Deportivo La Corunas Aufstieg und Fall: Das wird diesem Herren noch leid tun!

Deportivo La Coruna bejubelt den Copa-del-Rey-Sieg 2002. Es war der dritte wichtige Titel des Klubs nach einem weiteren Pokalsieg 1995 und dem Meistertitel 2000.
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Roy Makaays turbulenter Wechsel zum FC Bayern

Aufmerksam wurde der FC Bayern auf Makaay, als er Deportivo in der Champions League mit einem Dreierpack zu einem 3:2-Auswärtssieg in München schoss. Was folgte, war ein wochenlanger Transfer-Hickhack. Als Bedingung für eine Freigabe soll Lendoiro vom Stürmer gar einen Verzicht auf dessen letzten Gehalts gefordert haben. "Er hat Makaay regelrecht erpresst. Der hat die Leute aufgehetzt und Makaay nur madig und mies gemacht. Das war unterste Schublade", sagte Rummenigge nach Vollzug des Transfers der Bild.

Letztlich wechselte Makaay für die damalige klubinterne Rekordsumme von rund 20 Millionen Euro zum FC Bayern. Für Rummenigge war das Thema damit aber noch nicht abgeschlossen, stattdessen erwog er wie einst Dortmund rechtliche Schritte gegen Deportivo und Lendoiro: "Wir wollen ein offizielles Verfahren. Da sind Dinge passiert, die werden diesem Herren noch leid tun." Rummenigge forderte die FIFA darüber hinaus auf, "mal genau in die Bücher von Deportivo" zu schauen.

Vor seinem Wechsel zum FC Bayern München 2003 schoss Roy Makaay in 173 Pflichtspielen für Deportivo la Coruna 95 Tore.
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Vor seinem Wechsel zum FC Bayern München 2003 schoss Roy Makaay in 173 Pflichtspielen für Deportivo la Coruna 95 Tore.

2013 schlitterte Deportivo in die Insolvenz

Zu einem tatsächlichen Verfahren kam es zwar nicht, die Bücher von Deportivo dürften aber schon damals alarmierende Zahlen beinhaltet haben. Lendoiro führte seinen Klub über den eigenen Verhältnissen, am Leben hielten ihn lediglich die Einnahmen aus der Champions League. Ähnlich wie bei Leeds United in England brach das spekulative Konstrukt auch bei Deportivo mit dem erstmaligen Nicht-Erreichen der Königsklasse in sich zusammen.

2005 verpasste die Mannschaft die Champions-League-Qualifikation, das Unheil nahm seinen Lauf: Erfolgstrainer Irureta verließ den Klub, Spieler gingen und kamen und gingen wieder. Irgendwann gab es gar kein Geld mehr für Neuzugänge, in Ermangelung an Alternativen rief der Präsident einen Jugend-Kurs aus.

Die Mannschaft schlitterte erst ins Tabellenmittelfeld, dann in den Abstiegskampf, 2011 in die Zweitklassigkeit und 2013 in die Insolvenz. Über die exakte Höhe der Schulden gab es unterschiedliche Angaben: Waren es 34 Millionen Euro? 94? Oder gar 160? Monatelang wurden alle Einnahmen von der Steuerbehörde beschlagnahmt.

Spitzenplatz in der dritte Liga und eine starke Jugend

"Das Ergebnis des Lendoirismus ist die mögliche Auflösung des Klubs", sagte Ex-Trainer Arsenio Iglesias, der Deportivo 1995 zum Sieg in der Copa des Rey geführt hatte. Zur Auflösung kam es zwar nicht, Anfang 2014 trat Lendoiro aber schließlich zurück. 68 Jahre war er mittlerweile alt. Er übergab den Klub, wie er ihn 26 Jahre früher übernommen hatte: als hochverschuldeten Zweitligisten.

In einem emotionalen Abschiedsbrief schrieb Lendoiro von den sagenhaften Erfolgen und den anschließenden Fehlern. "Wir möchten ihnen sagen, dass wir an keinem einzigen Tag, nicht einmal in einer einzigen Sekunde die Illusion verloren haben, La Coruna zu einem großen Klub zu machen." Und: "Wir versichern, dass wir immer alles mit dem festen Ziel getan haben, unser Deportivo so weit oben wie möglich zu sehen." Vielleicht war aber genau das das Problem: Größenwahn.

Wenige Monate nach Lendoiros Abschied kehrte Deportivo zwar in die Primera Division zurück, stieg 2018 unter Trainer Clarence Seedorf aber erneut ab. Und zwei Jahre später wieder. Vor leeren Rängen, Mitten in der Corona-Pandemie. In der ersten Drittligasaison verkaufte der Klub über 20.000 Jahreskarten - und die Mannschaft verlor gegen die Reserve des Erzrivalen Celta Vigo.

Es war der Tiefpunkt, der mittlerweile überwunden ist. Aktuell liegt Deportivo nur wegen der schlechteren Tordifferenz gegenüber Tabellenführer Racing Santander auf Platz zwei seiner Drittliga-Staffel. Hoffnung macht auch die eigene Nachwuchsabteilung: Als nationaler Jugendmeister qualifizierte sich Deportivo für die diesjährige UEFA Youth League, scheiterte dort aber in der Zwischenrunde an Dynamo Kiew. Nach langem Schatten könnten es die ersten Sonnenstrahlen über dem Riazor gewesen sein.