zur rechten Zeit.

Die Sache mit den Fernsehgeldern: Die Erfahrung der letzten 20 Jahre hat gezeigt, dass sich die Spielergehälter in England ziemlich exakt an den Fernsehgeldern orientieren. 1992 spülte der erste TV-Deal der Premier League gut 132 Millionen Euro in Kassen der Klubs. Deren Gehaltsetat pendelte sich daraufhin bei 131 Millionen ein. Der aktuelle Drei-Jahres-Vertrag beläuft sich auf 1,6 Milliarden Euro. 1,7 Milliarden bezahlten die Vereine in der letzten Saison an Gehältern. Für die kommende Spielzeit tritt ein neuer Deal in Kraft, der auf mindestens 5,8 Milliarden Euro geschätzt wird. Um entsprechende Forderungen von Spielern und Agenten zu begrenzen, können sich die Vereine nun immerhin auf die Salary Cap berufen. Und damit mehr Geld für sich und ihre Investoren behalten.

Financial Fairplay: Zur Saison 2013/14 werden die Regelungen relevant, die die UEFA 2009 unter dem Schlagwort Financial Fairplay verabschiedet hat. Das Konstrukt beinhaltet ein Break-Even-Modell als Zulassungsvoraussetzung für UEFA-Wettbewerbe. Heißt vereinfacht: Grundsätzlich dürfen Vereine nur so viel Geld ausgeben, wie sie auch tatsächlich eingenommen haben, andernfalls droht ihnen der Ausschluss aus dem Europacup. Die Ausnahme: Investoren und Geldgeber können weiterhin die Verluste ausgleichen, allerdings nur bis zu einer Grenze von 45 Millionen Euro innerhalb der ersten drei Jahre. Danach wird diese Grenze neu verhandelt. Zugleich hat die UEFA die neue "Finanzkontrollkammer für Klubs" eingerichtet, die unter anderem die Liquidität der Vereine überwacht - und bereits erste Sanktionen verhängt hat. Aufgrund überfälliger Verbindlichkeiten wurden durchaus prominente Klubs wie der FC Malaga, Partizan Belgrad, Hajduk Split oder Rapid Bukarest von UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen. Sollte der Verband auch in der Forderung nach einem "ausgeglichen" Haushalt eine harte Linie beibehalten, bleibt englischen Klubs mit internationalen Ambitionen gar keine andere Wahl, als sich selbst eine Schuldenbremse aufzuerlegen.

Sanktionen in der Premier League: Noch müssen die neuen Beschlüsse erst in eine juristisch wasserdichte Form gegossen werden. Dabei geht es auch darum, mögliche Konflikte mit dem europäischen Arbeitsrecht auszuräumen. Das fertige Papier soll im April verabschiedet werden, erst dann wird auch ein konkreter "Strafenkatalog" enthalten sein. Premier-League-Vorstand Richard Scudamore sprach aber bereits von "harten Sanktionen - inklusive Punktabzug".

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