Real Madrid - Toni Kroos im Interview: "Zidane sagte mir, dass das Beste noch kommt"

Von Mario Cortegana
Toni Kroos mit seinem ehemaligen Coach Zinedine Zidane
© getty
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Möchten Sie in Zukunft als Trainer arbeiten, sei es im Nachwuchs- oder im Profibereich?

Kroos: Das muss nicht in der Zukunft liegen, denn ich trainiere bereits viele Kinder auf der ganzen Welt. Das macht mir Spaß, weil ich ihnen mit meiner Erfahrung helfen kann. Es ist nicht so, dass mir jemand etwas vorgibt und ich setze es um. Ich habe mir viele meiner Spiele der vergangenen Jahre angesehen, nach wichtigen Dingen gesucht und sie mit Erklärungen aufgezeichnet. Daran glaube ich. Derzeit denke ich nicht darüber nach, professioneller Trainer zu werden. Ich möchte eher mit Kindern arbeiten. Ich reise ungern viel und verbringe nicht gerne viel Zeit in Hotels. Viel mehr gefällt mir das, was ich täglich tue und die Möglichkeit zu haben, vielen Menschen auf der Welt zu helfen.

Wie kommt Ihre App in der Kabine an?

Kroos: Ich wurde natürlich gefragt, was es ist, wie es funktioniert und wie ich das mit Podcast, App und drei Kindern zu Hause schaffe. Das Gute ist, dass ich noch jung bin. Wenn wir unterwegs sind, beispielsweise im Flieger oder in Hotels, nutze ich die Zeit. Ich spiele nicht PlayStation, sondern denke darüber nach, was wir mit der App machen könnten.

Im Kapitel "Tanzen mit dem Ball" haben Sie sich von einer Übung in Valdebebas [Trainingsgelände von Real Madrid, die Red.] inspirieren lassen. Sie erklären Finten und Dribblings. Dabei sind Sie nicht der klassische Dribbler.

Kroos: Es gehört nicht zu meinem Spiel, viel mit dem Ball zu laufen, aber es gibt Situationen, in denen es sein muss. In diesem Kapitel geht es um enge Ballführung, um Kontrolle zu haben und gleichzeitig den Kopf oben zu behalten. Um dazu in der Lage zu sein, bedarf es viel Training. Es gibt Spieler, bei denen immer alles funktioniert. Mein Spiel besteht nicht darin, vier Gegenspieler auszudribbeln, sondern eine Idee zu haben, bevor der Gegner kommt, um nicht mit Tempo ins Eins-gegen-Eins zu gehen. Es ist wichtig zu wissen, wohin sich der Gegenspieler bewegt, um auf die andere Seite zu gelangen. Diese Fähigkeiten sind für mich wichtiger. Den Ball gut einschätzen und kontrollieren zu können, damit ich auf den Beinen nicht schneller sein muss als mein Gegenspieler. Ich muss schneller im Kopf sein.

Kroos: "Die Schuhe sind für mich das Wichtigste auf dem Platz"

In einem anderen Kapitel sieht man, wie Sie Ihre Fußballschuhe, die so nicht mehr produziert werden, putzen. Ist das zum Beispiel bei Real Madrid üblich?

Kroos: Ich habe noch keinen Spieler bei Real gesehen, der seine Schuhe jeden Tag putzt und sich so vorbereitet. Bei mir ist es etwas Besonderes, weil sie für mich das Wichtigste auf dem Platz sind. Wichtiger als vielleicht für andere Spieler! Ich fühle mich nur in diesem Modell [11pro, Anm. d. Red.] wohl. Ich glaube, das liegt am Material und der Farbe. Heutzutage verändert sich das alle ein bis zwei Monate. Für viele Spieler ist das kein Problem, sie bekommen neue Schuhe und spielen am nächsten Tag damit. Ich bin da etwas anders, ich muss mich sehr wohl fühlen. Mein Schuhe trage ich jetzt seit sieben oder acht Jahren. Ich mag, dass sie weiß sind und das Material ist perfekt. Adidas produziert sie zum Glück weiter für mich. Ich pflege sie gut, ich bereite sie vor jedem Training vor und putze sie anschließend, damit sie am nächsten Tag wieder in Ordnung sind.

Werfen wir noch einen Blick in die Heimat. Mit der neuen Euphorie, die durch Hansi Flick entfacht worden ist: Vermissen Sie es, für Deutschland aufzulaufen?

Kroos: Ich wusste, dass wir sehr gute Spieler mit einer großen Zukunft haben. Ich kenne Hansi Flick aus seiner Zeit als Co-Trainer der Nationalmannschaft. Wir haben nach der EM gesprochen und ich habe ihm meine Idee und Wünsche mitgeteilt. Es hatte nichts damit zu tun, wer Trainer ist. Es war eine persönliche, keine sportliche Entscheidung. Ich wollte etwas mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, mich etwas mehr ausruhen und mich nach vielen Jahren in der Nationalmannschaft auf Madrid konzentrieren. Das wäre bei jedem Trainer so gewesen. Ich hätte gerne mit Hansi Flick zusammengearbeitet, aber ich wollte meine Meinung nicht ändern und damit bin ich zufrieden. Ich wünsche ihm nur das Beste, denn er ist nicht nur ein guter Trainer, sondern auch ein toller Mensch, der mit Deutschland viel erreichen wird.

Sehen Sie Joshua Kimmich als Ihren idealen Nachfolger?

Kroos: Er muss mir gar nicht nachfolgen. Wir haben bereits zusammen gespielt und gut harmoniert. Ich mochte ihn sehr. Bei der Europameisterschaft wurde er etwas anders eingesetzt und wir haben nicht zusammen im Mittelfeld gespielt. Er ist ein guter Fußballer und hat einen guten Charakter. Er will immer gewinnen und ist sehr motiviert. Joshua hat zweifelsohne eine große Zukunft vor sich. Er hat ein etwas anderes Profil als ich, aber dennoch ein sehr gutes.

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