"Wir wollen die Lücke schließen"

Von Interview: Raphael Honigstein
Terry, John
© Getty

London - Am Samstag startet die neue Premier-League-Saison. Die neue Spielzeit steht unter dem Motto "Get on with the game, get on the with the referee, get on with each other": Es soll wieder mehr Respekt für den Schiedsrichter und den Gegner auf dem Platz herrschen.

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SPOX sprach in London mit Chelsea-Kapitän John Terry über diese Kampagne, den neuen Trainer Luiz Felipe Scolari - und die Chancen der Blues im Zweikampf mit Dauerrivale Manchester United.

SPOX: Die Liga möchte, dass in Zukunft auf dem Rasen weniger debattiert und geschimpft wird. Fühlen Sie sich persönlich angesprochen?

John Terry: Natürlich. Ich gebe ehrlich zu, dass ich selbst das eine oder andere Mal über die Stränge geschlagen habe. Das passiert im Eifer des Gefechts. Fast jeder Premier League-Spieler hat sich in den vergangenen Jahren diesbezüglich etwas zu Schulden kommen lassen. Wir sind jetzt alle gefordert, Verantwortung zu übernehmen und alles zu tun, damit sich der Umgangston verbessert. Denn wir sind Vorbilder. Die halbe Welt schaut uns jede Woche zu.

SPOX: Ab Samstag werden sich also alle in den Armen liegen?

Terry: Bestimmt nicht. Es geht ja um drei Punkte. Und es ist ganz wichtig, dass die Schiedsrichter das Spiel weiter laufen lassen. Das Tempo, die Grätschen, die Aggression - deswegen sind wir ja die beste Liga der Welt. Die Leute wollen Einsatz sehen. Das alles müssen wir uns bewahren, gleichzeitig aber die angesprochenen Probleme bekämpfen.

SPOX: Sie sind nun noch mehr gefordert: Nur der Kapitän soll in Zukunft mit dem Schiedsrichter diskutieren dürfen.

Terry: Ich werde wohl mehr laufen müssen (lacht). Meist bin ich ja 30, 40 Meter vom Geschehen weg. Ich finde es aber gut, dass diese Regel ab sofort konsequent angewandt werden soll.

SPOX: Wie sehen Sie die Titelchancen von Chelsea?

Terry: Wir müssen auf jeden Fall gut starten, das ist das Wichtigste. In der vergangenen Saison haben wir die Meisterschaft gleich am Anfang der Saison verloren. Manchester United hat ein schwieriges Programm, im September müssen sie schon gegen Arsenal und Liverpool ran. Liverpool hat sehr gut eingekauft und wird sich bestimmt verbessern.

SPOX: Uniteds Trainer Alex Ferguson hat gesagt, Chelsea könne sich nicht mehr groß steigern;  sie seien ein "altes" Team.

Terry: Ich glaube vielmehr, dass United in den letzten Jahren schon am äußersten Limit gespielt hat, besser ging es gar nicht mehr. Rio Ferdinand war sensationell in den vergangenen zwei Jahren, Cristiano Ronaldo unglaublich. Wayne Rooney, Carlos Tevez, Ryan Giggs - alle waren fantastisch. Ich glaube nicht, dass wir das in dieser Form noch einmal erleben werden. Wir dagegen hatten viele Verletzte und einen Trainerwechsel  - und waren trotzdem ganz nahe an ihnen dran. Ferguson weiß, dass wir sicherlich noch ein bisschen zulegen und die kleine Lücke der letzten zwei Jahre schließen können.

SPOX: Was macht Sie so zuversichtlich? Der neue Trainer vielleicht?

Terry: Absolut. Wir haben einen hervorragenden neuen Trainer bekommen, der schon viel erreicht hat und den Respekt der ganzen Mannschaft genießt. Man merkt, dass er mit allen Wassern gewaschen ist und jede Menge Asse im Ärmel hat.

SPOX: Was für ein Typ ist er?

Terry: Scolari ist sehr entspannt. Er lacht gern und macht viele Späße. Aber wenn es auf den Platz geht, ist Schluss mit lustig. Dann wird es sehr ernst und man bekommt sogar ein bisschen Angst vor ihm. Man sollte ihn besser nicht wütend machen...

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SPOX: Ist nach dem chaotischen Vorjahr ein wenig Normalität eingekehrt?

Terry: Die Probleme der Vergangenheit sind vergessen. Wenn ich zurückblicke, bin ich richtig stolz, wie wir letztes Jahr als Mannschaft gewachsen sind. Mit Deco und Jose Bosingwa haben wir noch zwei tolle Spieler dazu bekommen, die uns stärker machen. Deco ist der Wahnsinn. Ich wusste gar nicht, wie gut der ist. Es macht richtig Spaß, ihm im Training zuzusehen.

SPOX: Warum?

Terry: Er spielt Killerpässe, nimmt den Ball wunderbar an, und wirft sich auch rein, wenn es sein muss. Alles sieht so leicht aus. Seine vergangenen zwei Jahre waren nicht so gut. Er will sich neu beweisen.

SPOX: Das gilt auch für Chelsea.

Terry: Ja. Letzte Saison waren wir Zweiter in der Meisterschaft, Champions League und Liga-Pokal. Unser Ziel muss es sein, in allen Wettbewerben einen Schritt weiter zu machen.

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