Ein Klub dreht durch: Nicklas Bendtners Kurz-Engagement beim FC Kopenhagen

Von Daniel Buse
Sportlich gesehen war die letzte Station seiner Karriere ein Reinfall. Für den Verein zahlte sich das Engagement des berühmten Stürmers trotzdem aus.
© getty

Sportlich gesehen war die letzte Station seiner Karriere ein Reinfall. Für den Verein zahlte sich das Engagement des berühmten Stürmers trotzdem aus.

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Wie man ein Kultspieler wird? Nicklas Bendtner weiß es. Man ist einfach anders als die anderen Kicker, nimmt sich manchmal sehr ernst - und manchmal überhaupt nicht. Leistet sich verrückte Aktionen auf und neben dem Platz und wird dafür von den Fans geliebt. Und die verzeihen es einem auch, wenn man mal oder auch reihenweise seine Leistung nicht bringt. Weil man eben ein Kultspieler ist.

Den Ruf als außergewöhnlicher bis eigenwilliger Kicker hatte sich Nicklas Bendtner in langen Jahren schon beim FC Arsenal erarbeitet, bevor er nach diversen Stationen im September 2019 zum Ende seiner Karriere beim FC Kopenhagen in seiner dänischen Heimat anheuerte. Der Klub stattete ihn, der von allen nur 'Lord' genannt wird, mit einem Vertrag bis zum Jahresende aus - und dann brach die Hölle in Kopenhagen los.

Der Hype-Train fuhr ein und alle sprangen auf. Nur 17 Stunden nach der Bekanntgabe der Verpflichtung verkündete der Klub, dass alle Heimshirts in allen erhältlichen Größen mit der Nummer 32 auf dem Rücken ausverkauft waren. "Wir haben noch nie so viele Trikots an einem Tag verkauft", staunte der Fan-Shop-Boss der Dänen in der Daily Mail.

Die TV-Stationen pilgerten zum ersten Training des 'Lords'. Was sich dort vor den Kameras abspielte, war jedoch sehr ernüchternd: Bendtner gab bei den Abschlussübungen keine gute Figur ab, sah nicht fit aus und traf das Tor nur äußerst selten.

Nicklas Bendtner: "Immer einer meiner großen Träume"

Den FCK-Fans war das egal: Sie wollten Bendtner spielen sehen, ihren neuen Kulthelden. Der erste Einsatz des Angreifers war für ein Duell der zweiten Mannschaft mit der Bröndby-Reserve vorgesehen - aber aus Sicherheitsgründen mussten die Zuschauer draußen bleiben. "Gegen Bröndby ist immer Krieg. Es wären 3000 oder 4000 Leute gekommen, die bekommen wir auf dem Trainingsgelände gar nicht unter", sagte Kopenhagen-Trainer Stale Solbakken.

Der Ex-Köln-Coach konnte ob der gigantischen Nachfrage nach allem, was mit Bendtner zu tun hatte, nur mit dem Kopf schütteln. "Das ist wirklich wild. Ich denke, die Marketingabteilung hat sowas noch nie erlebt", sagte er und bezeichnete den Rummel als "surreal".

Was sich in der ersten Trainingseinheit schon angedeutet hatte, sollte sich aber schließlich bewahrheiten: Bendtner war auf dem Platz keine große Hilfe mehr. Er kam für den FC Kopenhagen nur neunmal zum Einsatz und erzielte ein mickriges Tor in einem Pokalspiel. Kurz vor dem Jahreswechsel gab der Klub bekannt, dass er den Vertrag mit dem Stürmer nicht verlängert.

"Ich bin stolz, dass ich das FCK-Trikot getragen und ein Tor im Parken erzielt habe. Das war immer einer meiner großen Träume als Fußballer", sagte Bendtner bei seinem Abschied. Und man weiß nicht genau, ob er das ernst oder als echter Kultspieler doch mit einem Augenzwinkern meinte.

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