Buffon über den "stolzesten Moment" seiner Karriere: Schläge statt WM-Titel

Von Andreas Pfeffer
Buffon sah 2018 gegen Real Madrid die Rote Karte.
© getty

Gianluigi Buffon wird Weltmeister und mehrmals italienischer Meister. Der stolzeste Moment seiner Karriere ist aber ein anderer.

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Weltmeister 2006, zehnmal italienischer Meister, fünfmal italienischer Pokalsieger, dazu Rekordspieler der Serie A und der italienischen Nationalmannschaft und FIFA-Welttorhüter des Jahres 2017 - Gianluigi Buffon ist einer der besten und erfolgreichsten Torhüter der vergangenen zwei Jahrzehnte.

Titel über Titel heimste der inzwischen 44-Jährige in seiner langen Karriere ein. In dieser erlebte er also reihenweise Momente, auf die er stolz sein kann. Der stolzeste Moment seiner Karriere war für ihn laut eigener Aussage aber ein Spiel, welches für ihn doppelt unrühmlich endete: Mit einer Roten Karte und dem Aus in der Champions League.

"Madrid 2018 ist das Spiel, auf das ich am meisten stolz bin - auch wenn ich immer noch nicht verstehe, warum Schiedsrichter Michael Oliver mich des Feldes verwiesen hat", erklärte Buffon in einem Gespräch mit der italienischen Tageszeitung La Stampa.

Was war passiert? Buffons damaliger Verein Juventus Turin kassierte im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid eine empfindliche 0:3-Heimniederlage. Die Chance auf den Halbfinaleinzug - und somit auch Buffons ersten Champions-League-Titel - waren für die Alte Dame auf ein Minimum gesunken.

Buffon sah 2018 gegen Real Madrid die Rote Karte.
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Buffon sah 2018 gegen Real Madrid die Rote Karte.

Juventus egalisiert 0:3 aus dem Hinspiel

Am 11. April 2018 spielte sich im Estadio Santiago Bernabeu dann eines der spektakulärsten Champions-League-Spiele der jüngeren Geschichte ab. Eine heroisch kämpfende Turiner Mannschaft führte zur Halbzeit durch zwei Tore von Mario Mandzukic. Blaise Matuidi egalisierte in der 61. Spielminute sogar das Hinspielergebnis. Danach passierte nicht mehr viel. Alles deutete auf eine Verlängerung hin - bis zur dritten Minute der Nachspielzeit.

Nach einer Vorlage von Cristiano Ronaldo wird der im Strafraum völlig freie Lucas Vazquez von Juventus-Verteidiger Medhi Benatia zu Fall gebracht. Dieser trifft zwar etwas das Spielgerät aber eben auch den Gegenspieler an der Schulter. Für den englischen Schiedsrichter ist der Fall klar - Elfmeter!

Buffon: "Ich habe ihn nicht beleidigt"

Danach spielten sich irre Szenen ab. Alle Spieler der Gäste stürmten auf den Schiedsrichter zu, redeten wild gestikulierend auf ihn ein. Michael Oliver soll auch einige Schläge abbekommen haben. Der Engländer machte Buffon als den Haupträdelsführer aus und schickte ihn wegen seiner harten Kritik mit Rot vom Platz, was Buffon auch Jahre später nicht verstehen kann. "Ich habe ihn nicht beleidigt und ich glaube, einer meiner Mannschaftskameraden hat ihm ein oder zwei Schläge in die Rippen verpasst. Aber das war nicht ich und ich habe Rot bekommen", sagte Buffon.

Es kam, wie es kommen musste. Cristiano Ronaldo verwandelte den Elfmeter quasi mit dem Schlusspfiff und schoss Juventus nach einem aufopferungsvollen Kampf aus dem Wettbewerb.

Nach Spielende ließ Buffon seine Empörung über den gegebenen Elfmeter in der Öffentlichkeit Luft. "Nur der Referee hat ein Foul gesehen. Du musst Fingerspitzengefühl und ein Verständnis für wichtige Momente haben. Wenn du das nicht hast, hast du es nicht verdient, auf dem Platz zu stehen", sagte Buffon beim TV-Sender beIN Sports: "Du kannst das nicht pfeifen."

Für Buffon hatte Oliver in der entscheidenden Szene "kein Herz, stattdessen einen Mülleimer". Obwohl ihm durch das Aus die Möglichkeit genommen wurde, die Champions League seiner Titelsammlung hinzuzufügen, war dieses Spiel der stolzeste Moment seiner Karriere - voller Stolz auf sich und seine Teamkameraden, die kurz vor dem Wunder von Madrid standen.

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