Spieglein, Spieglein an der Wand

Von Stefan Moser
ronaldo, cristiano, manchester, united
© Imago

München - Sie sind jung, schwer erfolgreich, steinreich und - das behaupten zumindest ihre weiblichen Fans - auch noch ganz schnuckelig anzusehen: Cristiano Ronaldo und Fernando Torres.

Cookie-Einstellungen

Aber wer ist nun der bessere Fußballer von beiden? Am Sonntag soll sich diese Frage klären: Der FC Liverpool mit Torres wird dann bei Manchester United mit Ronaldo zu Gast sein (So., 14.30 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere).

Im Anschluss empfängt der FC Chelsea den FC Arsenal (So., 17 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere). Die ersten vier Mannschaften der Premier League spielen im direkten Duell gegeneinander. Einen "Super Sunday" versprechen die englischen Medien, zumal die traditionelle Rivalität in beiden Partien für eine Extraportion Adrenalin sorgen soll.

Zudem haben beide Spiele zumindest richtungweisenden Charakter für eine Entscheidung im Titelrennen. Acht Spieltage vor Schluss führt ManU die Tabelle mit drei Punkten Vorsprung vor Arsenal und fünf Zählern vor Chelsea an. Liverpool hat zwar bereits elf Punkte Rückstand, ist aber seit inzwischen elf Spielen am Stück ungeschlagen und erreichte durch zwei Siege gegen Inter Mailand letztlich souverän das Viertelfinale der Champions League.

"Torres ist der beste Stürmer der Welt"

Mann der Stunde ist dort zweifellos Fernando Torres. Der 24-Jährige, der im Sommer für die vereinsinterne Rekordablöse von 38 Millionen Euro von Atletico Madrid zu den Reds wechselte, hat wettbewerbsübergreifend bereits 27 Tore für Liverpool erzielt.

Für Teamkollege Jamie Carragher ist Torres gar der "derzeit beste Stürmer der Welt". Auch sein Trainer Rafa Benitez lobt den Toptorjäger in den höchsten Tönen: "Er ist ein außergewöhnlicher Stürmer, ich bin hoch zufrieden mit ihm. Vor allem, weil er gleich in seinem ersten Jahr den Durchbruch geschafft hat."

Dabei wurde der Transfer zu Beginn selbst von den Liverpool-Fans durchaus kritisch bewertet. Torres, der augrund seiner kindlichen Gesichtszüge in Spanien "El Nino" genannt wird, sei zu weich für die Premier League, so die allgemeine Einschätzung.

Torres gefährlicher als Ronaldo?

In der Tat benötigte Torres auch eine gewisse Zeit, um sich an das Tempo und die physische Spielweise in England zu gewöhnen.

Um Weihnachten aber platzte der Knoten, seither erzielte er in 13 Ligaspielen stolze 14 Tore.

Und so liegen die Hoffnungen der Reds auch für das Spiel gegen Manchester in erster Linie auf Torres und dessen kongenialen Partner Steven Gerrard, der in allen Wettbewerben zusammen auch bereits 18 Treffer erzielt hat.

"Alle machen sich darüber Gedanken, wie man Cristiano Ronaldo stoppen soll", wetterte Benitez auf der Abschluss-PK vor dem großen Duell gegen den Erzrivalen, "stattdessen sollte man lieber darüber nachdenken, wie man Torres und Gerrard stoppen kann. Denn das wird möglicherweise der Schlüssel zum Sieg."

Ronaldo überflügelt ManU-Legende

Dass sich die beiden derzeit in einer überragenden Form befinden, wird auch ManU-Coach Alex Ferguson nicht entgangen sein, trotzdem steht für ihn fest: Der beste Fußballer auf diesem Planeten ist im Moment Cristiano Ronaldo.

Und die Zahlen sprechen für den Portugiesen: Am Mittwoch gegen die Bolton Wanderers erzielte Ronaldo seine Saisontreffer Nummer 32 und 33 und brach damit den 40 Jahre alten Vereinsrekord von ManU-Legende George Best.

"So viele Tore zu machen, ist unglaublich. Und es spricht Bände über die Fähigkeiten dieses Jungen", sagte Ferguson und fand für die Leistung seines Meisterschülers nur Superlative: "Es gibt zurzeit niemanden, der im Stande wäre, Vergleichbares zu leisten."

Weg zum Titel führt über Chelsea

Auch gegen Liverpool kann Ronaldo den Unterschied machen, ist Ferguson überzeugt. Doch selbst mit einem Sieg gegen die Reds hält der 66-Jährige das Titelrennen weiterhin für offen.

"Wir haben momentan einen kleinen Vorsprung - das ist sicher ein Vorteil", glaubt Ferguson, aber: "Chelsea hat noch die Heimspiele gegen Arsenal und gegen uns. Der Weg zur Meisterschaft führt also nur über Chelsea."

Beim Klub von Michael Ballack aber hat man derzeit noch ganz andere Probleme. Vor allem Trainer Avram Grant gerät von Woche zu Woche mehr unter Druck. Auch nach dem 4:4-Spektakel während der Woche gegen Tottenham hagelte es wieder Kritik - und zwar erneut aus den eigenen Reihen.

Drogba gegen die Trainer

Didier Drogba soll sich laut Angaben des "Mirror" noch auf dem Platz lautstark mit seinem Trainer angelegt haben. Nach dem Spiel soll er dann noch heftig mit Co-Trainer Henk ten Cate aneinander geraten sein.

Hintergrund waren einige taktische und personelle Maßnahmen von Grant, deren Sinn sich für Drogba nicht auf den ersten Blick erschließen wollte - ein Problem, mit dem der Ivorer freilich nicht alleine da stand.

So ließ Grant in den letzten 20 Minuten eine Art Fünferkette in der Abwehr spielen - ein Experiment das gründlich in die Hose ging.

Und Ballack schmorte, trotz zuletzt guter Leistungen, über 80 Minuten auf der Bank. Als er dann eingewechselt wurde, musste ausgerechnet Joe Cole vom Feld, der bis dahin bester Spieler auf dem Platz war.

Arsenal geht die Puste aus

So richtig rund läuft es derzeit allerdings auch beim Stadtrivalen Arsenal nicht. Nach einer phasenweise überragenden Saison scheint den Youngsters von Arsene Wenger nun langsam die Puste auszugehen. Zuletzt spielten die Gunners in der Liga vier Mal in Folge nur Unentschieden.

Zuletzt plagte sich Arsenal dazu immer wieder mit Verletzungssorgen. Auch gegen Chelsea werden wichtige Spieler nicht zur Verfügung stehen: So werden Tomas Rosicky und Abou Diaby definitiv fehlen, Theo Walcott ist noch fraglich.

Jens Lehmann dagegen ist fit. Das ist zwar erfreulich, hilft dem deutschen Nationaltorhüter aber auch nicht weiter. Gegen Chelsea wird erneut Manuel Almunia das Arsenal-Tor hüten. Und sollte er sich keine gröberen Patzer erlauben, wird das wohl auch bis Saisonende so bleiben.

Artikel und Videos zum Thema