Raman rechnet mit Schalke 04 ab: “Ich hatte die Nase voll”

Von Tim Ursinus
Benito Raman hat den FC Schalke 04 nach zwei Jahren im Sommer verlassen.
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Benito Raman hat den FC Schalke 04 im Sommer nach zwei Jahren verlassen. Nun hat der 26-Jährige mit seinem ehemaligen Arbeitgeber abgerechnet.

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"Wenn ich noch ein halbes Jahr auf Schalke geblieben wäre, hätte ich aufgehört, Fußball zu spielen. Ich hatte die Nase voll von dem, was dort passierte", sagte Raman gegenüber den belgischen Zeitungen Les Sports und Het Nieuwsblad.

Schalke 04 war in der Saison 2020/21 nach einer Ausbeute von lediglich 16 Punkten aus der Bundesliga abgestiegen. Trotzdem hätten die Trainer David Wagner, Manuel Baum, Huub Stevens, Christian Gross und Dimitrios Grammozis (alle in einer Saison S04-Coach) immer versucht, den Verein in der Klasse zu halten. Bei den Spielern sei zudem "nie" das Gefühl aufgekommen, "dass wir absteigen würden", sagte Raman: "Bis zu dem Moment, als wir dann wirklich abgestiegen sind."

Allerdings waren die Königsblauen nicht mehr aus der "Negativspirale" herausgekommen, bilanzierte der Angreifer. Besonders die Zeit unter Gross befand Raman als schlimm. "Er kannte nicht einmal unsere Namen, wir hatten kein taktisches Training", sagte Raman über den Schweizer, der nach elf Spielen wieder entlassen wurde.

Die Taktik hätten schließlich erfahrene Spieler übernommen. "Am Tag vor dem Spiel gegen die Bayern haben wir auf Mini-Fußballtore gespielt und uns nicht taktisch vorbereitet. Einmal fragte er einen Spieler, der lange Zeit verletzt war: 'Ah, bist du verletzt?'", führte Raman aus.

Gross wurde nach elf Spielen als Schalke-Trainer entlassen.
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Gross wurde nach elf Spielen als Schalke-Trainer entlassen.

Raman über Fan-Gewalt: "Habe Polizeischutz beantragt"

Doch nicht nur die Unprofessionalität von Gross hatte ihn an eine Karriereende denken lassen. Auch die Fan-Gewalt der Schalke-Anhänger schockierten ihn. Nach dem sicheren Abstieg am 30. Spieltag durch eine 0:1-Niederlage in Bielefeld waren die Spieler von einem wütenden Mob in Gelsenkirchen empfangen worden. Neben Drohungen war es zu Jagdszenen gekommen.

"Ja, ich hatte auch Angst. Wir hatten Anspruch auf Polizeischutz, und ich habe ihn beantragt", erklärte Raman und fügte an: "Zwei oder drei Wochen lang patrouillierte eine private Schutzfirma vor meinem Haus. Vor allem, als wir elf Tage lang in Quarantäne beim Klub bleiben mussten. Ich wollte nicht, dass meiner Frau oder meinem Sohn etwas zustößt."

Inzwischen spielt Raman nach einer "halluzinierenden" Saison für den RSC Anderlecht. "Der Plan war, einen Verein in England, Spanien oder Italien zu finden, aber das zog sich hin. Dann wollte meine Frau aus familiären Gründen nach Belgien ziehen", sagte der Belgier.

In Anderlecht scheint sich Raman wieder wohl zu fühlen. In den ersten sechs Einsätzen für seinen neuen Klub war er an drei Toren beteiligt. Beim Team von Trainer Vincent Kompany hat er Vertrag bis 2024.

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